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Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Titel: Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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herausgezerrt.«
    »Zwischen Sterben und Ruhefinden liegt eine breite Spanne«, meinte sie mit einem Lächeln. »Warum legst du dir nicht in deiner Grafschaft einen Apfelhain an und kelterst Wein, so wie du es dir gewünscht hast?«
    »Warte«, bat ich sie. »Wenn du dich angekleidet hast, bleibt uns gerade noch Zeit, dass ich dir etwas zeige, bevor wir zu Leandra gehen müssen.«
    Die Kronburg hatte mehrere Gärten. Zum einen den oberen, auf dem Dach, der Eleonora gehört hatte. Ihre Mutter hatte ihn angelegt, damit die königliche Familie Ruhe finden konnte und ungestört blieb; zudem mehrere Nutzgärten hinter dem Haupthaus, und diesen einen großen, der sich von den Stallungen bis fast hin zu den Baracken für die Garde erstreckte. Dieser war allen zugänglich, selbst ein Page konnte sich hier eine kleine Ecke anlegen, um sich seine Radieschen zu ziehen. Dort stand auch ein großer, alter Apfelbaum, und zu diesem führte ich Serafine.
    »Götter!«, rief sie, als sie die vielen Schleifen sah, die man an seine Äste gebunden hatte. »Ich ahne schon, worum es hier geht!«
    Ich nickte. »Nimm dir eine und lies sie mir vor.«
    Serafine zog eine der Schleifen ab, zog sie auseinander und versuchte, das Geschriebene zu lesen … um dann laut loszulachen.
    »Was steht drauf?«, fragte ich sie lächelnd.
    »Diese ist von einer Hildfra, Bäckerin: Wanderer, hilf, mein Mann betrügt mich mit der Milchmagd!«, kicherte sie. »Was erwartet sie von dir?«, fragte sie. »Sollst du ihren Mann erschlagen, die Milchmagd, oder beide?«
    Ich lachte. »Nimm eine andere …«
    Ihr Schmunzeln verging, als sie mühsam vorlas, was auf der Schleife stand.
    »Von einem Helus. Ein Page hier in der Burg. Wanderer, hilf mir. Mein Vater, Sergeant Sallis, ist vermisst, und meine Mutter weint, weil sie nicht weiß, was mit ihm ist.«
    Ich nahm ihr die Schleife aus der Hand und musterte sie, ein Wunder, dass sie die Schrift noch hatte entziffern können, so verblichen, wie sie war.
    »Komm mit«, bat ich sie und machte mich auf den Weg zum Kastellan, der zu meiner Überraschung derselbe war wie vor über dreißig Jahren, nur ergraut und krumm geworden. Und doch erkannte er mich wieder und schien sogar darüber erfreut zu sein.
    »Ihr habt einen Pagen mit Namen Helus hier?«, fragte ich ihn. »Wisst ihr etwas über ihn?«
    »Helus starb letzten Monat, er trat in einen Nagel und bekam das Wundfieber«, antwortete der Kastellan, ohne seine Bücher zu bemühen. Ich unterdrückte einen Seufzer.
    »Lebt die Mutter noch?«
    »Ja. Sie hat eine Anstellung als Weberin gefunden, hier in der Burg. Ihr Mann gehörte zu einem königlichen Regiment, da er vermisst wird, erhält sie eine kleine Rente.«
    »Das war ein Sergeant Sallis?«
    Wieder brauchte der Kastellan seine Bücher nicht zu bemühen. »So ist es. Er war mit vier anderen unterwegs, um einen Handelszug nach Lassahndaar zu begleiten, und er kam nicht mehr zurück. Das war kurz bevor die Belagerung begann, er mag noch leben, aber wenn, fand er nicht den Weg zurück.«
    Ich bedankte mich bei dem alten Mann, doch der hielt mich mit einem Lächeln zurück. »Hier«, sagte er und griff in eine Tonne, die neben seinem Schreibtisch stand. »Die habt Ihr früher immer sehr gemocht.« Er drückte mir einen Winterapfel in die Hand.
    »Der Götter Segen mit Euch, Kastellan«, entbot ich ihm meinen Dank, wir nickten einander zu, dann folgte mir Serafine hinaus.
    »Es gibt Flüchtlinge, die sich im verwunschenen Wald niedergelassen haben«, teilte ich Serafine mit. »Wer sonst noch in der Gegend überlebte, wird in Coldenstatt zu finden sein, oder in dem Lager, das beim Hammerkopf entstanden ist. Vielleicht hat er Arbeit in der Donnerfeste gefunden. Es wird nicht schwer sein herauszufinden, ob er noch lebt.«
    »Das ist es also, was du machst«, sagte sie leise und nahm mir die Schleife aus der Hand, um sie erneut anzusehen und in die Brusttasche ihrer Uniform zu stecken. »Ich kümmere mich darum«, versprach sie, um dann schweigend ein paar Schritte zu gehen.
    »Es sind Hunderte Schleifen an dem Baum«, nahm sie das Gespräch wieder auf, als wir durch die große Halle gingen, der Weg zu den königlichen Gemächern führte dort entlang. »Du kannst dich doch nicht um alle kümmern?«
    »Natürlich nicht. Das ist unmöglich. Es gibt ja nicht nur diesen Baum. Ich selbst und andere haben an Wegkreuzungen Apfelbäume gepflanzt, man nennt sie Wanderers Ruh oder Wanderbaum, es gibt viele Namen für sie, und wer

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