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Das Blut der Rhu'u (German Edition)

Das Blut der Rhu'u (German Edition)

Titel: Das Blut der Rhu'u (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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ich bestätigen.« Ihr Vater nickte. »Deine Mutter hat sehr unter meiner Natur leiden müssen. Wenn sie nicht ermordet worden wäre, hätte sie sich mit größter Wahrscheinlichkeit irgendwann wieder von mir getrennt, weil sie meine ständige, wenn auch unfreiwillige Untreue nicht mehr ertragen hätte.« Er seufzte. »Wenn ich sie nicht so sehr geliebt hätte, wäre ich niemals eine Beziehung mit ihr eingegangen. Und ich würde es ganz sicher kein zweites Mal tun. Nicht mal dann, wenn es mir das Herz bricht.«
    Kara fühlte sich vollkommen überfordert. »Ich ... ich glaube, ich muss das Ganze erst mal verdauen. Wo ist denn mein Zimmer?«
    »Ich zeige es dir.« Kyle stand auf.
    »Natürlich, Carana.« Ihr Vater nickte ihr lächelnd zu. »Ruh dich erst mal aus. Und wenn du was brauchst, wir sind alle für dich da. Jederzeit. Auch mitten in der Nacht.«
    Sie nickte nur und folgte Kyle ins Obergeschoss. Kaum war sie in »ihrem« Zimmer allein, warf sie sich aufs Bett und weinte ihre Verzweiflung und ihr Entsetzen ins Kopfkissen.
     
    *
     
    Kara fuhr in Kyles Sportwagen durch die Nacht. Ohne Ziel, ohne Plan. Sie wollte nur weg. Fort von ihrer »Familie«, die ihr – was auch immer angetan hatte. Kara fühlte sich komplett verändert. Nicht nur, dass ihre Gedanken zunehmend um Sex kreisten, zudem spielten ihre Sinne ihr Streiche. Sie gewahrte um alles, was sie sah, eine Art farbigen Schatten in unterschiedlicher Intensität. Und sie spürte das Wetter in einer Weise wie nie zuvor. Sie wusste, wann es sich ändern würde und wie.
    Nicht nur das machte ihr Angst. Nachdem sie sich eine Weile in ihrem Zimmer dem heulenden Elend hingegeben hatte, hatte sie versucht, klar zu denken. Mit dem Ergebnis, dass sie sich nur umso schlechter fühlte. Es war schlimm genug zu erfahren, dass sie zur Hälfte eine Dämonin war. Richtig begriffen hatte sie das immer noch nicht. Wie war so etwas möglich? In jedem Fall waren Dämonen Höllengeschöpfe, deren einziges Bestreben es war, Menschen zu verderben. Und auch wenn ihre dämonische Familie auf den ersten Blick einen netten Eindruck machte, änderte das nichts an der Tatsache, dass sie Ausgeburten des Bösen waren. Vom Teufel persönlich erschaffen, wie ihr Vater zugegeben hatte. Nachdem sie dieses heidnische Ritual mit ihr durchgeführt hatten, war dieser Teil auch in ihr erweckt worden.
    Wenn sie daran dachte, wie hemmungslos sie sich mit Tamon auf dem Boden gewälzt hatte, wie – geil sie gewesen war, schauderte sie. Das passte absolut nicht zu ihr. Zugegeben, es war unglaublich schön gewesen. Aber zu wissen, dass sie sich ab sofort vom Sex ernähren musste – Männer zu diesem Zweck verführen musste, die ihr gar nichts bedeuteten, die sie nicht einmal kannte –, verursachte ihr Übelkeit. Zu wissen, dass sie nie wieder eine Beziehung eingehen konnte, niemals mit ein und demselben Mann bis ans Ende ihrer Tage mehr oder weniger glücklich leben konnte, nie eine eigene Familie gründen konnte, war entsetzlich.
    Sie konnte so nicht leben. Ihre Familie mochte gute Absichten gehabt haben, als sie diese Veränderungen an ihr vornahm, aber Kara war nicht in der Lage, mit dem Ergebnis zurechtzukommen. Sie konnte nicht einmal mehr schlafen. Obwohl sie sich erschöpft fühlte, war sie so hellwach wie nie zuvor. Ihre Gedanken kreisten unablässig um die Frage, ob es nicht eine Lösung für ihr Problem gebe. Es musste doch irgendwas geben, das diesen Albtraum beendete.
    Von diesem brennenden Wunsch getrieben, hatte sie, als alle sich zurückgezogen hatten, in der Nacht ihre Sachen genommen und sich aus dem Haus geschlichen. Zum Glück hatte Kyle die Schlüssel für seinen Wagen in eine Schale auf dem Garderobentisch im Hausflur gelegt. Das erleichterte ihre Flucht. Sie war losgefahren, ohne zu wissen wohin. Einfach drauflos, nur den Wunsch im Herzen, eine Lösung zu finden. Egal welche.
    Plötzlich lag die Antwort vor ihr wie ein Wink des Himmels in Form eines Wegweisers: »Kloster St. George the Pure – ½ Meile«. Sie bog, ohne zu zögern, in den schmalen Weg ein, auf den der Pfeiler wies. Ein Kloster. Ein Ort Gottes. Vielleicht konnte man ihr dort weiterhelfen. Einen Exorzismus vornehmen. Oder etwas anderes, das helfen mochte. Einen Versuch war es in jedem Fall wert. Der Morgen war bereits angebrochen, sodass sie wohl kaum jemanden im Kloster aus dem Bett klingeln würde. Außerdem standen Klosterbewohner sowieso in dem Ruf, mit den Hühnern aufzustehen.
    Für einen Moment

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