Das Band des Mykerinos (Adrian Pallmers magische Abenteuer, Band 2) (German Edition)
sie sich doch einen anderen suchen, über den sie sich lustig machen können!', dachte sie bei sich, während sie das Haus verließ, um in eine kleine Scheune zu gehen, die auf der anderen Seite des Hofes stand. Dorthin zog sie sich immer zurück, wenn sie allein sein wollte. Außerdem konnte sie dort weitgehend ungestört ihrer Leidenschaft, dem Studium besonderer Zaubertränke, Zaubertinkturen und Ähnlichem nachgehen. Ohne sich auch nur umzuschauen, kletterte sie über eine alte Leiter in die Kellerräume, die sich unter der Scheune befanden. Hier unten, hinter einer verschlossenen Tür, befand sich ihr Laboratorium.
Der fensterlose, kleine Raum maß in jede Richtung nur ein paar Schritte. Die Regale an den Wänden waren vollgestellt mit Flaschen, Dosen, Schachteln, Gläsern, Schalen, Töpfen und jeder Menge sehr alter Bücher. In der Mitte des Raumes stand ein steinerner Tisch mit allerlei Apparaturen und Geräten darauf. Sobald sie den Raum betrat, begann ein großer Kristall, der in einem Gestänge aus dünnen Metallstäben von der Decke herabhing, goldgelb zu leuchten und tauchte den Raum in ein helles Licht.
Hier drin verbrachte Samira jede freie Minute ihrer Freizeit. Diese Zauberküche stammte von ihrer Großmutter, die eine sehr begabte Zauberin gewesen war und viele bedeutende und berühmte Zaubertränke erfunden hatte. Erst einige Jahre nach ihrem Tod war dieses Labor wiedergefunden worden. Es hatte dann aber noch eine sehr lange Zeit gedauert, bis Samiras Eltern ihrem unaufhörlichen Bitten und Betteln endlich nachgaben und ihr schließlich erlaubten, hier allein zu experimentieren. Und obwohl sie dabei immer sehr vorsichtig gewesen war, um nicht aus Versehen irgendein Chaos anzurichten, war sie schon mehr als einmal nur um Haaresbreite einer Katastrophe entgangen, wenn eines ihrer Experimente schief ging. Natürlich hatte sie niemals ihren Eltern oder irgendjemand anderem davon erzählt. Schließlich wollte sie nicht riskieren, dass ihre Eltern ihr womöglich verboten, weiterhin hierher zu kommen.
Samira zog zielstrebig ein dickes, staubiges Buch aus dem Regal, legte es vor sich auf den Tisch und begann, auf einem schmalen Hocker sitzend, sich in den altertümlichen Text zu vertiefen. Und wenn sie las, verschwand für Samira die Welt um sie herum. Nichts, nicht einmal ein lautes Geräusch, konnte sie jetzt aufschrecken. Wahrscheinlich würde sie noch nicht einmal bemerken, wenn das Haus um sie herum plötzlich zusammenstürzte, solange sie ihr Buch noch in den Händen behielt.
Auf diese Weise von ihr völlig unbemerkt, schlich sich Occura ebenfalls in das Laboratorium von Samira. Sie hatte beobachtet, wie jemand das Haus verlassen hatte und konnte ihr Glück kaum fassen, als sie bemerkte, dass es tatsächlich das Mädchen war, hinter dem sie her waren. Leise und vorsichtig war sie ihr dann gefolgt. Jetzt saß Samira völlig ahnungslos und in ihr Buch vertieft da, so dass Occura nicht lange fackelte und einen Betäubungszauber ausführte. Als kurz darauf auch ihre Begleiter auftauchten, lag Samira schon regungslos auf dem Boden.
»Warum hast du sie denn gleich umgebracht? Sollten wir denn nicht ...«
»Red' doch keinen Unsinn, du Depp!«, fiel Occura Ole Keit zornig ins Wort, wobei sie sich aber jede erdenkliche Mühe gab, um nicht gar zu laut zu werden, »Ich habe sie nur betäubt, damit sie sich nicht wehren kann und wir sie einfacher transportieren können. Und jetzt nehmt sie mit. Wir verschwinden von hier. Verriegelt die Tür und verwischt alle Spuren. Ich hab keine Lust darauf, Cregorio Ma an den Fersen kleben zu haben.«
Verrat und Vertrauen
Kurz vor Kyriakos, der unverrückbar wie ein Fels in der Brandung dastand, stoppten die Pegasos und für einen Moment sah es tatsächlich so aus, als ob es ihm gelungen war, die aufgebrachten Tiere zu beruhigen. Doch noch immer bäumten sie sich vor ihm auf und schlugen mit ihren Hufen und Flügeln nach ihm. Trotz seiner Gestalt wich der Grieche mit eleganter Schnelligkeit und Leichtigkeit aus und schließlich beruhigten sich die geflügelten Pferde. Adrian, Camille und Esfanya hielten sich zwar noch am Rande des Waldes verborgen, aber Adrian brannte darauf, zu den Pegasos hinüber zu laufen. Esfanya, die das bemerkte, hielt ihn jedoch zurück.
»Du kannst nicht einfach hinlaufen!« sagte sie warnend, »Du hast doch gesehen, wie sie reagieren, wenn Fremde auftauchen! Vater hat gesagt, dass wir hier warten sollen. Also warten wir auch!«
Da
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