Das Band des Mykerinos - Band 2 (Adrian Pallmers magische Abenteuer) (German Edition)
und sagte, nachdem sie fertig war mit ihrer Schilderung, »Das ist in der Tat sehr eigenartig. Gestern hatte ich zufällig mit Cregorio gesprochen, der auch geklagt hatte, dass Samira, seine Tochter, spurlos verschwunden ist. Ich hoffe nur, dass Cleora Mordana und Tomar von Eisenberg hier nicht ihre schmutzigen Finger im Spiel haben.«
»Samira würde NIEMALS mit G'Marbor irgendetwas zu schaffen haben!«, verteidigte Cami ihre Freundin sofort, »Niemals! Verstehst Du? Sie ist bestimmt nur ... Ach, ich weiß auch nicht.« Mit Tränen in den Augen lehnte sie sich an ihren Großvater, der sie fest in seine Arme schloss, aber nichts sagte. Die tiefen Falten auf seiner Stirn zeigten aber, dass er wirklich sehr besorgt zu sein schien.
»Adrian wird bestimmt bald zurückkehren«, bemühte sich Magnus, Camille zu beruhigen, »Und auch das mit Samira renkt sich schon wieder ein. Sie wird nur ein bisschen Auszeit brauchen.«
»Meinst du wirklich?«
»Ganz bestimmt!«
Der Kobold hatte schon fast den Turm erreicht, während Adrian noch immer regungslos vor der Brücke stand und in den schwarzen Abgrund starrte. So dicht war er schon dran gewesen, und nun war wieder eine fast unüberwindbare Barriere zwischen ihm und dem gemeinen Dieb. Außerdem kochte in ihm eine unheimliche Wut, dass ihn der Kobold so heimtückisch getäuscht und wieder hereingelegt hatte.
»Ich kann das nicht!«, flüstere Adrian leise vor sich hin.
»Was ich gelehrt dich habe, du musst dich erinnern!«, hörte er plötzlich die Stimme von Meister Li sprechen, obwohl der alte Einsiedler nirgends zu sehen war. »Dinge, von denen wir denken, dass sie unmöglich sind ...«
»... sind nur deshalb unmöglich, weil wir so darüber denken!«, vollendete Adrian den Satz, atmete tief durch und schloss seine Augen. Nachdem er noch ein paar weitere Male durchgeatmet hatte, machte er vorsichtig einen ersten Schritt auf die Brücke. Und noch einen! Und noch einen! Und dann noch einen! Mit jedem Schritt wurde er sicherer und schneller und schon bald lief er fast genauso schnell wie der Kobold, der in der Zwischenzeit allerdings den Turm erreicht hatte und durch eine kleine Öffnung ins Innere verschwand.
Ohne anzuhalten, ging Adrian weiter und erreichte schließlich auch den Eingang. Die Öffnung war nicht viel größer als ein Fenster und Adrian musste sich bis fast zum Boden bücken, um hineinzukommen. Drinnen war es ziemlich finster, sodass sich seine Augen erst an die Dunkelheit gewöhnen mussten. Durch den Eingang kam er direkt auf eine schmale Wendeltreppe, die nach oben und nach unten wegführte. An der Innenwand hingen in größeren Abständen brennende Fackeln und verbreiteten ein flackerndes und schummriges Licht.
Die einzigen Geräusche, die außer dem Knistern der Fackeln zu hören waren, kamen von unten, woraus Adrian schloss, dass der Kobold dahin unterwegs war. Also folgte er den Stufen nach unten, wobei er aber aufpasste, dass er keine Geräusche machte, um nicht schon vorzeitig auf sich aufmerksam zu machen. Desto tiefer die Treppe hinab führte, desto breiter wurde auch der Turm. Plötzlich endeten die Stufen einfach im Wasser. Unterwegs hatte Adrian weder eine Tür noch irgendein anderes Anzeichen des Verbleibs des Kobolds gesehen. Sollte er hier irgendwie durch das Wasser entkommen sein? Aber es war nichts zu sehen.
Adrian lief wieder ein kleines Stück die Treppen hoch, setze sich auf eine Stufe, legte seinen Kopf auf seine Knie und wartete. Vielleicht würde der Kobold ja auch zurückkommen. Für viele Minuten passierte gar nichts. Plötzlich hörte Adrian ein eigenartiges Geräusch. Als er aufblickte, sah er ihn am unteren Ende der Stufen, nur knapp oberhalb der Wasseroberfläche, aus einer kleinen Öffnung in der Wand herauskriechen. Adrian war sich ganz sicher, dass dieser Eingang vorhin nicht zu sehen gewesen war. Und so war es auch! Sobald der Kobold herausgekrochen war, verschloss sich die Wand auch schon wieder von ganz allein und nichts deutete mehr darauf hin, dass sich dort ein Durchgang befand. Adrian presste sich ganz flach an die Wand, um erkennen zu können, was der Dieb seiner Sachen dort machte, ohne dabei selbst entdeckt zu werden. Vorsichtig versuchte er, um die Ecke zu schielen. Chaw-Raw, der kleine, garstige Kobold, kniete auf der letzten trockenen Stufe und schöpfte mit einer goldenen Kanne etwas Wasser.
Scheinbar fühlte er sich hier ganz sicher, denn er schaute sich nicht einmal um. Sonst hätte er vielleicht
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