Das Beste aus 40 Jahren
ja?“
Dianne nickte. „Ja. Sprechen Sie Englisch?“
Der Mann lächelte breit und offensichtlich sehr stolz. „Un peu – ein bisschen, Mademoiselle, ein bisschen.“
Dianne fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen, die sich so spröde anfühlten, als hätte sie Fieber. „Nun gut, Monsieur. Wissen Sie, wo Monsieur Manoel ist?“
Der Mann drehte sich in dem schweren Sattel um und ließ seinen Blick über den Horizont schweifen. Seine Augen waren von einem hellen Blau, wie Dianne es nie vorher gesehen hatte; Augen, die es gewohnt waren, in große Weiten zu blicken. Seine knorrigen Hände und sein Gesicht waren so dunkel wie Mahagoni.
„Er könnte überall sein, Mademoiselle“, sagte er endlich. „Um diese Jahreszeit gibt es viel Arbeit – für uns und für den Herrn. Soll ich ihm sagen, dass Sie ihn im Haus erwarten? Es könnte ja sein, dass ich ihn unterwegs treffe.“
„Oh nein!“ Dianne schüttelte rasch – zu rasch – den Kopf, und der alte Gardien sah sie misstrauisch an. Es war jetzt offensichtlich, dass er in ihr einen unbefugten Eindringling sah, vor allem deshalb, weil sie nicht wollte, dass sein Chef von ihrer Anwesenheit erfuhr. „Ich – ich muss nach Arles zurück“, erklärte Dianne ihm lahm und wenig überzeugend. „Vielleicht – vielleicht sagen Sie Ihrem Patron, dass er mich dort findet.“
„Bien sûr, Mademoiselle – aber gewiss.“ Der alte Mann neigte mit zurückhaltender Höflichkeit den Kopf, und da Dianne merkte, dass er darauf wartete, dass sie abfuhr, ließ sie den Motor an und legte den Rückwärtsgang ein. Doch sie war so nervös, dass sie die Kupplung zu schnell kommen ließ und das kleine Auto einen Sprung rückwärts machte. Die Räder schlitterten über die unebene Straße und landeten im Straßengraben.
„Verdammt!“ Dianne presste die Lippen aufeinander und zwang sich zur Ruhe. Mit scheinbarer Gelassenheit stieg sie aus und besah sich den Schaden.
Es war nicht viel passiert, nur das rechte Hinterrad steckte im Schlamm. Doch ohne Hilfe würde sie es kaum schaffen, sich aus der misslichen Lage zu befreien. Sie blickte zu dem alten Gardien hinüber. Er klopfte seinem Pferd den Hals, worauf es langsam auf die andere Seite der Straße trottete.
„Haben Sie ein Seil, Mademoiselle?“, fragte der Gardien, und in seinen hellen Augen funkelte es belustigt.
Dianne beherrschte ihren Ärger nur mühsam. Sie hätte am liebsten schnippisch erwidert, sie halte es normalerweise nicht für nötig, sich mit einem Seil auszurüsten, wenn sie eine Spazierfahrt unternahm.
Aber vorlaute Reden waren sinnlos und halfen ihr ganz gewiss nicht aus dem Graben. Sie schüttelte energisch den Kopf und starrte böse das unbotmäßige Rad an, beinahe so, als wolle sie es mit der Kraft ihres Willens aus dem Graben ziehen. Zu dumm, dass ihr das hier passieren musste! Wenn zu allem Überfluss jetzt noch Manoel an Ort und Stelle erschiene, müsste sie vor Scham in den Boden sinken.
Der Gardien stieg langsam aus dem Sattel. Seine Bedächtigkeit war schrecklich aufreizend. Fast hätte sie wie ein ungezogenes Kind mit dem Fuß auf den Boden gestampft. Doch sie wusste, dass Hast und moderne Hektik diesen Männern fremd waren, die ungezählte Stunden in den Marschen verbrachten und deren einzige Gefährten oft Erde und Himmel waren.
„Ich habe ein Seil, Mademoiselle“, sagte er gelassen und löste es vom Sattelknopf.
Dianne war so erleichtert, dass sie die Bemerkung hinunterschluckte, die ihr auf der Zunge lag. Stattdessen lächelte sie ein wenig gezwungen und fragte: „Wo soll ich es am Wagen befestigen?“
Der Gardien zog träge die Brauen hoch, bückte sich und band das Seil an der vorderen Stoßstange fest. Dann richtete er sich auf und sah sie an, die mit geröteten Wangen und ziemlich aufgelöst vor ihm stand. „Das Steuer, Mademoiselle. Sie müssen den Wagen steuern“, sagte er und zeigte ihr, was er von ihr erwartete.
„Selbstverständlich.“
Dianne öffnete die Wagentür, er kletterte in den Sattel zurück und befestigte das andere Seilende am Sattelknopf. Dann begann Dianne, mit einer Hand das Steuer, mit der anderen die offene Wagentür festhaltend, zu schieben. Es war eine schwere Arbeit, und als der Wagen langsam, Zentimeter um Zentimeter, auf die feste Straße zurückzugleiten begann, war Dianne in Schweiß gebadet.
Beinahe hatten sie es geschafft, als sie plötzlich den raschen Hufschlag eines Pferdes hörte. Nervös wandte sie sich um und stellte
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