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Das bisschen Haushalt

Das bisschen Haushalt

Titel: Das bisschen Haushalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin-Nils Däfler
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behängt mit den beiden Kindern, die sich vorstellen, auf einem Surfbrett zu stehen. Schweißperlen sammeln sich auf meiner Stirn.
    In der Gemüseabteilung prüfe ich fachmännisch - das hatte ich mir von erfahrenen Einkäuferinnen abgeschaut - die Gurken durch zartes Befühlen der Enden. Dabei hatte ich nicht bedacht, dass Kinder durch Vorbilder lernen. Rebecca zermalmt mit ihren Händen die überreifen Strauchtomaten und Paul kontrolliert etwas zu fest die Konsistenz der Erdbeeren. Schnell weiter, hoffentlich hat’s niemand bemerkt. Vor dem Cerealienregal debattieren wir dann über das Thema „gesunde Ernährung“. „Kinder, wir nehmen den Hafer-Dinkel-Müsli-Mix.“ „Igittigitt
    - das essen wir nicht.“ „Oh doch, ihr werdet das essen, das ist gut für euch.“ „Nö, werden wir nicht.“„Doch!“
    Paul und Rebecca sprechen sich vehement für Smacks und Nougatkissen aus. Mein biodynamischer Vorschlag unterliegt der Mehrheitsmeinung: Auch deshalb, weil sich bereits eine Gruppe interessierter Zuhörer um uns gebildet hat und ich nicht auch noch vom Marktleiter ob meiner lärmenden Brut angesprochen werden will.
    Die Tiefkühltruhe will ich ignorieren und zu den Milchprodukten eilen. Doch mein Vorhaben scheitert, denn Paul hat sich schon den Wagen geschnappt und instinktsicher die Pizzaabteilung angesteuert. „Vergiss es - es gibt keine Pizza.“ „Der Lukas isst auch immer Pizza.“ „Aber du heißt nicht Lukas und dieses Industrieessen ist gar nicht gut für euch.“ „Woher willst du das denn wissen?“
    So weit ist es jetzt schon: Die väterliche Kompetenz in Ernährungsfragen wird angezweifelt. Um eine weitere Debatte zu unterbinden, schließen wir einen Kompromiss: Zwei Salamipizzen dürfen mit, wenn vier Becher Naturjoghurt ebenfalls in den Wagen wandern. Jetzt steht nur noch die schwierigste Aufgabe bevor - die Quengelware an der Kasse elegant zu umkurven. Aber da hat man keine Chance! Kaugummis, Bonbons, Schokoriegel und Panini-Bilder drängen sich auf engstem Raum, noch dazu - ihr gemeinen Marketingstrategen! - genau auf Blickhöhe von Grundschulkindern.
    „Ich will ein Überraschungsei!“, skandiert Rebecca, als ich mit dem Einkaufswagen in den Kassenbereich einbiege. „Überraschungseier sind was für Babys“, keift Paul. Rebecca bekommt einen Schreikrampf und verdeutlicht ihrem Bruder lautstark und unter Einsatz ihrer Fäuste, dass sie kein Baby ist und überhaupt Überraschungseier eine klasse Erfindung sind. Indessen hat sich Paul schon ein Duplo geschnappt und auf das Band gelegt. Die Folter der väterlichen Nerven wird verlängert, weil die Rentnerin vor uns unbedingt passend zahlen will.
    Meine Erkenntnis für heute: Gehe nur dann mit den Kindern einkaufen, wenn es sich absolut nicht vermeiden lässt.
Donnerstag, 3. Juli
    Mein Tagesablauf ist seit Dienstag streng geregelt: Aufstehen um 05:30 Uhr, duschen, Janosch - unseren einjährigen Westi-Rüden - füttern und in den Garten lassen, auf dass er sich dort erleichtern kann, für Don, Dana und Felix, unsere ewig hungrigen Katzen, den Dosenöffner spielen, Frühstück vorbereiten, Carola und die Kinder wecken, frühstücken, und alle halbwegs pünktlich aus dem Haus bugsieren.
    Paul geht allein zur Schule, Rebecca wird in der Regel von Carola in den Kindergarten gebracht. Ab 07:30 Uhr kehrt Ruhe ein. Mir bleibt bis 12:50 Uhr Zeit, meine Arbeit zu erledigen. Das sind 280 Minuten oder 16.800 Sekunden, wie ich ausrechne - deutlich zu wenig für all das, was ich eigentlich machen sollte und möchte. Ich brauche also nicht nur ein Konzept für die nachmittägliche Kinderbetreuung, sondern muss mir auch was einfallen lassen, wie ich meine Arbeit in den Griff bekomme. Einerseits möchte ich meine Kundenkontakte aufrechterhalten, andererseits kann ich unmöglich so viel arbeiten wie zuvor. Hinzu kommt, dass ich gern auch eigenes Geld verdienen möchte. Carola ist zwar nun unser Hauptfinanzierer, aber je mehr ich noch beisteuere, desto schneller haben wir unser Haus abbezahlt. Hmmm, was tun? Ich beschließe, in Zukunft nur noch die Auf-träge anzunehmen, die lukrativ sind, bei denen also mein Aufwand und das Honorar in einer vernünftigen Beziehung stehen. Keine „Lückenfülleraufträge“ und „Gefälligkeitsjobs“ mehr!
    Den heutigen Vormittag verbringe ich deshalb damit, zwei Anschreiben aufzusetzen: eines an meine schlecht zahlenden Kunden, in dem ich mitteile, dass ich meinen Stundenlohn verdoppelt habe - die beste Strategie, um

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