Das Beste aus 40 Jahren
beunruhigen.
Doch zwei Wochen später erschien ein Rechtsanwalt in Damons Apartment in Oxford und überreichte Callie einen Räumungsbefehl. Callie fuhr sofort zu Sarah, immer noch überzeugt, das Ganze habe nichts mit Damon zu tun, sondern müsse auf einem Missverständnis mit dem Vermieter beruhen. Sie weigerte sich kategorisch, zur Universität zurückzugehen, sosehr Sarah sie auch drängte.
In ihrer Verzweiflung entschloss Sarah sich, Alex Terzakis aufzusuchen, um ihn zur Einsicht zu bringen. Callie hatte sie schon vorher darum gebeten, doch erst das hartnäckige Vertrauen ihrer Schwester in Damon überzeugte sie schließlich. Sie war angenehm überrascht, als ihr Alex’ Sekretärin nach kurzer Rücksprache einen Termin vorschlug. Er würde sich mit ihnen treffen, wenn er das nächste Mal in London wäre.
Der Besuch in seinem Büro würde Sarah ewig in Erinnerung bleiben. Sie war zornig und fest entschlossen, sich für Callie einzusetzen. Bestimmt würde Alex sein Unrecht einsehen, sobald er Callie kennenlernte.
Sie irrte sich. Alex Terzakis lernte Callie nicht kennen. Er übersah sie völlig, als sie beide ihm in seinem luxuriösen Büro gegenüberstanden, und wandte sich sofort kühl an Sarah. „Ich denke, wir beide sollten allein miteinander reden, Miss Hartwell.“
In der Erinnerung daran lief ihr noch jetzt ein kalter Schauder den Rücken hinab. Er hatte es so geschickt angestellt! In dem Raum, in den er Callie führen ließ, warteten schon zwei Rechtsanwälte auf sie, die sie gründlich unter Druck setzten. Teile und herrsche – er hatte Callie und sie absichtlich voneinander getrennt.
Und Sarah in ihrer Naivität war sogar noch froh gewesen. Sie hatte geglaubt, ohne Callie offener sprechen zu können, und angenommen, Alex würde ihre Schwester wieder hereinholen, sobald der heikelste Teil des Gesprächs vorüber war.
Alex setzte sich in den riesigen Ledersessel hinter seinem ebenso riesigen Schreibtisch. „Ich bin ganz Ohr, Miss Hartwell“, sagte er amüsiert.
„Ich möchte Sie fragen, was Sie an meiner Schwester auszusetzen haben“, begann Sarah unsicher. „Und warum Sie sich weigern, Sie auch nur kennenzulernen.“
Er zog eine dunkle Augenbraue hoch und lächelte kalt. „Dass Sie das überhaupt fragen, spricht für sich. Ich will Ihre Schwester nicht kennenlernen, ich will, dass sie aus Damons Leben verschwindet.“
„Sie haben meine Frage nicht beantwortet“, beharrte Sarah. „Immerhin hat er sie gebeten, seine Frau zu werden …“
Der spöttische Ausdruck in seinen Augen verriet auch Aggressivität. „Bettgeflüster – was sonst? Ihre Schwester hat mit meinem Bruder geschlafen, das ist alles. Wir leben nicht mehr im neunzehnten Jahrhundert, Miss Hartwell. Damon ist Grieche, heißblütig und noch sehr jung …“
„Callie ist auch sehr jung!“, fuhr Sarah ihn an. „Und außerdem schwanger – von Ihrem Bruder!“
„Wirklich? Ich glaube nicht, dass Sie beide so dumm sind“, erwiderte er ohne Zögern. „Was bezwecken Sie mit dieser Behauptung? Ich hatte gehofft, Sie seien intelligent genug, um einzusehen, dass Sie geschlagen sind. Das Huhn, das goldene Eier legt, ist nach Griechenland zurückgekehrt, Miss Hartwell. Die Affäre zwischen Damon und Ihrer Schwester ist zu Ende.“
„Weil Sie ihm gedroht haben!“
„Ich habe meinem Bruder noch nie gedroht. Damon weiß, was von ihm erwartet wird“, erklärte Alex grimmig und warf ihr einen verächtlichen Blick zu. „Wegen einer berechnenden Person wie Ihrer Schwester, die nur hinter seinem Geld her ist, würde er nie die Pflicht gegenüber seiner Familie vergessen.“
Schockiert über seine Unverschämtheiten, stürzte Sarah sich in eine wilde Verteidigungsrede für Callie, doch Alex Terzakis lachte nur höhnisch.
„So jung Ihre Schwester auch sein mag, unberührt war sie jedenfalls nicht mehr. Ich weiß, dass sie vor und während ihrer Affäre mit Damon ziemlich freizügig mit ihrer Zuneigung umging.“
„Wie – wie können Sie es wagen?“, entrüstete sich Sarah, außer sich vor Zorn über die Infragestellung von Callies Moral.
„Wenn wir schon davon reden – ich bin erstaunt, dass Sie es gewagt haben, hierherzukommen.“ Seine Stimme klang weich wie Seide, und ihre Verzweiflung schien ihn zu amüsieren. „Ein gut gemeinter Rat, Miss Hartwell: Wenn Sie Ihrer Schwester das nächste Mal helfen, sich einen reichen Griechen zu angeln, sagen Sie ihr, sie soll den Mund halten über ihre vorherigen Liebhaber.
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