Das Band des Mykerinos (Adrian Pallmers magische Abenteuer, Band 2) (German Edition)
doch auch sie zuckte nur mit ihren Schultern.
»Durch das Tor trittst du in eine andere - eine parallele Welt ein.«, antwortete der Grieche, ohne dass Adrian verstand, was er damit meinte.
Während er sprach, berührte er mit seiner Hand eine bestimmte Stelle des Tores. Der Torbogen leuchtete kurz auf und von oben rieselten feine Lichtpunkte auf den Boden. Durch das Tor hindurch blickten sie jetzt auf eine völlig veränderte Umgebung. Die Berge und Täler waren zwar noch genau die Gleichen, doch zeigte sich dort sattes Grün anstelle der kargen Felslandschaft. Bis fast an die Gipfel reichte märchenhafter Wald mit prächtigen Bäumen, der von satten Wiesen umsäumt war.
Kyriakos schritt als erster durch das Tor. Gefolgt von Adrian und den Mädchen machte er sich ohne große Erläuterungen auf den Heimweg. Dabei liefen sie die gleiche Strecke, die sie gekommen waren, wieder zurück. Der Weg war jetzt allerdings gut befestigt und auch die Felsbrocken, über die sie auf dem Hinweg klettern mussten, waren hier ordentlich beiseite geräumt.
Das lange Tal, in dem das Haus der Tiomentos stand, war jetzt eine saftige, grüne Wiese. Und jetzt sah Adrian sie zum ersten Mal - die Pegasos. Auf der entgegengesetzten Seite des Tales waren mindestens dreißig von ihnen zu erkennen. Wie wilde Mustangs liefen sie frei auf der Wiese herum. Einige der Stuten waren von Fohlen umgeben, die übermütig herumtobten und immer wieder ihre Flügel ausbreiteten und für einige Momente vom Boden abhoben. Ein besonders prächtiges Tier, offensichtlich der Leithengst, stand auf einer kleinen Anhöhe und wachte über seine Herde. Und obwohl Adrian und die Anderen noch sehr weit entfernt waren, hatte er sie schon bemerkt und alarmierte die anderen Pegasos durch laute Schreie, die nur sehr entfernt an das Wiehern oder Schnauben von Pferden erinnerte. Dabei bäumte er sich auf und breitete seine Flügel imposant in der vollen Breite aus.
Adrian und Camille standen Hand in Hand und mit offenem Mund da und staunten. Und obwohl sie noch ein paar hundert Meter von den prächtigen Tieren entfernt waren, durchzog sie ein prickelnder Schauer. Fasziniert und wie gebannt schauten sie in deren Richtung.
Durch die Schreie des Leithengstes alarmiert, kam Bewegung in die Herde. Einige begannen loszulaufen, andere taten es dem Hengst gleich und bäumten sich bedrohlich auf. Die Stuten drängten ihre Fohlen eng zusammen und umringten sie mit einigen anderen Pegasos, so dass sie von außen nicht mehr zu erkennen waren.
»Schnell, zurück! Und versteckt euch, bis ich wieder hier bin!«, rief Kyriakos ihnen zu und zeigte dabei auf den nahegelegenen Waldrand. In seiner Stimme schwang dabei eine gehörige Portion Besorgnis mit. Ohne zu warten, lief er allein mit Riesenschritten und gehobenen Armen auf die Herde zu.
Adrian musste Camille an die Hand nehmen und hinter sich herziehen. Voller Verzückung starrte sie zu den Pegasos und konnte sich nicht losreißen. Esfanya wäre gern ihrem Vater hinterher gelaufen, doch auch sie musste zurückbleiben. Im Schutz der Bäume beobachteten sie, wie Kyriakos erfolglos versuchte, die Herde zu beruhigen. Desto näher er kam, umso wilder wurde auch das Durcheinander. Mehrere der ausgewachsenen Tiere rannten plötzlich auf ihn zu, als wollten sie ihn einfach niedertrampeln, doch der Tierhüter blieb mutig mit erhobenen Armen stehen. Nur wenige Schritte von ihm entfernt, bäumten sie sich auf, wie zuvor auch der Leithengst. Kyriakos blieb aber auch jetzt unverrückbar wie eine alte Eiche stehen. Doch schon kamen von mehreren Seiten weitere Pegasos gelaufen und schnitten ihm jeglichen Fluchtweg ab. Der Leithengst und zwei weitere ebenso stattliche Tiere hatten sich in die Luft begeben und schweben mit majestätischen Flügelschlägen auf den umzingelten Griechen zu. Ohne die geringste Fluchtmöglichkeit war er ihnen ausgeliefert.
Mittlerweile war die Sonne hinter den umliegenden Grashügeln untergegangen und die einbrechende Dunkelheit mischte sich mit den dicken Nebelschwaden. Im Haus von Samiras Familie herrschte eine heitere und ausgelassene Stimmung. Cregorio Ma erzählte inzwischen verschiedene lustige Anekdoten von seinen Kindern - ganz zum Ärger von Samira, die es überhaupt nicht leiden konnte, wenn ihr Vater fremden Gästen solche persönlichen Sachen auf die Nase band. Und schon gar nicht, wenn sie dabei ins Lächerliche gezogen wurde.
Verletzt und auch etwas beleidigt, verließ sie das Wohnzimmer. 'Sollen
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