Das Band des Mykerinos - Band 2 (Adrian Pallmers magische Abenteuer) (German Edition)
sein Bett und schlief sofort tief ein.
Es begann gerade erst zu dämmern, als Adrian wieder erwachte. Der kleine Tisch in seinem Zimmer war schon wieder mit allen möglichen leckeren Speisen gefüllt. Als er nach einer kleinen Stärkung vor die Tür seines Zimmers trat, traf er auf Juan, der fast im gleichen Moment aus dem Nachbarzimmer herauskam. Gemeinsam machten sie sich dann auf den Weg in Richtung Endloser Turm. Am Fuße der offenen Wendeltreppe angekommen, schaute Adrian etwas missmutig in die Höhe und murmelte: »Und noch einmal vierhunderteinundfünfzig Stufen ...«
Juan nickte schweigend und beide machen sich auf den Weg nach oben. Auf halber Strecke machten sie eine kurze Verschnaufpause, bevor sie den Rest der Strecke angingen. Dann waren sie endlich da. Juan lief aber noch zwei Stufen weiter als Adrian und wollte schon einen Schritt ins Nichts tun.
»Stopp!«, hielt ihn Adrian zurück, »Ich glaube, du bist etwas zu weit.«
»Ich denke nicht!«, antwortete er bissig, fast etwas beleidigt, und setzte seinen Fuß in die Mitte des Turmes. Aber anstatt festen Halt zu finden, stürzte er kopfüber in die Tiefe. In sein Gesicht, in das Adrian für einen kurzen Moment blicken konnte, war zwar Entsetzten geschrieben, aber er schien sich so sehr unter Kontrolle zu haben, dass nicht einmal der Anflug eines Schreis über seine Lippen kam. Adrian blickte ihm besorgt hinterher. Ganz vorsichtig beugte er sich über den Rand der Stufe, auf der er gerade stand, konnte aber nicht wirklich etwas erkennen. Sollte er noch einmal nach unten laufen und schauen, ob mit Juan alles in Ordnung war? Oder sollte er einfach allein ins Memorandum gehen? Schließlich hatte er Juan ja gewarnt! Und überhaupt, hatte er selbst denn richtig gezählt?
Letztendlich entschloss sich Adrian dafür, doch noch einmal nach unten zu laufen. Als er fast unten angekommen war, kam ihm Juan schon wieder entgegen.
»Du? Wieso kommst du denn wieder herunter?«, fragte dieser verwundert.
»Ich ... ich wollte ... nur schauen, ob mit dir alles in Ordnung ist«, antwortete Adrian verlegen. Auf einmal kam es ihm schon irgendwie blöd vor, noch einmal zurückgelaufen zu sein.
»Wirklich?«, fragte Juan ganz kleinlaut, strecke Adrian seine Hand entgegen und sagte: »Danke. Du bist ein guter Freund!«
Im zweiten Anlauf schafften sie es dann auch gemeinsam und kamen völlig erschöpft und außer Atem im Memorium an, wo sie schon von den Magistern erwartet wurden. Fast den ganzen Vormittag wurden sie in die Aufgaben und den Kodex der Magister und des Ordens von Arlon eingeführt, bis die Beiden fast das Gefühl hatten, dass jeden Moment ihr Kopf zerspringen würde. Dann übten sie wieder mit ihren Tutoren. Als dann gar nichts mehr ging, lud Swør Larsen sie zu einer Tour durch den ganzen Stützpunkt ein, den die Insel Rocher d'Arlon darstellte, was Adrian und Juan natürlich mit Begeisterung annahmen.
Camille und ihre Großmutter Myritha waren vor ein paar Tagen wieder in ihrer kleinen Berghütte angekommen. Die letzten Wochen hatten sie bei Samiras Familie verbracht. Doch jetzt genossen die Beiden wieder die Ruhe und Abgeschiedenheit auf der einsamen Bergwiese. Hier oben in den Bergen lag noch immer meterhoch Schnee, sodass von der Hütte kaum viel mehr als nur das Dach zu sehen war. Ein paar Pfade, die tief in den hohen Schnee gegraben waren, führten zu der Hütte hin beziehungsweise von ihr weg, sodass sie aus der Ferne fast wie eine übergroße Spinne mit langen Beinen aussah. Auch der Garten der magischen Pflanzen war fast komplett vom Schnee zugedeckt. Nur an ein paar Stellen waren Löcher in den Schnee geschmolzen, aus denen zuweilen etwas Dampf aufstieg.
Den magischen Ring, den Camille von der sterbenden Zauberin Vioala Armedana erhalten hatte, trug sie seitdem an ihrer rechten Hand. Sie konnte zwar noch nicht so genau sagen, worin die besondere Macht des Ringes bestehen sollte, aber immer, wenn sie ihn trug, fühlte sie sich wirklich gut. Ihr ganzes Äußeres schien davon berührt zu sein. Samira und auch Tom hatten gesagt, dass sie etwas jugendlich Frisches aussprühte, ganz anders als früher, als sie oft etwas in sich gekehrt gewesen war. Ob das wohl an dem Ring lag? Sie wusste es nicht! Aber gut fühlte es sich trotzdem an.
Camille war die letzten Tage schon ganz aufgeregt gewesen, da sie von ihrem Großvater die Erlaubnis und Einladung bekommen hatte, bei der kommenden Großen Versammlung des Ordens von Arlon mitkommen
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