Das Beste aus 40 Jahren
Griechische Männer sind ziemlich eigen, was die Emanzipation von Frauen angeht. Sie wollen bei einer Frau immer der Erste sein – oder zumindest in dem Glauben gelassen werden.“
Angesichts dieser Frechheit war Sarah im ersten Moment sprachlos. „Sie mieser …“
„Und wenn sie einen Mann abbekommen will, sagen Sie ihr, sie soll die Beine zusammenhalten, bis sie aus der Kirche kommt. Dass sie zu Damon gezogen ist, war ihr zweiter Fehler.“ Ein verächtlicher Blick aus glitzernden goldbraunen Augen streifte Sarahs verstörtes Gesicht. „Mehr habe ich Ihnen nicht zu sagen.“
Callie saß tränenüberströmt in der Empfangshalle, in den zittrigen Fingern einen Scheck über eine gewaltige Summe. Sarah nahm ihn, riss ihn in Fetzen und warf ihn in den Mülleimer. Erst Stunden später bekam sie alles aus ihrer Schwester heraus. „Ich kam mir so schmutzig vor, Sarah“, schluchzte Callie, „so schmutzig – wie eine Erpresserin.“
Diese Worte würden Sarah ewig im Gedächtnis bleiben. Die beiden Rechtsanwälte hatten Callie mit unbestimmten, aber für einen Teenager schrecklichen Drohungen überhäuft, sollte sie es wagen, etwas über Damon an die Presse verlauten zu lassen.
Im Gegensatz zu Sarah erholte Callie sich ziemlich schnell von diesem Erlebnis und schrieb weiterhin an Damon. Obwohl sie keine Antwort bekam, verlor sie nie die Hoffnung. „Bestimmt sorgt dieser Mistkerl Alexis dafür, dass er die Briefe nicht bekommt“, sagte sie immer wieder. „Aber warte nur, wenn mein Sohn geboren ist. Dann kann auch Alex Damon nicht daran hindern, zu mir zu kommen.“
Jetzt durchlebte Sarah noch einmal die mörderische Wut, die abgrundtiefe Bitterkeit jenes schrecklichen Tages. An der Schwelle zu ihrem Schlafzimmer blieb sie verblüfft stehen.
Alex lag auf ihrem schmalen Bett, ihren Neffen in den Armen, und redete auf Griechisch mit ihm. Dimi hatte aufgehört zu weinen und gab zufriedene, glucksende Laute von sich. Bei diesem täuschend idyllischen Anblick spürte Sarah einen Stich im Magen.
Alex wirkte so menschlich, obwohl er Callie so unmenschlich behandelt hatte. Und jetzt wollte er ihr Kind – warum? Dimi war ein Terzakis. Callie hatte den Wert ihres ungeborenen Kindes für die Terzakis richtig eingeschätzt.
Dennoch war Sarah erstaunt über das Interesse der Familie. Oder war es nur Alex’ Interesse? Damons Verlangen, seinen Sohn selbst aufzuziehen, schien ziemlich kurzlebig gewesen zu sein. Hatte er sein Angebot überhaupt ernst gemeint? Sarah hatte den schrecklichen Verdacht, dass er damit nur seinem großen Bruder imponieren wollte und dass ihm in Wirklichkeit gar nichts an seinem Sohn lag.
Wollte Alex ihren Neffen haben, weil er befürchtete, dass eines Tages alles ans Licht der Öffentlichkeit kommen würde? Oder aus einer Art perverser Besitzgier? Bestimmt nicht aus Ehrgefühl oder Verantwortungsbewusstsein, das hatte Callies Erfahrung gezeigt. Sarah betrachtete das Kind, das sie liebte, und den Mann, den sie hasste, und wieder stieg Bitterkeit in ihr auf.
Ja, sie wollte Rache. Sie wollte Alex Terzakis verletzen, obwohl sie nicht die Macht dazu hatte. Doch sie hatte nie vergessen, dass Dimis Wohlergehen über allem anderen stand. Schweigend nahm sie das Baby, wobei sie sich bemühte, Alex nicht zu berühren, und setzte sich auf einen Stuhl, um Dimi zu füttern.
Alex sprang vom Bett auf. „Sie müssen sich damit abfinden, dass Dimitrios nicht hierher gehört.“
Sie presste die Lippen zusammen. Er war unbarmherzig. Woher sollte sie wissen, ob überhaupt irgendjemand in der Terzakis-Familie ein echtes Interesse für Dimi empfand? Alles Geld der Welt konnte Liebe nicht ersetzen – oder? Sarah fühlte sich hin- und hergerissen zwischen ihrem Wunsch, das geliebte Kind zu behalten, und der Angst, aus Eifersucht und Egoismus vielleicht die falsche Entscheidung für Dimi zu treffen.
„Es wäre besser für beide, wenn Sie ihn jetzt aufgeben.“
Was würde er ihr nun anbieten? Mit Geld und Einschüchterung hatte er es vergeblich versucht, ebenso mit Androula und Damon als perfektem Elternpaar oder sich selbst als Adoptivvater. Doch wenn er Dimi mit nach Griechenland nahm, würde Sarah ihn aus den Augen verlieren, und wie konnte sie einem Terzakis jemals vertrauen?
„Ich bin ein ziemlich ungeduldiger Mann“, sagte er.
„Das hatte ich noch gar nicht bemerkt.“
Der wütende Blick seiner dunklen Augen schien sie zu durchbohren. Nach langem, gespanntem Schweigen sagte er schließlich:
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