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Das Bild

Das Bild

Titel: Das Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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den
Nacken gibt.
    »Tut mir leid, daß ich dich wegen dem Haus angeschrien
habe«, sagt er leise. »Ich bin immer noch der Meinung, daß
das in Windsor besser für uns ist, aber es tut mir aufrichtig
leid, daß ich laut geworden bin.«
    Er wartet auf eine Antwort, und als sie ihm keine gibt,
dreht er sich um und stapft bekümmert hinaus, weil er wahrscheinlich denkt, daß sie immer noch zornig ist. Aber das ist
sie nicht; Zorn reicht als Beschreibung für ihren derzeitigen
Zustand nicht aus. Sie ist von einer schwarzen Wut erfüllt,
fast von Mordlust, und ihr Schweigen hat nichts mit der kindischen Gewohnheit zu tun, ihm »die kalte Schulter« zu zeigen, sondern ist eine ziemlich verzweifelte Anstrengung
    (vergiß nicht den Baum)
‘nicht den Topf mit kochendem Wasser vom Herd zu nehmen, sich damit umzudrehen und es ihm ins Gesicht zu
schütten. Das deutliche Bild, das sie vor ihrem geistigen
Auge sieht, ist ekelerregend und auf finstere Weise faszinie rend: Bill taumelt rückwärts und schreit, während sich seine
Haut dunkelrot verfärbt - eine Farbe, die sie manchmal in
ihren Träumen sieht. Bill krallt die Fingernägel in die Wangen, während sich die ersten Blasen auf seiner qualmenden
Haut bilden.
Sie hat die linke Hand tatsächlich nach dem Griff des Topfs
ausgestreckt, und als sie in dieser Nacht schlaflos in ihrem
Bett liegt, gehen ihr immer wieder zwei Worte durch den
Kopf: Ich vergelte.
6
    In den Tagen danach betrachtet sie zwanghaft ihre Hände,
ihre Arme, ihr Gesicht… aber hauptsächlich die Hände, weil
es dort anfangen wird.
    Was wird dort anfangen? Sie weiß es nicht genau … aber
sie weiß, wenn sie es sieht
(den Baum)
wird sie es erkennen.
Sie findet ein Sportzentrum namens Elmo’s Batting Cages,
an der Westseite der Stadt, und geht regelmäßig hin. Die meisten Kunden sind Männer in mittleren Jahren, die ihre College-Figur behalten wollen, oder Jungs von der High School,
die fünf Dollar für das Privileg ausgeben, daß sie noch eine
Weile tun können, als wären sie Ken Griff ey Jr. oder Big Hurt.
Ab und zu schlägt eine ihrer Freundinnen ein paar Bälle, aber
die meisten sind nur Zierat, stehen vor den Schlagkäfigen
oder dem etwas teureren Major-League-Schlagtunnel und
schauen zu. Nur wenige Frauen Mitte Dreißig plagen sich
mit tiefen und angeschnittenen Bällen herum. Wenige?
Eigentlich gar keine, abgesehen von dieser Lady mit dem
kurzen braunen Haar und dem blassen, ernsten Gesicht. Die
Jungs machen Witze und stoßen einander mit den Ellbogen
an, kichern und ziehen die Mützen verkehrt herum auf, um
zu zeigen, wie böse sie sind, aber sie beachtet sie gar nicht,
weder ihr Gelächter, noch die gründliche Bestandsaufnahme
ihres Körpers, der nach der Geburt wieder ganz gut aussieht.
Ganz gut? Für eine Tussi, die eindeutig nicht mehr die jüngste
ist (sagen sie untereinander), ist sie ein Knüller, ein Hammer.
Und nach einer Weile hören sie auf zu lachen. Sie hören
auf, weil die Lady mit den ärmellosen T-Shirts und den weiten grauen Hosen nach ihrer anfänglichen Ungeschicklichkeit und ihren Fehlschlägen (manchmal wird sie sogar von
den Hartgummibällen getroffen, die die Maschine ausspuckt) nicht nur gut trifft, sondern stark.
»Die hat ‘nen Superschlag«, sagt einer von ihnen an dem
Tag, als Rosie , keuchend und mit rotem Gesicht, das Haar als
feuchter Helm am Kopf klebend, drei Bälle, einen nach dem
anderen, wie an der Schnur gezogen die gesamte Länge des
maschendrahtgesäumten Tunnels entlangjagt. Bei jedem
Schlag stößt sie einen schrillen, überirdischen Schrei aus, wie
Jennifer Capriati, wenn sie ein As schlägt. Es hört sich an, als
hätte der Ball sie irgendwie beleidigt.
»Und die Maschine hat sie auch hochgedreht«, sagt ein
zweiter, als die Wurfmaschine in der Mitte des Tunnels einen
Fastball mit achtzig Meilen pro Stunde ausspuckt. Rosie
stößt ihren eingeatmeten Kampfschrei aus, senkt den Kopf
fast bis auf die Schultern und schwingt die Hüften. Der Ball
saust in die andere Richtung. Sechzig Meter entfernt prallt er,
immer noch steigend, gegen den Maschendraht des Tunnels,
so daß sich der grüne Draht ausbeult, bevor der Ball zu den
anderen fällt, die sie schon geschlagen hat.
»Ach, den hat sie gar nicht so fest getroffen«, mault ein
dritter. Er nimmt eine Zigarette, steckt sie in den Mund, holt
ein Streichholzbriefchen hervor und zündet ein Streichholz
an. »Sie hat nur -«
Diesmal schreit Rosie wirklich ein Schrei, der dem Kreischen eines hungrigen

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