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1269 - Julie

1269 - Julie

Titel: 1269 - Julie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sina Franklin, Erzieherin, Heimleiterin und Krankenschwester zugleich, hatte mich schon gewarnt. Ich hatte diese Warnungen nicht so ernst nehmen wollen, nun war ich vom Gegenteil überzeugt, denn das Kind reagierte für mich völlig unverständlich. Schließlich war ich nicht sein Todfeind. Ich ging keinen Schritt weiter und blieb auf dem graublauen Teppichboden stehen, den Blick auf das im Bett sitzende Mädchen gerichtet.
    Julies Gesicht war rot angelaufen. Der Mund darin bildete ein großes Loch. Sie schnappte während des Schreiens nach Luft, verschluckte sich und röchelte so stark, dass es sich schon gefährlich anhörte. Schließlich musste sie husten und verstummte danach. Mit einer heftigen Bewegung drehte sie ihren Körper, damit sie nicht mich, sondern die Wand anschauen konnte, was ihr besser gefiel.
    Dicht hinter mir hörte ich das leise Seufzen der Sina Franklin. »Ich habe es Ihnen vorher gesagt, Mr. Sinclair. Julie benimmt sich manchmal sehr ungewöhnlich.«
    »Ja, gut ausgedrückt.«
    »Sie ist unberechenbar.«
    »Und wie kommt das?«
    »Warum fragen Sie? Es ist doch klar. Wir wissen es nicht. Wir haben Probleme mit ihr. Sie befindet sich hier als Waise im Heim. Zusammen mit anderen Kindern. Es ist klar, dass wir kein Mutterersatz sein können, dazu sind es zu viele Kinder. Aber niemand verhält sich so wie Julie. Wir wollen natürlich nicht, dass die Kinder irgendwelchen Fremden um den Hals fallen, aber die Reaktion dieses Kindes ist wirklich unnormal.«
    »Da sagen Sie was.«
    Ich wollte mit Sina Franklin nicht weiter diskutieren, denn das Mädchen war für mich wichtiger. Es war klar, dass die Mitarbeiter bei diesen Kindern hier überfordert waren, zum Glück verhielten sich nicht alle Kinder so, und ich wäre auch nicht auf den Gedanken gekommen, mich beruflich um sie zu kümmern, hätte es da nicht ein Problem gegeben, das Purdy Prentiss, die mir bekannte Staatsanwältin an mich herangetragen hätte. Sie und Sina Franklin kannten sich schon seit ihrer Jugend, und Sina hatte bei der Freundin ihr Herz ausgeschüttet und über die ungewöhnlichen Phänomene gesprochen.
    Purdy Prentiss hatte versprochen, sich darum zu kümmern, und so war ich involviert worden. Ich kannte nur den groben Umriss des Problems.
    Wegen der Einzelheiten wollte ich mich an Julie persönlich wenden, doch im Moment sah es nicht gut aus.
    Trotzdem war ich nicht bereit, auf zugeben. Ich gab ihr noch eine Minute Sie drehte sich nicht wieder um. Nach wie vor war die Wand mit der hellen Tapete, auf der kleine blaue Blumen zu sehen waren, viel interessanter für sie Ich wandte mich an Sina Franklin, die sich neben mich geschoben hatte, »Sie brauchen keine Sorge zu haben, dass ich mich zurückziehe. Ich werde versuchen, auch weiterhin mit ihr zu sprechen.«
    »Kann ich bei Ihnen bleiben«
    »Das müssen Sie sogar.«
    Sie lächelte knapp. Sina Franklin war eine Frau um die 35. Man konnte Sie als einen herben Typ ansehen mit ihrem strengen Haarschnitt, den dich ten Brauen, der gestärkten blauen Bluse und dem glatten Rock. So sah früher jemand aus, der erziehen wollte, und das mit recht rigorosen Mitteln. Der Eindruck täuschte. Man brauchte nur einen Blick in die großen braunen Augen zu werfen, um zu erkennen, dass hinter der etwas steilen Maske schon viel Verständnis für die Probleme der Kinder hier steckte. Nur musste sie als Leiterin des Heims eben mehr wie eine Respektsperson auftreten.
    »Wie lange wird es wohl dauern, bis wir wieder normal mit Julie reden können?«
    »Das kann man nie genau sagen. Sie können es gleich versuchen, aber auch eine Stunde warten. Garantieren kann ich allerdings für nichts, Mr. Sinclair.«
    »Gut. Darf ich fragen, ob Julie krank ist?«
    »Nein und ja.«
    »Das riecht nach einer Erklärung.«
    »Krank nicht im eigentlichen Sinne, also nicht körperlich krank. Für mich ist sie seelisch krank. Ich hätte aufschreiben sollen, was sie alles gesagt hat. Aber ich habe es leider vergessen. Es waren Andeutungen, die man normalerweise nicht aus dem Munde eines Kindes hört. Ich für meinen Teil habe sie sogar als apokalyptisch interpretiert.«
    »Das ist stark.«
    »Sie sagen es.«
    Julie hockte auf ihrem Bett und war von Spielzeug umgeben. Puppen, Bilderbücher mit einem sehr harten Umschlag. Buntstifte, Bleistifte, Kugelschreiber, Papier, ein Lineal. Es sah alles so aus, als hätte sie ihr Bett zum Mittelpunkt ihres Lebens gemacht.
    Ich war nicht hergekommen, um so schnell aufzugeben. Deshalb gab

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