Das Blut der Rhu'u (German Edition)
eingerichtetes Arbeitszimmer im ersten Stock des Gebäudes. Mit einer Handbewegung bot er ihm Platz an und setzte sich ihm gegenüber. »Darf ich Ihnen einen Kräutertee anbieten? Mit Honig? Eigene Ernte.«
»Nein danke.«
Buchanan seufzte und lehnte sich zurück. »Was also führt Sie zu uns?«
»Uns liegt eine Anzeige einer Ms Kara MacLeod vor, die Sie der Freiheitsberaubung und des versuchten Mordes beschuldigt. Außerdem haben sich Verdachtsmomente ergeben, die nahelegen, dass Mitglieder Ihrer Gemeinschaft vor 28 Jahren Ms MacLeods Mutter, Mirjana Campbell MacLeod, ermordet haben.«
Kara hatte zwar auf eine Anzeige verzichtet, aber Jarod wollte Buchanans Reaktion sehen. Dessen Gesicht war eine interessante Studie von Entrüstung, Fassungslosigkeit und Zorn, ehe er sich unter Kontrolle bekam und eine Maske der Rechtschaffenheit aufsetzte.
»Ich kenne weder eine Kara noch eine Mirjana MacLeod. Das kann ich beschwören.«
»Tatsächlich? Es liegt uns auch die Aussage eines Auftragskillers namens Jeremia Cuthbert alias John Smith vor, dass Sie, Mr Buchanan, ihn dafür bezahlt haben, dieselbe Kara MacLeod, die Sie angeblich nicht kennen, zu töten. Was sagen Sie dazu?«
Buchanan starrte ihnen einen Moment ausdruckslos an und überlegte offensichtlich, wie er aus dieser Klemme ungeschoren herauskäme. »Es handelt sich hier offenbar um eine Verwechslung, Inspector. Ich bin nicht der einzige Patrick Buchanan im Kingdom. Ich habe keine Ahnung, wie Sie ausgerechnet auf mich kommen.«
Die Standardausrede, mit der es jeder Schuldige erst mal versuchte. »Das sagte ich bereits. Ms MacLeod hat Anzeige gegen Sie erstattet und explizit die Bewohner dieses Hofes als die Täter genannt, die versucht haben, sie zu töten.« Er zog einen Ausdruck aus der Innentasche seiner Jacke und schob ihn Buchanan hin. Darauf war ein Foto von Kara, das Jarod von der Führerscheinstelle erhalten hatte. »Erinnern Sie sich jetzt an sie?«
Buchanan nickte langsam. »Ich erinnere mich an diese arme, verstörte Frau. Ihren Namen hat sie uns allerdings nicht genannt. Wie Sie vielleicht bemerkt haben, steht an der Abzweigung zu unserem Hof immer noch ein Schild, das zu dem Kloster weist, das in diesen Gebäuden untergebracht war, bevor wir das Grundstück übernommen haben. Die junge Dame«, er deutete auf Karas Foto, »glaubte, dass hier immer noch ein Kloster existiert. Sie behauptete, sie hätte ›den Teufel im Leib‹ und bat uns, von ihm erlöst zu werden. Wenn ich raten sollte, würde ich sagen, dass sie an einer Psychose leidet. Als wir ihr erklärt haben, dass es hier kein Kloster mehr gibt und wir nur Öko-Bauern sind, hat sie sich sehr echauffiert, was zu einer Ohnmacht führte. Sie stürzte und hat sich dabei am Kopf verletzt. Wir haben sie in unsere Krankenstation gebracht, um sie zu verarzten. Aber in einem unbewachten Augenblick ist sie geflüchtet.« Er schüttelte den Kopf. »Offenbar hat sie in ihrem Wahn geglaubt, dass wir sie umbringen wollten. Ich habe aber ein Dutzend Zeugen, die bestätigen können, dass es sich so abgespielt hat, wie ich sagte.«
Eine hervorragende Erklärung und die Zeugen gleich mitgeliefert. Wenn Kara die Bande tatsächlich angezeigt hätte, hätten die Ermittlungen kaum Aussicht auf Erfolg gehabt.
»Und der Auftragskiller leidet wohl auch unter Wahnvorstellungen?«
Buchanan fixierte Jarod mit einem kalten Blick. »Inspector, ich weiß nicht, was Sie wollen. Aber ich weiß eines: Wenn Sie auch nur den Hauch eines Beweises gegen mich oder ein Mitglied meiner Gemeinschaft hätten, wären Sie mit einer ganzen Abteilung Ihrer Leute und mit Haftbefehlen aufgetaucht und würden nicht Ihre und meine Zeit damit vergeuden, im Trüben zu fischen, in der Hoffnung, einen Beweis für was auch immer zu finden, der offenbar nicht existiert.«
Gut pariert, das musste Jarod ihm lassen, und leider nur allzu wahr.
Es klopfte an der Tür, die sofort darauf geöffnet wurde. Cameron Wolf kam herein, in der Hand einen geflochtenen Weidenkorb randvoll mit Äpfeln.
»Deine Äpfel, Patrick.« Er stellte sie auf den Beistelltisch neben Buchanan, der sich erhob.
»Der Inspector wollte uns gerade verlassen. Bitte sorg dafür, Cameron, dass er zum Hoftor hinausfindet, und zwar ohne Umwege.« Er bedachte Jarod mit einem kalten Blick. »Guten Tag, Inspector.«
Jarod stand ebenfalls auf und steckte Karas Foto ein, auf das Wolf einen neugierigen Blick warf. »Guten Tag, Mr Buchanan.«
Er wandte sich zur Tür, die Wolf ihm
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