Das Band der Magie
gutes Gefühl, obwohl es ein so furchtbarer Anlass war.
Selbst Meeha hockte sich oben auf Keelin Kopf und gab leise Jammerlaute von sich. Meine Güte, meine Waldgöttin wurde noch richtig sentimental.
Danach ging es mir ein bisschen besser, weil das Geheimnis von meiner Seele genommen war. Heikel wurde es aber noch einmal, als Brahn Keelin vorsichtig mitteilte, dass jetzt er das Oberhaupt aller Völker sei.
Da rastete Keelin dann doch ein bisschen aus. Er hatte wirklich eine leicht jähzornige Natur.
Wie sich herausstellte, war es bei den Asannen und den Mae üblich, dass der Fürst seinen Nachfolger einfach durch Benennen bestimmte. Und Tristan hatte Keelin gewählt.
Keelin schrie Brahn aus irgendeinem Grund an und redete Unsinn. Brahn hörte sich geduldig alles an und zuckte immer wieder mit den Achseln. Er sagte: „Es ist jetzt eben so. Und es ist eine gute Wahl!“ Das brachte es eigentlich auf den Punkt. Ich machte mich inzwischen möglichst winzig und versteckte mich hinter einem riesigen Warihintern.
Keelin kriegte sich dann auch schnell wieder ein, zwar deutlich strubbeliger und verheulter als zuvor, aber auch ruhiger. Wahrscheinlich hatte ihm seine Magie ohnehin schon alles mitgeteilt. Er hatte es nur zuvor nicht wahrhaben wollen.
Nach dieser Eröffnung ritten wir nicht weiter, sondern lagerten lieber neben merkwürdig verrotteten Bäumen. Sie hatten Ähnlichkeit mit verfaulten Hütten, ich war mir aber nicht sicher und wollte es auch nicht so genau wissen.
Ich beobachtete, wie Keelin seine Decken ausbreitete und war unendlich erleichtert, als er mich zu sich winkte. Ich hätte eine Nacht weit entfernt von ihm echt nicht verkraftet.
In dieser Nacht verstand ich endgültig, dass wir jetzt zueinander gehörten. Er nahm mich so fest in die Arme, dass ich kaum atmen konnte. Und er küsste mich auch. So richtig. Der Kuss schmeckte zwar ein bisschen nach Trauer, aber auch nach Hoffnung. Und das war alles, was ich brauchte.
Hoffnung. Die brachte einen nämlich ziemlich weit.
Als es um uns herum ruhiger wurde, stupste ich ihn vorsichtig an. Er öffnete ein Auge und lächelte. Das gab mir den Mut, meine extrem naive Frage, die mir schon die ganze Zeit auf der Seele brannte, endlich zu stellen. Ich fragte: „Keelin, sind wir jetzt ein Liebespaar?“
Da strahlte er mich an, von einem Ohr zum anderen. Er gab mir erst einen Kuss auf die Stirn, dann auf jede Wange, auf die Nase und auf die Lippen und sagte: „Wir sind mehr als das. Viel mehr.“
Und das erfasste es ziemlich gut.
Der nächste Morgen begann für Keelin ziemlich ungemütlich. Er erwähnte beiläufig, seine Füße seien kalt – und ich muss wohl irgendwas in diese Richtung gedacht haben. Auf jeden Fall schrie er auf einmal auf, weil sich eine Truppe Feuergeister unter unsere Decken gesellt hatten, um ihm die Füße zu wärmen.
Sie hatten ihm dabei die Schuhsohlen bis zur nackten Haut verbrannt.
Von da an war ich etwas vorsichtiger, was ich so dachte und wünschte.
Den Rest der Strecke verdöste ich dann, umschwirrt von einer dichten Traube schwatzender Elementargeister. Einige waren noch aus Alkamir, andere kamen aus allen möglichen Richtungen. Es war, als sei ich der Leuchtturm und sie die Schiffe.
Keelin ertrug gelassen, dass auch er als Landeplatz genutzt wurde.
Einige Tage später trugen uns die Waris erst durch den Nebel, der Keelins Heimat versteckte, und danach durch das riesige Tor. Ein paar Wachen begrüßten uns begeistert – und verbeugten sich dann hastig vor Keelin.
Der wurde tatsächlich rot bis zu den Ohren, was mein Mädchenherz natürlich unfassbar charmant fand.
Unsere Ankunft war zum Glück weit weniger traurig, als ich erwartet hatte. Die Bewohner freuten sich viel zu sehr, uns gesund wiederzuhaben, um groß einen auf Trauer zu machen. Sie zogen Keelin geradezu von dem Wari. Die Frauen umarmten ihn begeistert oder küssten ihn -ich hätte sie würgen können -, die Männer gaben ihm donnernde Kumpelschläge auf die Schulter oder klopften ihn ganz allgemein durch. Keelin ertrug auch das, obwohl der ein oder andere Hieb wirklich wehtun musste.
Auch ich wurde erstaunlich herzlich begrüßt, wenn auch nur durch viel Verbeugen oder Händeschütteln. Mich richtig anzupacken wagte wohl keiner. Kein Wunder, mit der Armada Geister im Hintergrund.
Auch Eremon kam, um uns zu begrüßten. Er brachte die erwartete Trauer mit. Seine Umarmung war voller Tränen, aber dafür auch umso herzlicher und voller Erleichterung.
Er
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