Das Band des Mykerinos (Adrian Pallmers magische Abenteuer, Band 2) (German Edition)
Pegasos? Andererseits könnte es natürlich auch eine Falle sein! Fragen über Fragen wirbelten gleichzeitig durch Adrians Kopf. Aber mit einem Mal war etwas anderes viel wichtiger! Wie ein Blitz durchfuhr ihn ein Gedanke.
»Mein Zauberstab! Wo ist mein Zauberstab? Camille, hast du meinen Zauberstab gesehen?«, fragte er leise und besorgt seine Begleiterin, ohne dabei aber in die Richtung des Wilden zu sehen.
»Nein, Adi.«, antworte sie genauso leise, »Ich kann mich nicht einmal richtig daran erinnern, was überhaupt passiert ist.«
»Dein Stab hängt dort zwischen den Steinen!«, mischte sich der Mann ungefragt ein und zeigte auf die Stelle, an der er vorhin gestanden und versucht hatte, etwas aus dem Wasser zu fischen. »Ich komme aber nicht ran! Tut mir leid für dich.«
Adrian rannte, ohne etwas zu erwidern, sofort zu der Stelle und konnte schon von Weitem seinen Zauberstab sehen, der zwischen zwei Steinen eingeklemmt nur wenige Zentimeter über dem brodelnden Wasser festhing. Da es weiterhin Bindfäden regnete, schoss immer mehr Wasser durch die schmale Schlucht in das Tal und der Pegel des Wassers stieg unaufhörlich höher und höher. Wenn das so weitergehen würde, dann könnten die Fluten schon sehr bald den Zauberstab auf Nimmerwiedersehen mit sich fortreißen. Doch auch für Adrian war es unmöglich, zu den Steinen zu gelangen, ohne Gefahr zu laufen, vom Wasser fortgerissen zu werden. Nur noch eine Hand breit war das Wasser vom Zauberstab entfernt.
»CAMILLE, schnell, hilf mir!«, schrie Adrian voller Panik.
Camille hatte schon ihren Zauberstab herausgezogen und versuchte mit einem Hebezauber Adrians Stab aus der Spalte herauszuziehen und in Sicherheit zu bringen. Aber außer ein paar unruhigen Zuckungen bewegte er sich keinen Zentimeter vom Fleck. Die ersten Wellen waren jetzt schon so hoch, dass sie den Zauberstab überspülten.
»Es geht nicht! Ich kann ihn nicht bewegen! Er weigert sich, mir zu gehorchen!«, rief Camille Adrian zu, »Was soll ich nur tun?«
Der Zauberstab befand sich nun schon ein paar Finger tief unter Wasser. Jeden Moment musste es passieren, dass er aus seinem Halt gerissen und fortgespült werden würde. Die immer weiter steigenden Fluten begannen inzwischen auch die Uferböschung zu überspülen, wo Camille, Adrian und der kleine, dicke Grieche standen. Gerade in dem Augenblick, als der Zauberstab aus der Felsspalte losgerissen wurde, stürzte sich Adrian ohne zu zögern kopfüber in den tosenden, aufgewühlten Gebirgsstrom.
Dichte Nebelschwaden wie in einer Waschküche hüllten die alte Mühle ein, die einsam und verlassen neben einer verwitterten Scheune an der Biegung des Flusses stand. Vom nächsten Dorf, das hinter einem Hügel lag, war nichts zu sehen. Auf dem unbefestigten Weg, der das Dorf mit der Mühle verband, wechselten sich Schlamm und Schneereste immer wieder ab und machten ihn eigentlich unpassierbar. Auch wenn die Mühle seit vielen Jahrzehnten nicht mehr in Betrieb war, lebten hier noch immer Leute. Doch bei diesem Wetter war niemand von den Bewohnern draußen zu sehen. Einzig ein zotteliger Hund lag wachend und mit gespitzten Ohren in seiner Hundehütte und knurrte. Nur unweit der Mühle, genau dort, wohin der aufmerksame Hund blickte, mischte sich ganz allmählich dunkler Rauch mit dem milchigen Nebel, bis daraus schließlich eine schwarze Wolke wurde. Und schon im nächsten Augenblick traten Occura und ihre drei Begleiter daraus hervor. Deren spitzen Kapuzen saßen so tief, dass von ihren Gesichtern überhaupt nichts zu erkennen war. Nur das wallende, leuchtend rote Haar der Anführerin schaute etwas heraus.
»Wir müssen das Mädchen in unsere Hände bekommen.«, begann Occura mit einer für sie ungewohnt gedämpfter Stimme, »Sie ist mit Pallmers kleiner Spielkameradin befreundet. Bestimmt weiß sie etwas. Ganz bestimmt! Aber wir müssen sehr vorsichtig vorgehen! Ihr Vater ist Cregorio Ma. Mit dem ist nicht zu spaßen. Er ist zwar kein Magister von Arlon, gehört jedoch zu einer besonderen Abteilung von Protektoren, die mit den Magistern eng zusammenarbeiten. Wenn er Wind von unserer Anwesenheit bekommt, haben wir womöglich eine ganze Armee von ihnen am Hals. Seid also unbedingt vorsichtig und wachsam!«
Der zottige Hund war inzwischen aus seiner Hüte herausgekommen und stand mit gefletschten Zähnen und böse knurrend davor und fokussierte die vier unbekannten Gestalten mit seinen Augen. Als sie dann auch noch näher kamen, begann er
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