Das Band des Mykerinos (Adrian Pallmers magische Abenteuer, Band 2) (German Edition)
in seiner Stimme zu hören. »Du kannst dich ruhig zeigen, ich bin doch dein Freund und will dir helfen. Erinnerst du dich nicht mehr an den Besuch bei euch im letzten Jahr?«
Jetzt war Adrian völlig verwirrt. Welchen Besuch meinte er denn? Als er mit Marenkin während der Rettungsaktion bei ihnen gewesen war, war er ja nicht wirklich als Freund in Erscheinung getreten. Oder sollte das vielleicht sogar eine versteckte Warnung sein? Auf jeden Fall löste er seine Tarnung erst einmal nicht auf und verhielt sich weiterhin so leise wie nur möglich. Er musste unbedingt herausfinden, was hier los war. Schließlich kehrte der Mann um und lief den Weg zurück, den er gekommen war. Adrian folgte ihm in einigem Abstand unbemerkt.
»Wo ist er?«, fragte eine tiefe, raue Stimme.
»Ich weiß es nicht. Das war offensichtlich ein Fehlalarm.«, entgegnete der Alte mit zitternder Stimme. Ein Blitz durchzuckte die Dunkelheit, traf ihn mitten ins Gesicht und warf ihn zu Boden. Stöhnend und mit eingezogenen Schultern, erhob er sich aber wieder. Schützend hielt er eine Hand vor sein Gesicht.
»Du hast ihn sicher irgendwie gewarnt!«
»Nein, habe ich nicht! Bitte ...«
»LÜGNER!«, fiel ihm zornig sein im Dunklen verborgener Gegner ins Wort.
»Es war ein Fehlalarm!«, wiederholte der Alte hartnäckig, »Sonst hätte ihn mein Erkennungszauber offenbart. Bitte ...«
»Du steckst doch ganz sicher mit ihm unter einer Decke! Wie alle vom Orden! Bestimmt ist er hier irgendwo und deshalb versuchst du, mich loszuwerden.«
»Wenn er hier wäre,«, begann der Alte eigenartig betont, »würde er ...«
Er kam jedoch nicht dazu, seinen Satz zuende zu sprechen. Der noch immer im dunklen verborgene Zauberer schoss einen weiteren magischen Blitz auf ihn ab, der ihn ohne Gegenwehr traf und erneut zu Boden warf. Diesmal aber blieb der alte Hüter der Bibliothek regungslos am Boden liegen. Ein Mann mit einem dunklen Umhang trat aus dem Schatten der Nacht und beugte sich kurz über den Alten und sagte, »Ich komme wieder, verlass dich drauf!« Dann lief er eilig die Straße hinab. In einiger Entfernung bildete sich vor ihm eine kleine, schwarze Wolke, die noch dunkler war als die Dunkelheit der Nacht, und die sich gleich wieder auflöste, als der Zauberer darin verschwunden war.
Adrian stand noch immer wie gelähmt da. Den Angreifer hatte er nicht erkennen können. Doch jetzt musste er sich erst einmal um den Alten kümmern, das war klar. Es könnte natürlich auch eine Falle sein, um ihn aus seiner Tarnung zu locken. Irgendwie hatte er aber das Gefühl, dass der Hüter etwas wusste und dass er doch versucht hatte, ihn zu schützen. In diesem Augenblick tauchte zum Glück Hermann wie aus dem Nichts auf. Er hatte seinen Auftrag erfüllt und war schließlich Adrian gefolgt, was für einen Liburen wie ihn kein großes Problem darstellte. Noch bevor er beginnen konnte, Adrian zu berichten, schickte der ihn los, die Umgebung abzusuchen. Flüsternd sagte er zu ihm, »Hermann! Es ist gut, dass du da bist! Du musst ganz dringend die Gegend hier absuchen, ob außer dem da,«, dabei zeigte er auf den Hüter, »irgendein Magier in der Nähe ist. Schnell!«
Ohne zu fragen, verschwand der kleine Sucher wieder in der Dunkelheit. Doch schon nach wenigen Minuten kam er zurück und berichtete, »Hiezz istss keinezzz! Wasss istss geschehenzzz?«
Nachdem Adrian seinem kleinen Freund kurz alles erzählt hatte, lief er zu dem Alten, der gerade wieder erwachte. Er half ihm auf, ohne jedoch seine Tarnung zu entfernen. »Ich wusste, dass du da bist. Und es war sehr gut, dass du einen so tollen Tarnzauber beherrschst. Das war übrigens Martens Connet. Du weißt sicher, wer das ist.«
»Martens Connet?«, erschrak Adrian, »Und was wollte er?«
»Er suchte nach DIR.«, antworte der alte Hüter und setzte nachdenklich fort, »Aber ... er scheint nicht mit G'Marbor im Bunde gewesen zu sein. Es sieht wohl so aus, als ob er auf eigene Rechnung unterwegs ist.«
»Aber ... aber woher wusste er denn, dass ich hierher kommen würde?«, wunderte sich Adrian.
»Er wird wohl erfahren haben, was deine erste Aufgabe ist. Und da wird er sich eins und eins zusammengezählt haben. Du musst wissen, er ist sehr, sehr intelligent ... Doch lass uns von der Straße verschwinden, bevor noch jemand auftaucht. Du wolltest doch zur magischen Bibliothek, oder?«
»Ja, sicher.«
»Dann folge mir.«, sagte der Alte und blickte dabei, was Adrian verwunderte, in eine ganz andere
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