Das Band des Mykerinos - Band 2 (Adrian Pallmers magische Abenteuer) (German Edition)
helfen, den Weg dahin zu finden. Aber wirklich NUR den Weg!«
»Das heißt ...«, begann Adrian laut zu denken, doch der alte Hüter der Bibliothek, beendete den Satz für ihn, »Sie können dir den Weg aufzeigen, jedoch nicht die Lösung! Fragst du sie das Falsche, so sind sie beleidigt und werden dir nicht mehr antworten. Überlege also gut, bevor du ihnen eine Frage stellst.«
»Bedeutet das ...«, begann Adrian, wurde aber sofort wieder unterbrochen, »Morgen, mein junger Freund, morgen! Es ist schon sehr spät. Ruhe dich ein wenig aus. Du kannst hier in meinem Arbeitszimmer bleiben.« Mit diesen Worten ließ er Adrian allein. Obwohl es nicht wirklich kalt war, nahm er sich die hauchdünne Decke, die die Beloaa gebracht hatten. Sie war wie feinste Seide, aber trotzdem unglaublich weich und fühlte sich warm und angenehm an. Adrian streckte sich auf der Couch aus und fiel augenblicklich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Als er am nächsten Morgen aufwachte, standen schon ein neues Tablett und ein gefüllter Pokal vor ihm auf dem Boden und der Duft von frisch gebackenem Brot kitzelte in seiner Nase. Sobald er gegessen und getrunken hatte, öffnete sich die Tür und Ben Mosaaf trat in den Raum. »Ahh, du wurdest schon versorgt! Die Beloaa haben dir etwas zu essen gebracht, ohne dass du gefragt hast? Sehr interessant!«
An Adrians Gesichtsausdruck musste er erkannt haben, dass dieser überhaupt nicht wusste, worum es gerade ging. »Sie scheinen dich ja auf Anhieb ins Herz geschlossen zu haben. Normalerweise sind sie recht grummelig. Ganz besonders gegenüber Neuen! Ich glaube, sie brennen darauf, dir zu helfen.«
»Was bedeutet das mit den Fragen, was sie gestern Nacht erzählt haben? Das mit dem Weg und so ...«
»Im Grunde ist es ganz einfach«, begann der Alte, »Du darfst ihnen einfach keine Fragen stellen, die sie nicht beantworten können.«
»Aber woher soll ich denn wissen, was sie nicht wissen. Und haben sie nicht gesagt, dass die sowieso alles wissen?«
»Ich habe gesagt, sie wissen alles, was in den Büchern drin steht. Die Bedeutung davon kennen und verstehen sie aber nicht. Sie können dir helfen, den Weg durch den Dschungel des Wissens zu gehen, sie können dir aber nicht helfen, es zu begreifen. Hast du nun erkannt, welche Fragen geeignet sind und welche nicht?«
Adrian blickte den Hüter der Bibliothek unsicher an. Doch dann nickte er ganz langsam. Ben Mosaaf setzte fort, »Noch einen letzten Rat möchte ich dir geben. Sprich einen Beloaa niemals direkt an. Stelle deine Fragen einfach so, als ob du mit dir selbst sprechen würdest. Und noch etwas! Du solltest die Bibliothek nicht verlassen, solange du hier bist. Keiner weiß, ob Connet nicht doch wieder zurückkommt. Hier drin bist du jedoch sicher. Die Kraft der Beloaa wird dich schützen. Fühle dich in der Zeit hier in meinem Arbeitsraum wie zu Hause.«
Da Adrian nichts erwiderte, nahm der Alte wieder das Glöckchen und läutete. Im nächsten Augenblick ging auch schon die kleine Tür auf und der Jüngere der Beloaa von gestern Abend trat herein. Ben Mosaaf schaute Adrian an und fragte ihn mit einem leichten Zwinkern, »Könntest du Hilfe gebrauchen bei der Suche nach Antworten in den Schriften der magischen Bibliothek?« Und noch bevor Adrian darauf reagieren konnte, antwortete der Beloaa, »'ch werd ihn führ'n!« Die Eingangstür öffnete sich und der Beloaa ging hinaus in den Saal mit den vielen Regalen. Adrian lief ihm einfach hinterher. Der alte Hüter rief ihm nach, »Vergiss nicht, was ich dir erklärt habe!«, doch Adrian war schon von den neuen Eindrücken gefesselt.
Verteilt in den Gängen waren jetzt überall Menschen und auch Beloaa zu sehen. Trotzdem herrschte fast Totenstille. Nur ab und zu hörte man ein paar getuschelte Worte oder ein schleifendes Geräusch, wenn eine der langen Leitern verschoben wurde. Zwischen den Regalen waren an mehreren Stellen kleine Tischgruppen mit hohen Zwischenwänden aufgestellt, wo Leute über Bücher und Schriftrollen gebeugt dahockten und studierten. Adrian folgte dem Beloaa kreuz und quer durch die Regalreihen, der, ohne sich umzusehen, immer tiefer ins Innere der Bibliothek lief. Schon bald hatte Adrian völlig die Orientierung verloren. Egal, in welche Richtung er auch schaute, sah er nur Regale, Regale und noch mehr Regale. Hier auf eigene Faust etwas zu entdecken, sollte schlichtweg unmöglich sein. Selbst den Weg zurück zum Arbeitszimmer von Ben Mosaaf zu finden, würde
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