Das Blut der Rhu'u (German Edition)
»Sie haben eine Seherin, deren einzige Aufgabe es ist, die Welt nach der speziellen magischen Signatur der Rhu’u abzusuchen.«
»Wieso hat sie nicht schon alle Rhu’u gefunden? Kara ist doch nicht die einzige, die es gibt.«
»Nein, aber die haben einen Tarnzauber, der ihre Ausstrahlung so komplett verdeckt, dass die Seherin und die mit einem entsprechenden Suchzauber belegten Dämonendolche sie nicht aufspüren können. Allerdings haben Neugeborene diesen Schutz noch nicht.«
Jarod starrte Wolf ungläubig an. »Wollen Sie damit sagen, dass Ihre Gemeinschaft auch nicht davor zurückschreckt, Babys zu töten?«
Wolf nickte. »Das haben sie in der Vergangenheit schon getan. Und zwar haben sie jedes Kind und seine Mutter ermordet, von dem sie glaubten, dass ein Rhu’u es gezeugt hätte. Der letzte dieser Fälle liegt zwar über zweihundert Jahre zurück, aber«, er blickte Jarod wissend an, »wenn die herausfinden, dass Sie mit Kara geschlafen haben, stehen Sie als Nächster auf der Abschussliste.«
»Wie kommen Sie darauf, dass ich das getan hätte?« Jarod blickte Wolf misstrauisch an. Der Mann wusste verdammt viel und hielt mit seinem Wissen nicht hinter dem Berg. Jarod müsste sich schwer täuschen, wenn Wolf damit keine eigennützigen Hintergedanken verfolgte.
»Instinkt«, beantwortete der seine Frage. »Und ich werde Sie bestimmt nicht verraten.«
Jarod fasste sich wieder. »Ich werde Ihrer Gemeinschaft das Handwerk legen, Mr Wolf. Sie scheinen mit deren Handlungsweise nicht einverstanden zu sein. Wenn Sie das, was Sie mir gerade erzählt haben, vor Gericht wiederholen – ohne die Magie natürlich –, dann ...«
»Nein«, unterbrach Wolf ihn nachdrücklich. »Das würde das Problem nicht lösen. Denken Sie die Sache doch mal zu Ende, Inspector. Patrick würde vor Gericht alle Schuld auf sich nehmen und den Rest der Gemeinschaft entlasten. Abgesehen davon, dass die meisten von ihnen tatsächlich bis heute nichts Verwerflicheres getan haben, als ihr irgendwann beizutreten und durch ihre Arbeit finanziell mit zu unterhalten. Der Mann, der Karas Mutter ermordet hat, ist schon seit Jahren tot. Die fünf, die sie in Edinburgh töten sollten – ich musste sie übrigens vorhin in Patricks Auftrag warnen, damit sie sich in einem der unzähligen Geheimgänge und Geheimkammern des Anwesens verstecken, bis Sie wieder weg sind –, kommen mit einer Strafe für versuchten Mord davon oder einer Einweisung in die Psychiatrie, wenn sie was von Dämonen erzählen. Am Ende bekommt die Gemeinschaft einen neuen Leiter und macht weiter wie bisher. Nur werden sie dann noch vorsichtiger zu Werke gehen. Aber Kara und ihre Familie werden um keinen Deut sicherer sein.«
Wolf hatte recht, so ungern Jarod das auch zugab. »Ich kann die Sache aber nicht einfach auf sich beruhen lassen. Ihre Gemeinschaft begeht Kapitalverbrechen. Ich bin schon von Berufs wegen verpflichtet zu ermitteln.« Er blickte Wolf eindringlich an. »Das schließt ein, dass ich Sie notfalls wegen Behinderung der Ermittlungen belange.«
Wolf grinste. »Falls das eine Drohung sein sollte, funktioniert sie bei mir nicht. Ihr Problem ist, dass Sie keinerlei Beweise haben. Und keine Zeugen für das, was ich Ihnen gerade gesagt habe. Denn ich habe mit Ihnen ausschließlich über Pflanzen gesprochen, nicht wahr?«
Jarod überlegte, wie er den Mann knacken konnte. Vor allem aber, was er von ihm halten sollte. »Wo stehen Sie bei der ganzen Sache, Mr Wolf? Sie gehören zu der Gemeinschaft, die Karas Familie ermorden will, aber Sie haben ihr geholfen zu entkommen. Warum?«
Wolf lächelte. Es wirkte sardonisch. »Wie Sie sich sicherlich schon gedacht haben, verfolge ich mit beidem eigene Ziele. Ich gebe Ihnen aber mein Wort, dass die Kara nicht schaden und die Gemeinschaft nicht in ihren Mordplänen unterstützen. Wenn die Zeit gekommen ist, können Sie sich meiner Hilfe gewiss sein. Fürs Erste sollten Sie sich damit zufriedengeben, dass Sie Patrick ordentlich nervös gemacht haben. Das bedeutet, dass er in nächster Zeit kein weiteres Killerkommando auf Kara loslassen wird.«
»Nein, aber vielleicht den nächsten profanen Auftragskiller.« Jarod winkte ab. »Dazu müsste er aber erst mal wissen, wo sie steckt. Sie hat das Land verlassen.«
Wolf verlor für einen Moment seine Contenance. »Was? Verdammt!« Er schüttelte den Kopf. »In dem Fall ist sie in noch größerer Gefahr.«
»Wieso?«
»Weil sie nur im Schutz ihrer Familie wirklich sicher ist. Und
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