Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
sagte man auch nach, er hätte sein Wort nie gebrochen«, meinte Asela nachdenklich. »Wie steht es mit Euch?«
»Ich breche es ständig«, gestand ich ihr. »Aber ich bemühe mich darum, es nicht zu tun.«
Auch der Pirat meldete sich jetzt.
»Auch wenn Eure Schönheit die Augen blenden kann, stünde es doch Eurer Weisheit gut zu Gesicht, wenn Ihr diesem unwürdigen Diener Eurer kaiserlichen Hoheit erlauben würdet, ein Wort zu sagen!«
»Das waren genau dreißig Wörter«, stellte Asela fest und seufzte. »Aber gut, so sprecht. Nur fasst Euch kurz und spart Euch die Blumen.«
»Ihr wisst, dass mein Talent mir sagt, wie meine Handlungen Einfluss auf mein Schicksal nehmen?«, fragte der blutige Marcus ohne die Blumen. Wenn ich es recht bedachte, hatte er schon öfter auf sie verzichtet.
Asela nickte.
»In dem Moment, in dem ich dem Lanzengeneral das erste Mal begegnet bin, sagte er mir, dass, wenn ich ihm nicht helfe, meine Zukunft enden wird.« Er zuckte die dürren Schultern. »Das ist alles. Wenn ich leben will, muss ich auf seiner Seite stehen.«
Asela wartete, ob er noch etwas hinzufügen würde.
»Ein gutes Argument«, meinte sie dann und wandte sich erneut mir zu. »Euch ist klar, dass es uns gegenüber dem Feind einen unschätzbaren Vorteil einbringen würde, wenn wir sein Talent nutzen, wie es Miran tat?«
»Was Miran tat, war falsch.«
»Ich möchte nur eine kleine Frage aufbringen«, warf der Pirat ein und schien darauf zu warten, dass ihm jemand den Mund verbot. Als dies nicht geschah, atmete er erleichtert auf. »Wieso denkt Ihr, dass Ihr mich zwingen müsst?«
»Ich werde über diese Frage nachdenken«, versprach Asela. Sie sah zu Desina hin, dann zu mir, seufzte und trat schließlich an den Käfig heran, um daran etwas zu tun, woraufhin ein Teil des Käfigs in den Boden absackte. »Hier«, sagte sie und drückte dem Piraten seinen Dispens in die Hand. »Ihr könnt gehen. Obwohl ich mich frage, ob ich es bereuen werde.«
»Ganz sicher werdet Ihr das«, meinte der Pirat mit einem breiten Grinsen. »Nur am Ende nicht.« Er hielt die Schriftrolle fast schon triumphierend hoch.
»Wartet«, sagte Desina kopfschüttelnd. »Wir müssen Euch hinausbegleiten. Die Wachen werden Euch nicht gehen lassen.«
»Ach«, antwortete der Pirat. »Ich denke, ich finde allein hinaus.« Und damit ging er davon.
»Ich bin gespannt, wie weit er kommt«, meinte die Kaiserin, als sie ihm nachsah, dann wandte sie sich mir zu.
»Seid Ihr sicher, dass es kein Fehler ist?«
»Nein. Aber selbst wenn es ein Fehler ist, war es die richtige Entscheidung.«
»Nun«, meinte sie mit einem feinen Lächeln und schlug die Kapuze ihrer Robe hoch. »Wenn die Schwertobristin mit ihrer Annahme recht behält, hatten wir auch keine andere Wahl.« Sie bedeutete Serafine und mir, ihr zu folgen. »Wir sind noch nicht fertig, es gibt noch anderes zu klären, aber das sollte nicht an diesem Ort geschehen.«
Ein paar sehr schwere Türen weiter, wandte sich die Kaiserin an den Korporal der Wache. »Habt Ihr einen kleinen, dürren Mann gesehen? Er muss hier durchgekommen sein.«
»Oh«, sagte der. »Ihr meint bestimmt Euren Agenten. Ja, er kam hier durch. Das ist ein ziemlich harter Bursche«, fügte er fast bewundernd hinzu. »Er war in der Schlacht am Eisenpass dabei und kannte sogar Generalsergeantin Rellin …«
Desina sagte nichts dazu, doch als wir die Verliese hinter uns gelassen hatten, beugte sie sich zu mir herüber. »Wisst Ihr, wie er das macht?«
»Ich habe eine Vermutung«, antwortete ich. »Das Gespräch, das Marcus letztlich mit dem Korporal führte, war wahrscheinlich nur das letzte von vielen. Zuvor fragte er ihn aus und fand den besten Weg, um das Vertrauen des Korporals zu gewinnen … nur dass diese Gespräche nie stattgefunden haben.«
»Außer für unseren Freund Marcus«, nickte Desina nachdenklich. Sie seufzte. »Dann bleibt uns nichts anderes, als zu hoffen, dass er tatsächlich unser Freund ist.«
»Darf ich fragen, was Euch umgestimmt hat?«, fragte ich.
Sie blieb stehen, und auch wenn die Kapuze ihrer Robe ihre Augen bedeckte, spürte ich ihren Blick auf mir. »Asela.«
»Wie das?«, fragte Serafine neugierig. »Sie schien mir doch dagegen?«
»Ich war früher überzeugt davon, dass Asela unsere Feindin wäre. Es gab einen Kampf zwischen uns, in dem sie mich bezwungen hätte, wäre man mir nicht zu Hilfe geeilt.« Sie nickte in meine Richtung. »Er war es, der mich überzeugte, dass sie eine Freundin
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