Das Band des Mykerinos (Adrian Pallmers magische Abenteuer, Band 2) (German Edition)
wie eine schützende Blase um die Zwei legte und sie vor dem Ertrinken rettete. Das Wasser brach jedoch mit einer solch brutalen Gewalt über sie herein, dass Adrian und Camille einfach mitgerissen wurden. Nur mit größter Mühe gelang es Adrian, mit der einen Hand seinen Zauberstab zu umklammern und mit der anderen Hand Camille festzuhalten, die noch immer halb bewusstlos war.
Keinen Moment zu früh verbreiterte sich die Schlucht vor ihnen plötzlich und der Sturzbach ergoss sich in einen breiten Graben, der am Rande eines weiten Tales entlang führte, denn Adrian rutschte gerade jetzt sein Zauberstab aus den feuchten Fingern, so dass der Schildzauber in sich zusammenbrach und die Zwei völlig vom sprudelnden Wasser eingeschlossen wurden. Im gleichen Augenblick spürte Adrian jedoch, wie ihn eine kräftige Hand am Arm packte, zusammen mit Camille aus dem Wasser zog und neben dem reißenden Bach ins spärliche Gras legte. Nachdem die Beiden erst einmal jede Menge Wasser ausgespuckt hatten, blickten sie suchend um sich, um zu sehen, wer sie gerettet hatte. Ein paar Schritte weiter stand mit dem Rücken zu ihnen ein relativ kleiner, dicker Mann bis zum Gürtel im Wasser und schien zu versuchen, etwas aus den tosenden Fluten herauszufischen. Nach ein paar erfolglosen Versuchen, bei denen er zweimal wegrutschte und beinahe selbst weggespült worden wäre, kam er zurück, um nach Camille und Adrian zu schauen.
Sein ganzer Kopf bestand eigentlich nur aus Haaren. Ohne Unterbrechung hing sein wilder Bart mit den noch wilderen Haaren auf seinem Kopf zusammen. Sie mochten früher bestimmt einmal braun gewesen sein, waren jetzt aber mit vielen grauen Strähnen durchsetzt. Nur ein winziger Fleck war ohne Haare und dort schaute eine dicke, runde Nase heraus. Unter buschigen Augenbrauen versteckt, leuchteten seine Augen wie zwei kleine Sterne hervor. Der Mund war inmitten des Haargeflechts seines Bartes nur zu erahnen.
Als ob das noch nicht furchteinflößend genug wäre, verstärkte seine Kleidung den Eindruck eines Wilden noch weiter. Sowohl seine Jacke wie auch seine Hose waren aus einem zerzausten, dunklen Fell gefertigt. Das ganze ließ ihn eher wie einen Yeti oder Urmenschen aussehen und nicht wie einen Menschen aus zivilisierten Breiten. An den riesigen Füßen trug er schwarze, klobige Lederstiefel, die aber fast vollständig von Schlamm bedeckt waren. Um den Bauch hatte er einen breiten Ledergürtel gebunden, an dem ein langes, glänzendes Messer und eine kleine Tasche baumelten.
»Ist alles gut mit euch?«, fragte er besorgt mit einer tiefen, aber sanften Stimme, die völlig im Widerspruch zu seiner äußeren Erscheinung stand.
»Ja, geht schon.«, antworte Adrian spontan, während er sich so schnell er konnte vom Boden erhob. Mit gesenktem Blick fügte er noch hinzu, »Ähh ... und danke für die Hilfe!«
Camille, die inzwischen auch aufgestanden war, nickte nur schweigend und blickte den Mann mit großen Augen an. Für einen Moment herrschte Schweigen. Im Hintergrund rauschte und gurgelte das Wasser des reißenden Baches. Der Fremde musterte Adrian und Camille von oben bis unten und wieder zurück. Die beiden jungen Zauberer taten das Gleiche mit ihm.
»Ich bin Kyriakos Tiomentos.«, stellte dieser sich schließlich vor, »Und wer seid ihr? Und was habt ihr hier zu suchen?« Jetzt klang seine Stimme schon etwas strenger und fast schon vorwurfsvoll.
»Wir ... ähh ... wir sind ... wir sind eigentlich ganz zufällig hier!«, log Adrian, »Wir waren einfach zusammen ein Stückchen in den Bergen spazieren.«
Der anfängliche freundliche Blick wich einem ernsten und auf der Stirn des Fremden zeigten sich tiefe Falten. Schweigend musterte er erneut die zwei pitschnassen Jugendlichen, die vor ihm standen. Dann sagte er, »Ich habe euch beobachtet, wie ihr angekommen seid und ...«
»Sie waren das?«, rutschte es Camille über die Lippen. Adrian warf ihr einen finsteren Blick zu und räusperte sich übertrieben laut in der Hoffnung, dass der Grieche den Kommentar des Mädchens dadurch überhören würde.
»Ihr braucht mir nichts vorzuspielen!«, entgegnete er trocken. »Ihr seid junge Zauberer. Und Zauberer kommen hier in der Regel nicht zufällig vorbei! Ich weiß also was ihr sucht! Doch warum?«
Jetzt war Adrian erst einmal sprachlos. Was wusste dieser Fremde wirklich? Konnte er ihm vertrauen? Schließlich hatte er sie ja auch gerettet! Aber aus welchem Grund? Vielleicht wusste er ja auch etwas über die
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