Das Beste aus 40 Jahren
hoffte, er würde nun endlich gehen. „Aber dass eine Frau Ihnen Kontra bietet, damit kommen Sie nicht zurecht …“
In dem darauf folgenden Schweigen betrachtete er sie träge aus halbgeschlossenen Augen. „Ich könnte Sie mit einer Hand fertigmachen – aber meine Methoden würden Ihnen nicht gefallen.“
Sein geheimnisvoller, intensiver Blick beunruhigte sie. Unwillkürlich hielt sie den Atem an. In ihrem Innern regte sich etwas, und ihre Brüste fühlten sich seltsam schwer an. Die Zeit schien stehengeblieben zu sein. Und dann sah er hoch und ging zur Tür.
„Dimitrios weint.“ Es klang wie ein Vorwurf an sie.
„Dimitrios?“ Sarah blinzelte und hatte Mühe, sich aus diesem seltsamen Bann zu befreien. Unwillkürlich schüttelte sie den Kopf. Sie war müde und erschöpft. Kein Wunder, dass sie sich so merkwürdig fühlte.
Angesichts ihrer Unentschlossenheit stieß Alex einen ungeduldigen Laut aus und lief die Treppe hinauf. Auf halber Höhe drehte er sich um und sagte vorwurfsvoll: „Man sollte ein Baby niemals weinen lassen.“
3. KAPITEL
Alex hatte Dimi bereits aus dem Bettchen genommen, als Sarah ins Schlafzimmer kam. Ihr Neffe schrie aus Leibeskräften, und beim Anblick des winzigen roten Gesichtchens zog sich ihr das Herz zusammen.
„Geben Sie ihn mir“, forderte sie Alex auf und streckte die Hände aus.
Alex betrachtete sie amüsiert. „Ich weiß, wie man mit Babys umgeht. Lassen Sie ihn immer so lange schreien?“
Zorn stieg in ihr auf. „Ich lasse ihn nie schreien!“
„Bei mir würde sich ständig jemand um ihn kümmern“, erklärte Alex herablassend.
Sarah knirschte mit den Zähnen. „Ich hole sein Fläschchen.“
„Dann bleibe ich solange bei ihm.“
Dieser Mistkerl! dachte Sarah, während sie in der Küche herumhantierte. Alex Terzakis hielt Callies Kind in den Armen! Trotz der Blutsbande hatte ihrer Meinung nach keiner der beiden Brüder das Recht darauf.
Wieder erinnerte sie sich voller Bitterkeit an das, was geschehen war.
Vor sieben Monaten war Damon wegen wichtiger Geschäfte nach Griechenland gefahren. Damals wusste er schon von Callies Schwangerschaft und war entzückt, wie Callie später sagte. Sie drängte ihn, sie den Terzakis als seine zukünftige Frau vorzustellen. Immerhin trug sie seinen Verlobungsring und erwartete ein Kind von ihm.
Damon versprach, mit seinem Bruder zu reden. Doch er kehrte blass und ganz ohne seine übliche Unbekümmertheit zurück und gestand Callie, dass Alex hart geblieben sei und sie nicht einmal sehen wolle. Erst da informierte Callie ihre Schwester von ihrer Schwangerschaft, und Damon musste sie begleiten.
Es war der peinlichste Abend, den Sarah je erlebt hatte. In ihrer Naivität traf die Entdeckung, dass Callie und Damon miteinander schliefen, sie wie ein Schlag vor den Kopf, ebenso wie die Tatsache, dass ihre Schwester in Oxford bei Damon wohnte. Callie hatte die Änderung ihrer Adresse und Telefonnummer damit erklärt, dass sie sich mit einem anderen Mädchen eine billigere Wohnung genommen habe.
Und dann erklärte Damon Sarah unbehaglich, er könne Callie im Moment nicht heiraten.
„Stell dir vor, Alex hat gedroht, ihn ohne einen Penny aus der Familie auszustoßen!“, ereiferte Callie sich.
Damon wich Sarahs prüfendem Blick aus, bis er das Schweigen nicht mehr ertragen konnte. „Ich kann mich meinem Bruder nicht widersetzen – zumindest im Moment nicht“, sagte er fast flehend.
Und Sarah sank der Mut, denn sie wusste sofort, dass das nur eine billige Ausrede war. Doch Callie bekam einen Nervenzusammenbruch. Sie hatte wohl gehofft, Sarah wäre in der Lage, wie durch Zauberei alles in Ordnung zu bringen. Doch Damon war ein erwachsener Mann, und wenn er nicht selbst den Mut hatte, seinem Bruder die Stirn zu bieten, dann war ihm nicht zu helfen.
Eine Woche später reiste Damon plötzlich erneut nach Griechenland.
„Wusstest du davon?“, fragte Sarah ihre Schwester besorgt.
„Ich weiß, dass er zurückkommt, denn er will dieses Baby wirklich“, erklärte Callie, ohne sich durch Sarahs offensichtliche Skepsis aus der Ruhe bringen zu lassen.
Immer wieder dachte Sarah über Damons Verhalten an jenem Abend nach und fragte sich, ob sie dem jungen Griechen unrecht tat, wenn sie an seinen Gefühlen zu Callie zweifelte. Aber er hatte seine dramatischen Liebesschwüre nicht wiederholt, und seine Anspannung und sein verändertes Benehmen waren offensichtlich gewesen. Dennoch wollte sie ihre Schwester nicht unnötig
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