Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)
klar, den Puff übertrage ichJohnny, der hat es drauf«, antwortete Walburga. Sie sah auf die Uhr und erhob sich. »Wartet nicht mit dem Essen auf mich. Ich habe noch was vor.«
»Was vor?«, echote Alexis.
Walburga stand auf. »Ein Date.«
Niki wusste plötzlich, mit wem Walburga eine Verabredung hatte. Deshalb also hatte sie heimlich im Badezimmer telefoniert, stundenlang geduscht und sich die Zehennägel dunkelrot lackiert. Und immer wieder Doc Mannheimer erwähnt. Sie begleitete ihre Freundin hinaus.
»Denk dran, nie Sex beim ersten Date«, flüsterte sie, als sie vor der Bibliothek standen.
»Der einzige Grund, warum man mit Sex länger als einen Tag warten sollte, wäre ein Junge, der noch eine Woche bis zu seinem achtzehnten Geburtstag hat«, grinste Walburga. »Wir sind erwachsen, Niki. Wir brauchen keine Gouvernanten mehr.«
»Oha, ich bin so aufgeregt!«, sagte Niki mit gedämpfter Stimme. »Aber du bist ja kein unbeschriebenes Blatt.«
Walburga ordnete ihr schwarzes Haar, das sie heute besonders wild gefönt hatte. »Jeder neue Mann ist wie eine Schiffstaufe – man geht immer wieder auf Jungfernfahrt.«
»Obacht vor den Eisbergen«, lächelte Niki.
»Die schmelzen gerade, glaube ich. Falls der Doc nicht die Schlüssel von den Handschellen wegschmeißt, bin ich zum Frühstück zurück. Aber dein Geschnarche wird mir fehlen, ehrlich.«
Niki drohte Walburga mit dem Zeigefinger. »Ein für allemal: Ich schnarche nicht!«
»Und wie du schnarchst! Ich habe dir übrigens den roten BH mit dem passenden Slip mitgebracht. Liegt in der Schublade vom Nachtschrank. Vielleicht kannst du das Zeug demnächst gebrauchen. Und du weißt ja, falls du mehr über die Pythonstellung wissen willst …«
»… frage ich jemanden, der sich damit auskennt«, gluckste Niki.
Sie umarmte ihre Freundin, dann ging sie in die Bibliothek zurück. Dort hatte sich unterdessen ein lebhaftes Gespräch entwickelt. Tamara stand vor dem Kamin und entwarf mit glühenden Worten die Vision eines Hotelshops, der keine Wünsche offenließ. Mit Klamotten in Übergrößen und erlesenem Schmuck.
»Erinnerst du dich an die Besitzerin des Secondhandladens?«, rief Alexis Niki zu. »Die macht bestimmt mit. Jeder, der auch nur hundert Gramm abnimmt, will sich doch sofort neu einkleiden.«
»Dazu ein hübscher Ring oder eine Kette – das wird eine Goldgrube!«, juchzte Tamara. »Und die Gäste werden es lieben!«
Leo nickte. »Genau solche Ideen brauchen wir. Aber jetzt entschuldigt bitte Niki und mich. Wir haben noch etwas unter vier Augen zu bereden. Wollen wir ein bisschen spazieren gehen, Niki?«
Niki spürte, wie ein Taumel sie erfasste. Dennoch folgte sie Leo, ohne lange nachzudenken. Nicht denken, nur fühlen.Und was sie fühlte, war ein warmer Strom aus Zuneigung und Vertrauen. Auch wenn Leo nicht so aussah, er war ein ganzer Kerl. Einer, mit dem man jeden Sturm aushalten konnte.
Sie traten auf die Terrasse. Der Himmel hatte sich rosa gefärbt, die Berge am anderen Ufer des Sees waren nur noch zarte, bläuliche Schatten. Da und dort gingen erste Lichter an. Es konnte keinen schöneren Ort auf der Welt geben. Langsam gingen sie hinunter zum See und setzten sich auf eine Bank. Ein paar kleine Wellen plätscherten an die Uferpromenade, sonst war alles still.
Leo nahm ihre Hand. »Du wirst die beste Köchin sein, die das Vitalis jemals gesehen hat. Doch du solltest wissen, dass du jederzeit aussteigen kannst. Ich will nicht, dass du dich in irgendeiner Weise gedrängt fühlst, verstehst du?« Er atmete schwer, seine Stimme klang heiser. »Vor allem nicht, was deine Gefühle angeht.«
»Hm.« Ihr Wurzeltschakka pulsierte, und auch in ihrem Herztschakka war so einiges los. Sie drehte ihm das Gesicht zu. Seine Lippen waren leicht geöffnet, verzückt betrachtete er ihren Mund.
»Du denkst doch wohl nicht darüber nach, mich zu küssen?«, fragte sie mit gespielter Entrüstung.
Entschuldigend hob er die Achseln. »Eigentlich schon.«
»Dann hör auf, darüber nachzudenken und fang an, es zu tun«, murmelte Niki.
Leo küsste immer noch grandios. Sogar noch viel besser als beim ersten Mal. Einfach kosmisch. Niki ließ sich fallen,ließ alles los, so wie sie es bei Mario gelernt hatte. Einmal Universum und zurück, dachte sie, während sie in Leos Armen schmolz, der beste Trip seit der Erfindung von Mann und Frau. Nur nicht das Atmen vergessen. Dann schloss sie hingebungsvoll die Augen.
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