Das Band des Mykerinos (Adrian Pallmers magische Abenteuer, Band 2) (German Edition)
edlem Holz getäfelt. In der Mitte des Zimmers befand sich ein großer Schreibtisch, auf dem sich mehrere hohe Stapel Bücher auftürmten. Dahinter stand ein aufwändig verzierter Lehnstuhl. An den Wänden waren mehrere Ledersessel und ein langes Sofa platziert. Von der hohen Decke, die ebenfalls mit Holztafeln verkleidet war, hing ein prächtiger Kronleuchter herab, der den Raum mit seinem funkelnden Licht durchflutete. Ansonsten war in dem Zimmer nichts wirklich Besonderes zu sehen. Es schien der Arbeitsraum des Bibliothekswächters zu sein. Ben Mosaaf lud Adrian ein, sich in einen der bequemen Sessel zu setzen und läutete ein kleines, goldenes Glöckchen, das irgendwo zwischen den Büchern auf dem Tisch gelegen hatte. Schon im nächsten Moment öffnete sich eine zuvor nicht erkennbare Tür in der Wand und zwei kleine Wesen traten in den Raum. Wenn sie aufrecht standen, mussten sie ungefähr mit ihrem Kopf auf Adrians Kniehöhe sein. Auf den ersten Blick sahen sie aus wie eine Mischung zwischen einer übergroßen Ratte und einer Eidechse, wobei ihre spitzen Gesichter aber nicht die für Ratten typischen langen Barthaare besaßen. Vielmehr waren ihre Gesichter glatt und ohne jegliches Fell. Nur oben auf dem Kopf hatten sie ganz dichte, kurze, graue Haare. Ihre großen, runden Segelohren standen etwas ab. Über die Schultern trugen sie eine weiße Kutte. Ihre Füße, oder besser Krallen, waren, soweit Adrian das erkennen konnte, ohne Bekleidung. Hinten hing ein recht langer, dünner Schwanz aus dem Umhang heraus. Das eine der Wesen, das sich auf einen Stock stützte, schien schon ziemlich alt zu sein, wie aufgrund der runzeligen Haut zu vermuten war. Das Andere hingegen sah noch jung aus. Besonders auffällig waren die fünf goldenen Ringe, die wie Piercings das linke Ohr schmückten.
»Ihr 'abt g'ruf'n? Wom't könn'n wir dien'n?«, nuschelte der Ältere der Beiden mit einer für so ein kleines Wesen unerwartet tiefen Stimme.
»Unser Gast, Adrian Pallmer, ist bestimmt hungrig und müde. Wäre es gut, ihm etwas zu essen und zu trinken und eine Decke zu bringen, damit er sich ausruhen kann?«, und an Adrian gewandt fragte er weiter, »Gibt es etwas Spezielles, was du gern hättest?« Adrian schüttelte den Kopf. Ohne etwas zu antworten verschwanden die Zwei durch die Öffnung, durch die sie erschienen waren.
»Was sind denn das für Kerlchen?«, fragte Adrian neugierig, als sie wieder allein waren.
»Das sind Beloaa.«, antwortete Ben Mosaaf, als wenn es das Natürlichste der Welt wäre.
»Belo ... was?«
»Beloaa. Sie sind die eigentlichen Bibliothekare hier. Sie hüten die magischen Schriften. Und sie besitzen ganz besondere Kräfte. Deshalb ist es im Inneren der Bibliothek auch nahezu unmöglich, Magie auszuüben, selbst für talentierte Zauberer. Sie leben hier seit der Zeit der mächtigen Pharaonen und deren Magier. Wird die Bibliothek an einen anderen Ort gebracht, folgen sie ihr. Sie kennen jedes Buch, jede Schriftrolle, jede Tontafel, jedes Pergament - jede Zeile davon. Das Wissen tragen sie von Geburt an in sich. Und dabei sind sie die eigenartigsten Geschöpfe, die du dir nur vorstellen kannst.«
Bevor Adrian etwas fragen konnte, tauchten die Zwei wieder auf und brachten einen Teller mit Brot, Gemüse und Fleisch und einen gläsernen Pokal, der mit einem exotischen Saft gefüllt war, und reichten ihm beides. Danach verschwanden sie sofort wieder. Beim Duft der Speisen merkte Adrian erst, wie ausgehungert er wirklich war. Beobachtet von dem alten Magier, machte er sich über die Speisen und Getränke her. Inzwischen hatten die Beloaa auch noch eine hauchdünne, zu einem kleinen Päckchen zusammengefaltete Decke gebracht und neben Adrians Sessel gelegt. Als Adrian fertig war, kam ihm seine Frage von vorhin wieder in den Sinn.
»Was ist denn eigentlich so eigenartig an diesen Be ... Belor ... Beloaa?«
»Du fragst, was an ihnen so eigenartig ist? Ich will es dir erklären! Beloaa erben ihr Wissen von ihren Eltern schon bei der Geburt. Jeder von ihnen hat das gleiche Wissen. Jedoch können sie es nicht für sich selbst einsetzen. Doch Wissen, was man nicht anwenden kann, ist ziemlich nutzlos, nicht wahr? Wissen zu BESITZEN macht noch nicht intelligent. Erst das, was wir damit TUN, sozusagen die Früchte unseres Wissens, machen das aus uns, was wir sind. Intelligenz ist also angewendetes Wissen, verstehst du? Die Beloaa besitzen den größten Schatz an Wissen, den man sich vorstellen kann, können
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