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Das Blut der Medusa

Das Blut der Medusa

Titel: Das Blut der Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dicke, sirupartige Flüssigkeit, die meiner Ansicht nach die vier Medusen ebenfalls getrunken hatten. Es war das Blut der Medusa!
    Mein Hals wurde plötzlich trocken. Ich hatte die Chance, dieses verdammte Zeug endlich zu vernichten. Dazu mußte ich den Krug nur umdrehen und ihn auskippen.
    »Deine Gedanken kenne ich, Fremder. Aber hüte dich, es zu tun. Medusa wird sich schrecklich rächen…«
    ***
    Die Stimme dröhnte durch die Höhle. Sie wurde auch verzerrt, hinzu kam das Echo, so daß ich nicht einmal genau herausfand, ob ein Mann oder eine Frau gesprochen hatte.
    Ich war innerlich auf ein Zusammentreffen mit Flora eingestellt gewesen, deshalb überraschte mich die plötzliche Anrede auch nicht allzu sehr. Außerdem dachte ich nicht daran, der Aufforderung nachzukommen. Ich behielt die Hände weiter am Krug.
    Aber ich hob den Kopf, schielte in die Runde, ohne die Person zu entdecken. Darüber war ich froh. Jetzt in das Gesicht mit den Schlangen auf dem Haupt zu schauen, wäre einer Katastrophe gleichgekommen. Meine Gegnerin zeigte sich nicht. Dabei konnte sie überall stehen. Vor oder hinter mir, auch an den Seiten, sie behielt den Überblick.
    »Du hast den Weg zu mir gefunden«, sagte sie wieder. Abermals fand ich nicht heraus, aus welcher Richtung der Klang an meine Ohren drang.
    »Das ist nicht vielen gelungen, Kompliment. Und ich weiß auch, was dich zu mir geführt hat. Du willst mich vernichten.«
    Ich sah keinen Grund, die Worte anzuzweifeln, deshalb bekam sie eine Bestätigung. »Ja, ich will dich aus der Welt schaffen. Du hast zuviel Unheil gebracht.«
    »Es ist meine Pflicht gewesen als Erbin der Medusa.«
    »Gibt es dich überhaupt?« höhnte ich. »Oder bist du nur die Ausgeburt der menschlichen Phantasie? Flora, die Göttin der Blumen. Die Griechen haben dich verehrt, aber…«
    »Ich fand das Blut!«
    »Das hat mit meiner Frage nichts zu tun.«
    »O doch, Fremder. Ich bin auf diese Insel gekommen, weil ich die Sagen der Antike studiert habe und zwischen den Zeilen lesen konnte. In einem alten Buch fand ich den Hinweis, daß es auf der Insel Hydra ein Erbe der Medusa gibt. Ihr Blut. Deshalb ließ ich mein Land im Stich und sammelte Menschen um mich, die ähnlich dachten wie ich. Gemeinsam betraten wir die Insel und beschlossen, sie zu unserer Heimat zu machen. Wir machten uns auf die Suche nach dem Blut und fanden es in dieser Höhle, zusammen mit einem Mann, der sich de Greco nannte und Maler war. Er hatte vom Blut der Medusa gekostet, doch ihm waren keine Schlangen gewachsen, das geschieht nur bei weiblichen Personen. Er hat jedoch überlebt. Das Blut half ihm, den Tod zu überwinden, und sein Geist öffnete sich. Er konnte sehen, er malte die Medusa in all ihrer schrecklichen Schönheit. Wir taten uns zusammen, und wir wußten, was dieses Bild bedeutete und welch eine Macht in ihm steckte. Deshalb brachten wir es nach Mitteleuropa, wo es ausgestellt wurde. In Wien hast du es besichtigen können.«
    »Jetzt nicht mehr?« fragte ich.
    »Nein!« lautete die Antwort. »Es ist zerstört worden.« Die Stimme fing an zu zittern. »Jemand hat ihr Geheimnis erkannt und das Bild vernichtet. Dafür wird dieser Mensch noch büßen, doch zuvor bist du an der Reihe, Fremder.«
    »Wer besaß denn die Macht, dieses Gemälde zu zerstören und den Bann zu brechen?«
    »Ich weiß es noch nicht, aber ich werde es herausfinden, wenn ich mit dir abgerechnet habe.«
    Das konnte ich mir vorstellen. Nur wollte ich so leicht nicht aufgeben.
    »Wenn du abrechnen willst, Flora, dann zeige dich!«
    Diesmal lachte sie. Das Lachen füllte jeden Winkel der Höhle aus und hörte sich schaurig an. »Zeigen, Fremder? Ich bin da, ich war immer da, du hast mich nur nicht gesehen.«
    »Darauf kann ich auch verzichten!«
    »Das glaube ich dir. Niemand will mich sehen, aber ich denke anders darüber.«
    Ich hatte meine Haltung während des Gesprächs nicht verändert. Nur löste ich jetzt die rechte Hand vom Krug und drückte den Arm eng gegen den Körper, weil ich so rasch wie möglich den Spiegel aus der Tasche holen wollte, falls sich Flora zeigte.
    Dann richtete ich mich auf.
    Ein Blick über die Schulter bewies mir, daß sie sich nicht in meinem Rücken aufhielt. An den dunklen Seitenwänden der Höhle zeichnete sich nichts ab.
    Der Wind fegte aus dem Nichts heran. Fast schon ein Sturm, er wühlte den Staub auf, blies auch in das Licht der beiden Fackeln und drückte die Flammen gegen den Schalenboden, wo sie anfingen zu zucken,

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