Das Blut der Akkadier - Serienspecial (German Edition)
mit einer grinsenden Katze drauf.
„Nabend“, sagte er unbekümmert und kam zu ihr herum, setzte sich auf die Couch, als wäre er hier zu Hause.
„Wie schön, dass du unangemeldet hereinschneist.“ Ella nahm in der anderen Ecke des Sofas Platz und streckte Arme und Beine großflächig zu allen Seiten aus. Immerhin war das ihre Wohnung.
„Ich würde dich in der kommenden Nacht gern mit auf die Jagd nehmen.“ Brix griff nach der Fernbedienung und stellte irgendeine schmalzige Soap an.
Ella starrte ihn entgeistert an. Sie schnappte nach dem kleinen Plastikapparat und wählte die Nachrichten aus, versteckte die Fernbedienung anschließend unter ihrem Hintern.
„Das wird mich nicht abhalten“, grinste er.
„Sollte es aber, wenn dir dein Leben lieb ist.“
Sie blickten einander herausfordernd in die Augen. Da bemerkte Ella zum ersten Mal, dass Brix’ Iriden unterschiedliche Farben besaßen – die rechte war blau und die linke grün. Irgendwann gab er nach und schaute seufzend zum Fernseher, wo ein Bericht über die neusten Vermisstenmeldungen lief.
„Ich würde eher sagen, ich nehme dich mit zur Jagd“, griff die Akkadia das Thema wieder auf.
„Mir egal, solange es dorthin geht, wo ich letzte Nacht mit dem verfluchten Königinnenblut verseucht wurde.“
Ella runzelte die Stirn. Sie hatte nicht gewusst, dass man einen Akkadier mit dem Blut einer Tarykkönigin vergiften konnte. Doch das würde sie ihm gegenüber nicht zugeben. „Und wo soll das sein?“
Brix schaute sie von der Seite an, für ihren Geschmack viel zu eindringlich. „Etwa zweihundert Kilometer nordöstlich.“
Die Akkadia spürte, wie ihr Adrenalinspiegel stieg. „Was hast du da gefunden?“ Sollte sie ihrem Schicksal schneller näher kommen, als geplant? Würde sie etwa schon in der kommenden Nacht einer Königin gegenübertreten? Und sich von ihr abmurksen lassen?!
Brix verzog den Mund zu einer grüblerischen Schnute, wodurch die Narbe auf seiner Oberlippe eine tiefe Falte bildete. „Entweder …“ Er wackelte unwirsch mit dem Kopf und trieb ihre Anspannung ins Unermessliche. „Ich vermute …“ Seine Hand rubbelte über die Stoppeln auf dem Kopf und erzeugte ein nervtötendes Geräusch.
„Nun sag schon!“, fuhr sie ihn an und erntete einen verdutzten Gesichtsausdruck.
„Ist ja gut. Entweder war es nur irgendein sinnloses Versteck für Menschenfutter oder aber … der Eingang zu ’nem unterirdischen Königreich.“
Ella schluckte. Da war sie. Die Wahrheit, die sie nicht wissen wollte. „Aha“, murmelte sie mit trockener Kehle.
Brix schob die schwarzen Augenbrauen zusammen. „Was ist? Haste Schiss?“
Die Akkadia überging die Frage. „Und was stellst du dir vor, was wir da machen sollen? Einfach so reinspazieren und auf den Tisch hauen?!“
Er lächelte herablassend. „Natürlich nicht, kleine aufgeregte Akkadia. Wir werden das Gebiet unter die Lupe nehmen und versuchen herauszukriegen, was sich dort genau befindet. Vielleicht führt die Spur ins Leere. Vielleicht finden wir aber auch Anhaltspunkte, die den Ahnen hilfreich sein könnten. Ich weiß ja nicht, was man dir erzählt hat. Aber von mir hat nie jemand erwartet, ein Königreich im Alleingang auszumisten.“
„Mhm.“ Mehr bekam sie nicht heraus. Doch dank seines Plans wurde sie etwas ruhiger. „In letzter Zeit sind viele Menschen verschwunden.“
„Ich weiß“, antwortete er mit grimmiger Miene. „Deswegen müssen wir herausfinden, was da los ist.“
„Richtig.“ Aufgabe der Akkadier war es, die Menschen zu beschützen. Und im Zweifelsfall töten, was es zu töten gab.
Sie mussten es tun. Und Ella gestand sich ein, dass es sie beruhigte, Brix an ihrer Seite zu haben.
Zwei Stunden später warteten beide auf den Sonnenuntergang. Ella hatte sich bis an die Zähne bewaffnet, besaß neben den zwei Sai an der Hüfte noch eine Ersatzgabel am Rücken und etliche kleine Wurfmesser, die hübsch aufgereiht unterhalb ihrer Brust in einem braunen Ledergürtel hingen. Darunter trug sie ein schwarzes Tanktop, eine dunkelblaue Leinenhose und Nikes. Ihre Locken hatte sie zu einem strengen Zopf gebunden – ganz die taffe Kriegerin. Trotzdem wirkte sie nervös, fuhr sich mit den Händen immer wieder über den Kopf, prüfte den Sitz ihrer Waffen und konnte nicht auf der Couch sitzen bleiben, sondern tigerte in ihrer Wohnung umher. Brix vermutete, dass sie zwar einer Tarykhorde gegenüber jederzeit die Oberhand behielt – doch alles, was Ella nicht seit
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