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Das Auge des Sehers (German Edition)

Das Auge des Sehers (German Edition)

Titel: Das Auge des Sehers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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einfach alles auf. Waren immer einen Schritt schneller als wir. Jemand gab denen die entscheidenden Tipps», wiederholte sich Obrist.
    «Also doch Mangold?»
    «Weshalb sollte er? Der ist doch gierig wie die Sau.»
    «Vielleicht gegen eine Provision?»
    «Meinen Sie? Könnte sein. Er wiegelte uns gegen die Sekte auf und ist mit der Alten in die Pfanne gegangen.»
    «Mangold und Alura Randa?»
    «Die haben was miteinander. Standen in Mangolds Hofeinfahrt ganz eng beieinander.»
    «Wann war das?»
    «Vor einigen Wochen. Ich knöpfte ihn mir am gleichen Abend vor, prügelte ihn durch seine Lotterbude. Es sei nichts, versicherte er mir. Wir würden bald unser Geld zurückbekommen. Ich glaubte dem Drecksack kein Wort. Betrügt seine Freunde, hintergeht seine Alte. Typisch Jo.»
    «Und weshalb sind Sie heute so ausgeflippt?»
    «Weil ich einfach die Schnauze voll habe. Das gestern war zuviel.»
    «Was war denn gestern?», hakte Nadine nach.
    «Beim Merian-Iselin-Spital entsteht eine Alterssiedlung. Da boten wir mit, ohne unseren Freund Jo, den Mistkerl. Und wieder sind wir nicht zum Zug gekommen.»
    «Was hat das mit Alura zu tun?»
    «Das Zentrum wird von der Sekte mitfinanziert.»
    «Woher wissen Sie das?»
    «Vom Architekten. Die würden das mitfinanzieren, über diese Stiftung. Warten Sie, hier …», Obrist kramte einen Brief aus seiner Tasche, «… das ist die Absage.»
    Der Brief stammte von einem Architekturbüro, das Ferrari nicht kannte. Im ersten Teil des Schreibens jagte eine Floskel die andere. Der Architekt bedankte sich für die Teilnahme, aber leider habe man sich für jemand anders entschieden. Danach ging er in einigen persönlichen Worten auf den lieben Hans ein. Dass er es sehr bedaure, aber er bitte um Verständnis und hoffe, dass die persönliche Freundschaft, Ferrari fragte sich unwillkürlich, ob es auch eine unpersönliche gab, nicht unter der Absage leide.
    «Ich rief Willy natürlich an. Im Vertrauen erzählte er mir, dass diese Randa bei ihm gewesen sei. Die Stiftung hätte gegen uns entschieden. Deshalb bin ich ausgerastet. Die Schlampe und ihre Leute machen uns mit System kaputt.»
    Ferrari klopfte mit seinem Kugelschreiber auf den Tisch, was ihm missbilligende Blicke von Nadine eintrug. Immer und immer wieder tauchen die Nostramos auf, wenn es um Bauvergaben geht. War das wirklich ein Zufall? Die Stiftung schien ziemlich vermögend zu sein. Vielleicht sollte ich nochmals mit Yvo reden.
    «Immerhin, einen kleinen Lichtblick gibts», sprach Obrist mehr zu sich selbst. «In den nächsten Tagen setzen wir uns an einen Tisch.»
    «Wer?»
    «Urs, Franz, Richi und ich.»
    «Um Mangold fertigzumachen?»
    «Ich trau dem Schwein nicht. Gestern Abend ist er halb besoffen in unserem Quartiertreff aufgetaucht, spendierte eine Runde und verkündete, das Elend habe bald ein Ende. Der Trottel redete fast so salbungsvoll wie die von der Sekte. Das färbt vermutlich ab. Jedenfalls versprach er, unser Geld inklusive Zinsen in ein paar Wochen zurückzuzahlen. Richi wäre fast auf ihn los.»
    «Und woher stammt das Geld?»
    «Wahrscheinlich versucht er wieder nur, Zeit zu gewinnen. Aber, verdammt noch mal, wir müssen irgendwie überleben, eine Möglichkeit finden, um wieder an Aufträge zu kommen. Darum sitzen wir auch zusammen. Was … was passiert jetzt mit mir?»
    «Mit Ihnen? Hm … Zuerst werden Sie etwa vier Wochen in einer Zelle schmoren, bei miesem Essen versteht sich. Danach machen wir Ihnen den Prozess. Aller Wahrscheinlichkeit nach wandern Sie für etwa drei Jahre ins Gefängnis. In dieser Zeit geht Ihr Geschäft zugrunde. Ihre Familie … haben Sie Familie?»
    «Esthi, meine Frau, und meine zwei Mädchen …»
    «Sehr schön. Also, Ihre Familie muss in der Zeit halt schauen, wo sie bleibt. Wenn Sie aus dem Gefängnis kommen, wird Sie Ihre Frau längst verlassen haben und alle Leute im Quartier zeigen mit dem Finger auf Sie. Schaut mal, da kommt der Knacki. Mit Aufträgen wirds dann auch nicht einfacher.»
    «Da kann ich mich ja gleich aufhängen!», murmelte Obrist kleinlaut.
    «Der Kommissär wollte Ihnen eigentlich nur sagen, dass Sie sich bei uns entschuldigen sollen. Und in Zukunft zuerst nachdenken, bevor Sie unüberlegt handeln.»
    «Sie meinen … ich …»
    «Ich bringe Sie hinaus, Herr Obrist.»
    Er sprang hoch und schüttelte Ferrari die Hand.
    «Danke! … Ich weiss nicht, was ich sagen soll … Wenn Sie einmal einen Elektriker brauchen, Sie beide …»
    «Hauen Sie schon ab, bevor ich es

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