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Das Band spricht Bände

Das Band spricht Bände

Titel: Das Band spricht Bände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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hoffe nur, es wird höllisch weh tun!«
    Der Knall der beiden Schüsse
erfüllte den Raum, derweil Chuck mit einem Ausdruck vollkommenen Unglaubens
dastand. Dann fiel ihm die Waffe aus der Hand, polterte auf die Tischplatte,
dann zu Boden. Seine linke Hand krampfte sich an die Brust und war im nächsten
Augenblick rötlichbraun gefärbt; er stürzte vornüber auf den Tisch und blieb
bewegungslos liegen.
    Stanger legte den Revolver
behutsam vor sich auf den Tisch, dann knackte er gemächlich vier Finger durch.
»Ich hatte auf diese Ablenkung gehofft, und Sie haben mich nicht enttäuscht,
Mr. Boyd«, ertönte sein schnarrender Bariton. »Das hat ausgezeichnet geklappt,
wirklich ausgezeichnet.«
    »Okinawa?« forschte ich.
    »Ich war als Oberst in einer
Infanteriedivision aktiv.« Seine Mundwinkel verzogen sich ein bißchen.
»Gelegentlich muß ich Ihnen mal meine Scharfschützenmedaille zeigen.«
    Thatcher unternahm einen
letzten Versuch, sein Gesicht mit dem längst durchnäßten Taschentuch zu
trocknen. »Ich hätte da natürlich nicht mitgemacht, nicht einen Moment«, sagte
er zitternd. »Sie beide werden das doch verstehen? Ich hatte gleich das Gefühl,
Sie beide führten etwas im Schilde und da war es doch das Beste, Einverständnis
vorzutäuschen, stimmt’s?«
    »Eins wollte ich noch sagen,
Mr. Stanger«, meinte ich, wobei ich den verzweifelt flehenden Ausdruck in
Thatchers Gesicht geflissentlich übersah. »Ich habe Shari Wayland während der
letzten beiden Tage recht gut kennengelernt. Es gibt ja nun keinen Anlaß mehr
zu einer Verschmelzung, und es wird daher auch keine neue Gesellschaft geben.
Aber ich bin überzeugt, daß sie einverstanden sein wird, Strategie das zur
Vollendung des Projektes nötige Geld als Darlehen zu gewähren, und das wird sie
Ihnen schriftlich geben, bis das Testament vollstreckt ist.«
    Ich ging zum anderen Tischende,
wo Chucks Leiche lag, und durchsuchte seine Taschen so behutsam, wie das ging,
bis ich die Fotos fand. Ein Blick auf das oberste genügte. Ich steckte sie ein,
dann sah ich Stanger wieder an.
    »Charlie MacKenzie hat
vielleicht noch mehr davon«, sagte ich. »Ich bin sicher, daß er sie Ihnen gern
zwecks sofortiger Vernichtung überlassen wird, wenn er eine Möglichkeit sieht,
daß Strategie seine finanziellen Forderungen befriedigt.« Sachte zuckte ich die
Schultern. »Mir ist gerade eingefallen, das könnte auch Ihre Gedanken
hinsichtlich der Zukunft Ihres Vizepräsidenten irgendwie beeinflussen...«
    »In der Tat, Mr. Boyd.« Sein
Totenkopfgesicht wirkte erstaunlich mild, als er sich Thatcher zuwandte. »Geh
nicht aus diesem Haus, George — lauf raus!« sagte er sanft. »Und schick
mir gleich morgen früh deine Kündigung, wobei du nicht zu erwarten brauchst,
daß die Firma dir noch irgendwelches Geld zahlen wird! Du brauchst dich nicht
einmal um einen Job als Laufbursche bewerben, George, weil für dich nämlich bei
uns nie mehr eine Stelle frei sein wird!«
    Thatcher riß den Mund auf, sah
den Blick in Stangers Augen und machte ihn gleich wieder zu. Dann stand er auf
und schritt wie ein Schlafwandler hinaus.
    »Kein Nachtwächter?« sagte ich.
    Stanger sah auf seine
Armbanduhr. »Er ist um diese Zeit am anderen Ende des Gebäudes, und von dort
aus kann man die Schüsse nicht hören.«
    »Bin ich froh, daß Chuck das
nicht wußte.« Ich schmunzelte.
    »Ich nehme an, ich müßte Ihnen
eigentlich grollen, weil Sie mich heute abend veranlaßt haben, einen Menschen
zu töten«, sagte er nachdenklich. »Aber das ist gar nicht der Fall; es schien
mir eher ein Dienst an der Allgemeinheit, als ich abdrückte. Und nun...« Seine
Stimme wurde lebhafter. »Wollen Sie diesen Lieutenant Schell anrufen — oder
soll ich es tun?«
    »Rufen Sie ihn an«,
bettelte ich. »Bitte!«

11
     
    Ich starrte auf die Wand über
seinem Kopf, aber ihre an getrocknetes Blut gemahnende Farbe verhalf mir zu
keiner Eingebung. »Wie spät ist es denn?« fragte ich.
    »Zehn nach zwei«, schnauzte
Schell. »Warum?«
    »In der Frühe?«
    »Was, zum Donnerwetter, denn
sonst?«
    »Wie ich mich fühle, könnten
wir hier auch schon ein paar Tage lang sitzen. Sie stellen mir dieselben
verdammten Fragen ein ums andere Mal«, schimpfte ich.
    Seine Finger trommelten ein
verhaltenes Solo auf der zerschrammten Schreibtischplatte. »Eines schönen
Tages, Boyd...« Er schloß zwei Sekunden lang die Augen. »Eins ist mir immer
noch nicht klar: Wo ist eigentlich der Revolver, mit dem Stanger MacKenzie
erschossen

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