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Das blaue Feuer - Roman

Titel: Das blaue Feuer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Risse. Gleichzeitig drangen die Schmerzen nach draußen, und die Menschen, die von der Welle erfasst wurden, sanken nach Luft ringend zu Boden.
    Wir rannten die breiten Stufen vor dem Eingang zum Palast hinab, dann über zersprungene Marmorplatten auf den Gehweg. Auf der Straße waren noch mehr Menschen, die alle vom Palast fortliefen.
    Wir mischten uns in die Menge, hielten uns aber an den Händen, um nicht auseinander gerissen zu werden. Verängstigte Gesichter umgaben uns, viele mit roter Haut und Blasen. Soldaten rannten an der Seite, manche hielten sogar an, um anderen Menschen, die gefallen waren, auf die Beine zu helfen.
    »Wohin können wir gehen?«, fragte der Junge, der sich an mich klammerte.
    Mir fiel nur die Villa ein, aber inzwischen waren Jeatar und die anderen bestimmt fort. Entweder verhaftet oder auf der Flucht. Auf alle Fälle würden sie nicht mehr dort sein. Bitte, lass sie geflohen sein und Jeatars Bauernhof erreicht haben.
    »Zu den Docks.« Ceun bewachte vielleicht immer noch die niedrige Mauer. Bei so viel Chaos waren die Lager der Schmerzlöser bestimmt weniger gut bewacht, und ich konnte Tali finden. Ich blickte umher, weil ich nicht sicher war, wie wir von hier aus zu den Docks kamen.
    »Hier entlang«, sagte Lanelle und übernahm die Führung.
    Ich fragte mich, ob sie hier gelebt hatte und dann gefangen genommen worden war oder ob sie für Vinnot gearbeitet hatte, als er noch jemanden für seine lebenstehlende Wunderwaffe brauchte. Ein bisschen fragte ich mich auch, ob sie uns in eine Falle führte, aber selbst Lanelle konnte nicht so dumm sein.
    Entweder hatte das Pulsieren aufgehört, als wir zu den Hafentoren kamen, oder wir waren außerhalb seiner Reichweite gerannt. Tausende von Menschen drängten sich auf der Straße und kämpften sich nach vorn. Soldaten schrien, aber niemand schenkte ihnen Aufmerksamkeit. Bei jedem Schritt drängelten sich Leute vor uns und stießen uns zurück.
    Eine Trillerpfeife ertönte, gefolgt von Hufschlag. Die Umstehenden drehten die Köpfe.
    »Soldaten?«, fragte Lanelle besorgt.
    »Ich hoffe nicht.« All diese Menschen, die wie Krabben in der Falle steckten - es würde ein Blutbad werden.
    Eine Kutsche kam. Bewaffnete Reiter befahlen der Menge, Platz zu machen. Sehr wenige bewegten sich, allerdings hätten sicher mehr Raum gegeben, hätten sie nur irgendwohin ausweichen können.
    »Macht Platz!«, brüllte ein Mann und knallte mit der Peitsche über die Köpfe und, als sich immer noch keiner bewegte, auf die Rücken.
    Nervöses Gemurmel entstand in der Menge.
    »Wir verziehen uns lieber«, sagte ich zu Lanelle und dem Jungen.
    »Ja.«
    Wir versuchten, gegen den Strom der Menge zu gehen, um von der Mauer und der Kutsche wegzukommen, aber die Menge schrie und drückte uns zur Seite. Noch mehr Männer beugten sich aus der Kutsche und droschen auf alle ein, die im Weg waren. Sie schwangen lange Schilfstangen, wie sie Ceuns alter Anführer gegen Neeme benutzt hatte.
    Noch eine Welle, und die Menge stob auseinander. Wir arbeiteten uns zu der Bresche durch und prallten gegen die Tür der Kutsche. Ich suchte am offenen Fenster Halt, um nicht zu fallen.
    Eine Frau lachte.
    Ich schaute auf. Vyand.
    »Du bist so gerissen wie ein Mungo, Mädchen.«
    Ich konnte nicht atmen, und nicht nur, weil Lanelle und der Junge sich von beiden Seiten an mich pressten. Ich konnte nirgendwohin, hatte keine Schmerzen zu schiften, nichts, das ich einsetzen konnte gegen ...
    Vyand trug helle Seide und das Haar offen. Glänzende schwarze Locken fielen bis auf ihre Schultern. Sie hatte sich auch nicht bewegt und saß sehr entspannt mit einem Becher in der Hand da.
    Auf ein Handzeichen von ihr öffnete sich die Tür.
    »Brauchst du eine Mitfahrgelegenheit?«
    »Mit dir fahre ich nirgendwohin.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Wie du willst, aber es wird nicht leicht werden, durchs Tor zu kommen.«
    »Aber du nimmst mich wieder gefangen.«
    »Es gibt keinen Haftbefehl. Mein Vertrag mit dem Herzog ist erfüllt.«
    Meinte sie das ernst? War es ihr tatsächlich egal, dass sie mich wiedergefunden hatte?
    »Bitte«, flüsterte Lanelle in mein Ohr. »Ich will nicht hier bleiben.«
    Mach deinen Füßen keinen Vorwurf, wenn du das Pferd verschmäht hast, hatte Großmama immer gesagt.
    »Gut, wir nehmen an.« Ich half Lanelle in die Kutsche und kletterte hinter ihr hinein.
    Vyand rutschte ein Stück, um Platz zu machen. Stewwig saß ihr gegenüber, der Junge neben Vyand. Nachdem ich durchgeatmet

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