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Das Blut der Akkadier - Serienspecial (German Edition)

Das Blut der Akkadier - Serienspecial (German Edition)

Titel: Das Blut der Akkadier - Serienspecial (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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bekommen. Stattdessen häufte er sich eine ordentliche Portion von allem, was auf dem Tisch stand, auf seinen Teller, nahm die Gabel zur Hand und begann zu essen – das Ei war versalzen, der Schinken steinhart und die Würstchen aufgeplatzt. Egal, Hauptsache Essen.
    Ella beobachtete ihn argwöhnisch.
    „Was ist?“, fragte er mit vollem Mund.
    Sie schüttelte lächelnd den Kopf. „Normalerweise bekommt das, was ich zubereite, niemand runter.“
    Brix nahm sich eine Scheibe Toast und biss herzhaft zu. „Also mir schmeckt’s“, grinste er.
    „Schön.“
    Sie aßen schweigend weiter. Nur die Klimaanlage surrte ununterbrochen. Der Akkadier wartete darauf, dass Ella ihn auf Dotty ansprach. Tat sie aber nicht.
    „Hast du denn öfter Besuch?“, fragte er und stopfte sich eine halbe Wurst auf einmal in den Mund.
    „Manchmal“, murmelte sie, ohne aufzusehen.
    „Von Männern“, stellte er belustigt fest.
    „Manchmal.“
    „Und? Lohnt sich das für dich?“
    „Da fällt mir ein, wir wollten ja über Dotty sprechen.“ Ella schaute auf.
    „Richtig.“ Brix sah auf seinen Teller. Die Scherze blieben ihm im Hals stecken. Er wusste nicht, wo er anfangen sollte. Das mit Dotty war eine lange Geschichte, die man gleichermaßen in einem Satz erzählen könnte.
    „War gestern ihr Todestag?“, fragte Ella zögerlich.
    Er nickte.
    „War sie … deine Ma?“
    Der Akkadier blickte auf. „Nein. Sie war …“, eine Gänsehaut überlief ihn, „die Liebe meines Lebens.“
    Ellas Gesicht zeigte Verwirrung. „Aber sie war ein Mensch, oder?“
    „Ja.“ Brix legte sein Besteck nieder und stützte das Kinn auf seine Finger. „Wir lernten uns kennen und lieben, wollten den Rest des Lebens miteinander verbringen. Das war etwa ein halbes Jahr, bevor ich starb und … zum Akkadier wurde.“
    „Und sie hat dich nicht vergessen, wie es Menschen sonst tun. Weil sie dich schon vorher kannte.“
    „Genau. Mann, das war vielleicht ein Schock für sie, als ich Wochen nach meinem Tod in ihrer Wohnung auftauchte.“ Dotty war wie jeden Abend von ihrer Arbeit in dem Schokoladengeschäft zurückgekehrt und fand ihn sitzend auf ihrem Bett vor. Sie hatte aufgeschrien, erkannte ihn erst, als er sich erhob und auf sie einredete, und konnte es dennoch nicht glauben. „Ich habe ihr nie so genau erklärt, was ich geworden bin. Und sie hat nie gefragt. War wohl einfach nur glücklich, dass ich zu ihr zurückgekehrt bin.“
    „Sie hat das einfach so akzeptiert?“
    „Na ja. Einfach so nicht unbedingt. Ich glaube, manchmal hatte sie sogar Angst vor mir. Sie muss gewusst haben, dass etwas Gefährliches aus mir geworden ist, aber … ihre Liebe war wohl zu groß. Und ich war dankbar dafür.“
    Ella trank ihren Kaffee und hörte ihm gebannt zu. „Dann hast du nie von ihr getrunken?“
    „Zum Teufel, nein!“ Aber er war des Öfteren in Versuchung geraten. Wenn sie miteinander geschlafen hatten, war Naham immer kurz davor gewesen, seinen Willen zu brechen. „Dotty ist so unschuldig gewesen. So liebevoll. So rein. Ich hätte sie damit nie beschmutzt!“
    „Verstehe“, murmelte die Akkadia und sah auf ihren Teller. „Ich kann mir kaum vorstellen, dass so ein Zusammenleben gut gehen kann.“
    Brix schnaufte abfällig. „Ich wollte daran glauben. Und ich wurde eines Besseren belehrt.“ Wenn er verletzt von den nächtlichen Kämpfen zurückkehrte, war das jedes Mal ein Schock für sie. Mit Gewalt konnte Dotty überhaupt nicht umgehen. Ihre Welt bestand aus Schokolade und Zucker. Und die Welt der Akkadier aus Blut und Tod. Doch sie beide wollten nicht einsehen, dass es besser wäre, die Beziehung zu beenden. „Wir waren fast ein halbes Jahrhundert lang zusammen.“
    „Das ist unglaublich“, murmelte Ella, doch er hörte sie kaum.
    „Natürlich ist sie gealtert. Doch für mich wurde sie nur jeden Tag hübscher. Ihr Verstand hatte immer wieder Aussetzer, wenn es um mich ging, aber im Großen und Ganzen klappte es ganz gut. Ich hab’ sie gepflegt, wenn sie krank war, hab’ für sie gekocht und sie, so zärtlich es mir gelang, geliebt.“ Spätestens wenn er sie in den Armen hielt, verschwanden alle Zweifel. Brix war egoistisch gewesen. Er hätte sie verlassen sollen, damit sie einen richtigen Mann fand, mit dem sie eine Familie hätte gründen können. Aber er tat es nicht. Er blieb und hielt sie fest. Ihr ganzes Leben lang. Und sie machte es ihm nie zum Vorwurf. „Bis zu dem Tag“, er holte Luft und schluckte, weil sein Mund plötzlich

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