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Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)

Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)

Titel: Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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ansehnlich. Ihr Blick glitt tiefer. Jetzt nicht mogeln, ermahnte sie sich. Nicht den Bauch einziehen. Und wirklich einmal hinschauen. So genau hatte sie es bisher nämlich gar nicht wissen wollen. Also los. Augen auf und durch.
    Was sie sah, ließ sie erschauern. Okay, das Ding war gelaufen. Sie war eine Naturkatastrophe in XXL. Das Ensemble aus Fettpolstern, Speckschürzen und gedellter Haut, das sie sich all die Jahre als Rubensfigur schöngeredet hatte, verursachte ihr nur noch Übelkeit. Sie war eine Karikatur ihrer selbst.
    Niki ertrug den niederschmetternden Anblick nicht länger. Sie warf einen Bademantel über und tappte auf nackten Füßen in Wolfgangs Arbeitszimmer. Die Wände waren bedeckt mit Bücherregalen, auf dem Schreibtisch türmten sich Akten und ungeöffnete Briefumschläge. Von wegen Überstunden. Mit eiskalten Fingern klappte sie seinen Laptop auf.
    Als Erstes gab sie »Diät« ein. Das meiste kannte sie schon. »Schlank im Schlaf« hatte sich als dreiste Lüge erwiesen – vielleicht auch deshalb, weil sie nie ohne eine Tafel Schokolade ins Bett ging. Die Low-Carb-Diät war an ihrer Vorliebe für Croissants gescheitert, die Veggie-Diät an ihrem Hang zu Schweinshaxen und Königsberger Klopsen.
    Nun versuchte sie es mit dem Stichwort »Fettabsaugung«.Kaum zu glauben, wie viele Kliniken es gab, die diese Verzweiflungstat anpriesen. Aber Niki hatte Angst vor Spritzen und Kanülen. Am Ende saugte man ihr noch sämtliches Gedärm aus dem Bauch. Und dann? Sogar Magenverkleinerungen wurden angeboten. Schauderhaft, einfach schauderhaft.
    Zur Abwechslung entschloss sie sich für den schlichten Begriff »abnehmen«. Mit einem sanften Glockenton baute sich die Website eines Hotels auf. An einem malerischen See gelegen, bot es alle erdenklichen Annehmlichkeiten: Luxussuiten mit Whirlpool, eine holzgetäfelte Bibliothek, Wellness bis zum Abwinken. Das Beauty Resort Vitalis am Zürcher See schien das Paradies auf Erden zu sein. Mit einem Schönheitsfehler: das Essen. Darüber schwieg sich die Website nämlich aus. Es war nur von »Ernährungsumstellung«, »entgiften« und »entschlacken« die Rede.
    Als Niki die Preisliste anklickte, wurde ihr flau. Ein einziger Tag in diesem Luxusschuppen kostete in etwa so viel wie eine Woche Pauschalurlaub für eine vierköpfige Familie. Sechshundert Euro. Das war Wahnsinn. Wer verbrannte denn so viel Kohle, nur um unter Aufsicht zu hungern?
    Sie klappte den Laptop zu und wankte ins Wohnzimmer. Ihr tränengetrübter Blick wanderte über die gemütliche schokoladenbraune Polstergruppe, die Bilder mit gebratenem Federvieh an den Wänden, den Couchtisch, auf dem eine Schale voller Pralinen stand. Keine Frage, sie hatte sich in einen Riesenschlamassel reingefuttert.
    Niki horchte in sich hinein. Es war einer der seltenenMomente in ihrem Leben, in denen es ihr den Appetit verschlagen hatte. Ein ganz, ganz schlechtes Zeichen. Normalerweise hätte sie sich jetzt ein üppiges Mittagessen gegönnt. Eine deftige Nudelsuppe, auf der münzgroße Fettaugen schwammen, ein saftiges Eisbein samt buttrigem Kartoffelbrei und zum Nachtisch Götterspeise mit Vanillesauce, gekrönt von einem Cappuccino und einer Handvoll Pralinen. Zum Teufel mit dem ganzen Zeug!
    Mit einem gezielten Fußtritt kickte sie die Schale vom Tisch, und die Pralinen kullerten über den Teppich. In diesem Augenblick piepste ihr Handy. Die SMS kam von Wolfgang.
     
Bestell schon mal einen Tisch im Vittorio.
Und das Zehn-Gänge-Menü für zwei. Wird
leider etwas später. Komme nicht vor neun.
Freu mich ganz doll auf dich!
     
    Nicht vor neun? Selbst heute, an ihrem Hochzeitstag, gab er dieser halbverhungerten Schlampe den Vorzug? Niki schleuderte das Handy in den Kamin, wo es in einem Haufen kalter Asche versank.
    »Der Teilnehmer ist leider nicht erreichbar«, flüsterte sie.
    Dann begann sie zu packen.
     
    Am Flughafen war die Hölle los. Jetzt, am frühen Abend, strömten lauter gutaussehende Menschen in Businesskleidung aus den Fliegern und strebten dem trauten Heim zu. Das Niki nicht mehr hatte. Und vielleicht nie wieder habenwürde. Sie schluckte. Neiderfüllt betrachtete sie die vielen schlanken Frauen mit Attachéköfferchen, die figurbetonte Kostüme trugen und auf hohen Hacken durch die Menge stöckelten.
    Irgendetwas hatte sie falsch gemacht. Gründlich falsch. Warum war sie nicht eine dieser rasend attraktiven Frauen? Warum saß sie hier in einem sackartigen rosa Gebilde mit Bärchenaufdruck, die

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