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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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brabbelte etwas von „Familienwache“ und „mitkommen“ und zog uns einfach mit sich aus dem Trubel der Mae, Asannen und Shadun. Dabei weinte er die ganze Zeit und erst jetzt fiel mir auf, wie mager und abgezehrt er aussah.
    Den einen Arm hatte er um Keelin, den anderen um mich gelegt. Es war ein vertrautes Gefühl, obwohl ich den Mann kaum kannte. Ich erklärte es mir aber so, dass er fast die gleiche Aura wie Keelin hatte und auch wie sein Sohn roch. Es war ein bisschen wie nach Hause kommen.
    Eremon führte uns hinüber zu einem gigantischen Baum, der größer war als alles, was ich je gesehen hatte. Ich hatte ihn während meiner Zeit in Keelins Heimat zwar bemerkt, ihn aber nicht wirklich als das erkannt, was er war:
    Ein Weltenbaum. Natürlich. Wie hatte ich das nicht spüren können? Okay, vielleicht war ich da mit anderen Dingen beschäftigt gewesen, aber trotzdem. Er war umwerfend. Sowohl in der Größe als auch in seiner Ausstrahlung. Er hatte goldene Blätter wie Meehas Minibaum und auch hier bestanden die Blätter aus verschiedenen Arten, sah der Stamm aus wie ein Flickwerk aus unterschiedlichen Rinden.
    Und er war natürlich vollgepackt mit Geistern.
    Eremon führte uns zu einer Stelle, wo bereits eine einsame Gestalt saß. Als sie uns sah, sprang sie hastig auf und verschwand irgendwo in den Ästen des Weltenbaumes.
    Liah.
    Jetzt sah ich auch, wo sie gesessen hatte: Vor einem Hügelgrab, das bereits mit tausenden von Wurzeln und goldenen Blättern überzogen war.
    Tristans Grab.
    Wir setzten uns und weinten. Hauptsächlich weinte ich, denn Keelin und Eremon schienen vor Trauer keine Träne mehr übrig zu haben.
    Hier erfuhr ich dann auch, dass Tristan Eremons Ziehsohn und damit auch Keelins Ziehbruder war. Das erklärte natürlich einiges. Mir schwirrten von dieser Information die Gedanken ähnlich hektisch wie die Geister um meinen Kopf.
    Wir blieben noch zwei Tage und Nächte am Grab sitzen. Familienwache eben. Mir wurde ganz warm und kuschelig zumute, sobald ich mir dieses Wort auf der Zunge zergehen ließ. Ich weiß, es war ein trauriger Anlass, aber trotzdem. Ich gehörte zur Familie. Zu dieser Familie. Zu Keelin.
    Ich war nicht mehr allein.
    Der Gedanke war so phantastisch, dass ich jedes Mal Keelins Hand nehmen musste, wenn er mich überkam.
    Zwischendurch besuchte uns Brahn, brachte uns Essen und Decken, setzte sich dazu und unterhielt sich mit uns, hielt Keelin auf dem neuesten Stand. Auch er trauerte um Tristan, schien aber nicht zum engsten Familienkreis zu gehören.
    Irgendwann standen Eremon und Keelin auf und wollten einfach gehen. Die Wache war ganz offensichtlich vorüber. Sie schienen plötzlich auch viel entspannter zu sein, lachten sogar miteinander. Ich war verwirrt und fragte nach. Sie erklärten mir, dass Tristans Seele gegangen sei und sie mit seinem Verlust umgehen könnten.
    Die Magie hatte es gerichtet.
    Ich schätze, ich war noch nicht feinfühlig genug für derlei Dinge. Ich für meinen Teil war noch immer unendlich traurig. Vielleicht aber auch nur, weil ich Liah die ganze Zeit über wie eine dunkle Präsenz in meinem Nacken fühlte.
    Die Männer hatten sie ein paar Mal angesprochen und zu sich herunterholen wollen, aber sie wollte nicht. Irgendwann hatten sie aufgegeben.
    Jetzt, wo die Shadun gehen wollten, wollte ich unbedingt noch etwas bleiben. Vielleicht kam Liah, wenn ich allein zurück blieb. Keelin verstand, gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange und flüsterte mir ins Ohr: „Du findest uns bei meinem Vater im Haus. Frag einfach nach Eremons Hütte.“
    Dann verschwanden sie und mit ihnen gingen auch das Gelächter und die Wärme. Ich blieb fröstelnd allein zurück.
    Nur Augenblicke später sprang Liah vom Weltenbaum. Sie ließ sich übergangslos neben mir im Gras nieder und legte zwei zitternde Hände auf Tristans Grab. Da ahnte ich, dass ich hier eine zweite Totenwache abhalten würde.
    Diesmal für Liah.
    Nach fast fünf Stunden kam sie ein bisschen zur Ruhe. Ich wagte nicht, sie zu berühren, denn noch immer spürte ich diese wilde Seite in ihrem Innersten. Das Toben der Gefühle, die … Hexe.
    Auch die Hexengeister waren in der Nähe und machten mich und die Elementargeister ziemlich nervös. Aber sie kamen nicht näher und damit konnten wir alle leben.
    Irgendwann begann mein Magen, unangenehm zu knurren, was mir wirklich peinlich war, aber irgendwie auch marisch. Bei einem besonders lauten Knurrer rang Liah sich dann endlich ein müdes Lächeln

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