Das Beste aus 40 Jahren
abhielt, ihrem Neffen eine sichere, liebevolle Zukunft zu ermöglichen, wie die Terzakis sie ihm angeboten hatten.
Aber Alex Terzakis hatte ihr vorgeworfen, Dimi nur zu benutzen, um sich an ihm zu rächen. Dabei lag nichts ihr ferner! Überhaupt, warum war Alex eigentlich allein gewesen? Wenn es Damon und seiner Frau wirklich ernst damit war, Dimi in ihre Familie aufzunehmen, dann sollten sie persönlich kommen und es beweisen … Dann konnte sie sich immer noch Gedanken darum machen, was am besten für Dimi war. Schließlich war er kein Paket, das man einfach ins Ungewisse schickte. Wie sehr sie ihn liebte!
Gina seufzte. „Ich schlage vor, du ziehst bei mir ein. Ein so winziges Baby wie Dimi macht sehr viel mehr Arbeit, als du je mit Callie hattest.“
Gina behielt recht. Dimi war zwar niedlich, schlief aber nicht viel, und er wollte auch nicht nur alle vier Stunden etwas trinken. Gina, die keinerlei Erfahrung mit Säuglingen hatte, half zwar, so gut sie konnte. Doch die Hauptlast blieb an Sarah hängen, die sich zudem immer noch nicht mit Callies Tod abgefunden hatte.
Das Telefon klingelte, und sie dachte: Callie. Sie sah auf der Straße ein Mädchen mit langem blonden Haar, und ihr Herz schlug schneller. Drei Mal besuchte sie das Grab ihrer Schwester, um sich zu zwingen, ihren Tod zu akzeptieren. Doch am wenigsten kam sie mit ihrem Zorn zurecht.
Nur bei Alex Terzakis hatte sie ihrer Wut freien Lauf lassen können. Ihr Hass auf Damons Bruder war wie ein Ventil für ihre ohnmächtige Wut, und das war nicht seltsam, sondern gut, wie sie sich immer wieder sagte. Zumal er ein sehr befriedigendes Ziel darstellte.
Es war genau eine Woche nach der Beerdigung. Gina war gegen acht Uhr abends ausgegangen, und da Dimi ausnahmsweise schlief, hatte Sarah ein Bad genommen und hoffte, einige Stunden ungestört schlafen zu können. Deshalb war sie nicht erfreut, als es an der Tür klingelte. Wahrscheinlich eine von Ginas Freundinnen, die oft kamen, um bei einem Gin Tonic den neusten Klatsch auszutauschen.
Aber es war Alex Terzakis. Unwillkürlich raffte Sarah mit einer Hand ihren verblichenen Bademantel vor der Brust zusammen. Plötzlich war sie sich bewusst, dass sie nichts darunter trug, und das machte sie verlegen und ärgerlich. „Was wollen Sie?“, fragte sie unsicher.
Er ging schon an ihr vorbei. „Fünf Minuten Ihrer Zeit.“
„Einen Moment, ich ziehe mich schnell um“, sagte sie steif.
Bisher hatte er sie nicht einmal angesehen, doch jetzt spürte sie den Blick seiner goldbraunen Augen unangenehm deutlich auf sich ruhen. „Warum?“, fragte er langsam. „Meinetwegen könnten Sie auch nackt herumlaufen.“
Sarah errötete tief und presste die Lippen zusammen. Schweigend ging sie an ihm vorbei und setzte sich auf die Couch. Dabei löste sich das Handtuch, das sie sich um den Kopf gewunden hatte, und sie riss es sich ungeduldig herunter.
Ihr silberblondes Haar fiel ihr in einer schimmernden Kaskade bis fast auf die Hüften. Alex blieb wie angewurzelt stehen und starrte sie aus zusammengekniffenen Augen an. Verwundert blickte Sarah über ihre Schulter, um zu sehen, was seine Aufmerksamkeit erregte. Etwa Ginas geblümte Tapeten? Oder die Kuckucksuhr?
Gereizt wandte sie sich ihm wieder zu. Seltsamerweise wirkte er immer noch wie gebannt, und beinahe wäre er über eines der kleinen Tischchen gestolpert, die überall herumstanden. Schnell griff er danach, um es am Umfallen zu hindern.
„Wollen Sie mir nicht einen Drink anbieten?“, fragte er herausfordernd.
„Sie sind hier nicht willkommen, Mr Terzakis.“
Zu ihrer Verblüffung ging er ohne Weiteres zum Getränkefach im Büfett hinüber und schenkte sich einen Whisky ein. „Ich sollte Ihnen vielleicht sagen, dass es mir in Ihrer Gegenwart schwerfällt, auch nur im Mindesten höflich zu sein.“
Sarah zog es vor, zu schweigen, doch ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
Geschmeidig setzte er sich ihr gegenüber in einen Sessel und betrachtete sie aus kalten Augen, die von unglaublich dichten dunklen Wimpern gesäumt waren. „Letzte Woche habe ich mich ein wenig verschätzt“, sagte er langsam. „Offensichtlich haben Sie nicht die Absicht, Dimitrios aufzugeben …“
„Dimi“, unterbrach Sarah ihn.
„Dimi – wie niedlich. Also, Sie wollen ihn behalten, habe ich recht?“
„Selten, doch in diesem Fall – ja.“ Aber stimmte das wirklich? Sarah hatte sich in der letzten Woche mehr als einmal gefragt, ob sie richtig handelte. Was
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