Das Blut-Skelett
gelandet war.
»Bei mir schon. Nur – wie geht es weiter? Der Friedhof hier ist verdammt groß und...«
»Verlaß dich auf mich, John. Unser Informant hat mir erklärt, wo wir ihn finden können. Von diesem Eingang aus ist das sogar recht leicht, hat er zumindest gesagt.«
»Dann los.«
Zunächst mußten wir uns in die Büsche schlagen. Wir erreichten die ersten Bäume und damit auch einen schmalen Weg, der bereits von Gräbern und Grabsteinen flankiert wurde, die uns wie stumme Wächter begleiteten und in der Dunkelheit zu einem Einerlei verschwammen.
Ich ging neben Suko her und flüsterte: »Wo hat er denn auf uns warten wollen?«
»An der Säule!«
»Bitte?«
»Ja, so heißt hier ein Grabstein, den irgendein verrückter Millionär im letzten Jahrhundert für sich errichten ließ. Das Ding soll wie ein Leuchtturm aussehen und praktisch vom Tor her auf dem direkten Weg zu erreichen sein.«
Das Gelände wurde übersichtlicher. Am Tag hätte uns das einiges gebracht, weniger in der Nacht, da wirkte dieser Friedhof wie eine dunkle und fremde Welt, in der die Toten die Regie übernommen hatten.
Es stand fest, daß unser Informant jemand gesehen hatte. Was oder wer immer auch von ihm entdeckt worden war, wir sahen es nicht. Um uns herum schwamm die Dunkelheit, und kalte Dunstschwaden legten sich wie Schals über unsere Gesichter.
Freund Suko hatte es ziemlich eilig. Mit schnellen Schritten eilte er weiter. Für die Gräber hatte er keinen Blick, aber ich sah, wie er den rechten Arm anhob und nach vorn deutete, denn dort lag das Ziel, das wir beide erreichen wollten.
Es war tatsächlich so etwas wie ein Turm. Eine Stele aus Stein, die in die Höhe ragte und mich eher an einen übergroßen Bleistift erinnerte als an einen Leuchtturm.
Suko blieb stehen. »Okay«, sagte er, »wir sind da.«
»Nicht ganz. Unser Informant fehlt noch.«
»Das genau bereitet mir Sorgen.«
Ich brauchte nicht nach den Gründen zu fragen, denn die lagen auf der Hand. Wenn er hier auf uns gewartet hätte, dann hätte er unsere Ankunft hören müssen. Aber in unserer Umgebung und auch direkt an der Stele blieb es still wie unter der Erde.
»Sieht nicht gut aus«, kommentierte Suko.
»Laß uns mal näher herangehen.«
Das war nicht schwierig, weil dieses Grabmal recht allein stand. Es war nicht durch irgendwelche Bäume oder Büsche geschützt.
Zur Spitze hin verjüngte sich die Stele, als sollte sie einen Kirchturm darstellen. Das Grab selbst war recht groß, es war auch bepflanzt, und wir rechneten damit, es betreten zu müssen.
Zunächst warteten wir ab. Wir hofften auf einen Laut, auf einen leisen Ruf des Informanten, aber es blieb sehr still.
Suko spähte der Stele entgegen wie jemand, der von seinem Häuptling zur Erkundung losgeschickt worden war. Das war bei ihm nicht normal, und ich stieß ihn leicht an.
»He, was hast du?«
»Weiß ich noch nicht, aber es kann sein, daß ich unseren Freund gefunden habe.«
Sein Kommentar hatte sich alles andere als gut angehört, aber ich stellte keine Fragen und ging hinter ihm. Wir betraten das Grab, ich blieb am Rand stehen, während Suko noch einen Schritt vorging und auch dabei zur Seite trat.
»Also doch!« sagte er.
»Was meinst du?«
»Komm her.«
Ich war zwei Sekunden später bei ihm, und Suko kam mir selbst in seiner Starre vor wie eine kleinere Stele. Er gab keinen Kommentar ab und deutete nur auf das Grabmal.
Ich sah, was er meinte und was ihn so geschockt hatte. Vor uns sahen wir unseren Informanten, der uns kein Wort mehr sagen würde. Man hatte ihn an die Stele gebunden, damit er nicht umkippte. Sein Kopf war zur linken Seite hin gedreht. Ich glaubte auch, das frische Blut zu riechen, das aus seiner Kehle gesickert war.
Jemand hatte diesen Mann mit den dunklen, halblangen Haaren schnell und grausam getötet.
Suko ging um das Grab herum, das völlig normal aussah und keinesfalls aufgewühlt war.
Der oder die Mörder hielten sich nicht in unserer unmittelbaren Nähe auf.
Zumindest wurden wir nicht angegriffen. Vielleicht hatten sie auch nicht gewußt, daß der Mann mit uns verabredet gewesen war.
»War das der Grabschänder?« fragte Suko leise.
Ich schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Ich nehme an, daß er Helfer gehabt haben muß, und die haben den Mann erwischt, als er noch mit dir sprach.«
»So denke ich auch, John. Nur frage ich mich, was die Killer noch mitbekommen haben.«
»Hoffentlich wenig.«
»Sind sie nach der Tat auch
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