Das Beste aus 40 Jahren
zu nahe zu sein, wenn er die Beherrschung verlor. Wie sie es genießen würde, ihn um Fassung ringen zu sehen!
„Hauptsache, Sie verschwinden aus Dimis Leben“, erklärte er kalt.
„Aber darum geht es gar nicht.“ Sarah sah ihm direkt ins Gesicht, offene Herausforderung in den grünen Augen. „Wie viel liegt Ihnen an Dimi, Mr Terzakis? Wissen Sie, ich will eigentlich nur das, was Sie meiner Schwester verwehrt haben …“
Er kniff verständnislos die Augen zusammen.
„Es ist ein wenig – delikat.“ Sarah war wie elektrisiert von ihrer neu gewonnenen Macht.
„Kommen Sie endlich zur Sache“, sagte er ungeduldig.
„Ich möchte, dass Sie mich heiraten.“ Sarahs Worte durchbrachen das gespannte Schweigen wie Peitschenschläge. „Ich möchte Mrs Alex Terzakis sein. Natürlich nur dem Namen nach“, fügte sie ironisch hinzu. „So unglaublich das auch für Sie klingen mag, ich finde Sie gar nicht unwiderstehlich. Sie werden sich also nicht zurücklegen und an den Ruhm Griechenlands denken müssen.“
Gleich darauf fragte sie sich, ob sie träumte. Doch seine starre Haltung und seine geröteten Wangen sagten ihr, dass sie die Worte wirklich ausgesprochen hatte. Er stand da wie angewurzelt.
„Oh nein – glauben Sie wirklich, ich würde Sie heiraten?“, fragte er grimmig.
„Für mich schlimmer als der Tod, aber eine so süße Rache“, erklärte Sarah sanft. „Wahrscheinlich bin ich für Sie noch unannehmbarer als meine arme Schwester. Nun, Sie haben gefragt, was ich will …“
„Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.“ Alex betrachtete sie ungläubig. „Sie machen einen Scherz!“
„Keineswegs“, widersprach sie und genoss sein Entsetzen.
„Was für eine Frau sind Sie, dass Sie so etwas von mir verlangen?“
„Sie stehen also nicht zu Ihrem Wort.“ Befriedigt stellte sie fest, dass dieser Vorwurf ihm gar nicht zu gefallen schien.
Alex Terzakis bekam nur, was er verdiente. Die letzten zwei Wochen waren die Hölle für sie gewesen. Seit Callie gestorben war, hatte dieser arrogante Grieche sich ihr in ihrem Schmerz aufgedrängt und sie gequält. Der Tod ihrer Schwester bedeutete ihm nichts, war vielleicht sogar eine Erleichterung. Dennoch hatte er es gewagt, zu Callies Beerdigung zu erscheinen und noch am selben Tag ihr, Sarah, Geld für Dimi anzubieten. Nun würde er sie wohl endlich in Ruhe lassen.
„Völlig unmöglich“, erwiderte er ungerührt. „Für diese Forderung verachte ich Sie nur noch mehr.“
In Sarahs Bitterkeit mischte sich Belustigung. Glaubte er denn, sie mache sich etwas daraus, was er von ihr dachte? Alex ging zur Tür, als könnte er gar nicht schnell genug von hier wegkommen.
„Auf Wiedersehen“, sagte Sarah trocken.
Unvermittelt wandte er sich zu ihr um, und seine goldbraunen Augen glitzerten drohend. „Wollen Sie mich um des Kindes willen heiraten?“, fragte er schroff.
Sie hatte ihn also wirklich getroffen. Er war plötzlich überhaupt nicht mehr arrogant und wirkte unvermutet ernst.
Seine Frage überraschte sie, denn für sie war das alles nur ein Spiel, um ihn endlich loszuwerden. „Was glauben Sie wohl?“
„Dass Rache ein zweischneidiges Schwert ist.“
Einen Moment später sah Sarah ihn in seinem Wagen davonfahren, verfolgt von den neugierigen Blicken der Nachbarn. Völlig erschöpft fiel sie ins Bett. Warum hatte sie nur verlangt, dass er sie heiratete? Um ihn bei der Aussicht, sein Leben lang an eine bösartige, unweibliche Xanthippe gefesselt zu sein, in kalten Schweiß ausbrechen zu sehen? Dann erinnerte sie sich daran, dass ihr egal sein konnte, was er von ihr hielt. Immerhin war es lustig gewesen, die niederschmetternde Wirkung ihrer Worte zu beobachten. Geistesabwesend fragte sie sich, warum sie nicht darüber lachen konnte …
Sarah hatte um Dimis willen ihre Stelle gekündigt, musste aber noch zwei Wochen arbeiten, um ihren vollen Monatslohn zu erhalten. Sie brauchte das Geld. Ginas Nachbarin, ein Kindermädchen, das im Moment arbeitslos war, kümmerte sich um Dimi. Sarah fiel es nicht leicht, ihn jeden Morgen zu verlassen.
„Du kannst bei mir arbeiten“, bot Gina ihr am Ende der Woche beim Frühstück an.
Sarah schluckte verlegen. Gina hatte immer wieder darauf hingewiesen, dass sie in ihrer Blumenhandlung nur Fachpersonal beschäftigte. „Aber ich verstehe nichts von Blumen …“
„Das lernst du schon, und am Anfang hilfst du mir mit dem Papierkram. Dimi kannst du mitnehmen, im Hinterzimmer ist genug Platz für sein
Weitere Kostenlose Bücher