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Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Titel: Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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so, als hätte Leandra eine riesengroße Schleife um deinen Baum gebunden.«
    Ich lachte. »Vielleicht kann man es auch so sehen.«

Das Frühstück
     
    35  »Halt still«, befahl Zokora Ragnar. Der saß auf einem Stuhl mit dem Rücken zum Fenster, sodass Zokora gutes Licht auf sein Ohr hatte.
    »Es zupft. Und kitzelt!«, beschwerte sich mein Freund. »Und es juckt die ganze Zeit!«
    »Und wenn du dich weiter daran kratzt wie ein Hund, der Flöhe hat, machst du mir die Arbeit zunichte«, schimpfte Zokora mit ihm. Sie schüttelte einen langen, schmalen Dolch aus ihrem Ärmel, setzte die Spitze hinter seinem Ohr an und trat dann zurück, um es mit einem frischen Tuch abzutupfen. »So«, meinte sie zufrieden und trat zurück. »Noch ein-, zweimal den Eiter loswerden, dann ist es gut. Du wirst dein Ohr behalten. Wenn du aufhörst, dich dort zu kratzen, denn damit bringst du immer wieder Dreck und Eitersamen in die Wunde hinein.«
    »Danke«, meinte Ragnar und schüttelte ungläubig den Kopf. »Bei dieser ganzen verfluchten Metzelei am Hügel, warum, bei des Namenlosen Sandalen, musste mir der Kerl ins Ohr beißen? Ich meine, er hatte auch ein Schwert, hätte er das nicht benutzen können?«
    »Dann wäre dein Ohr wahrscheinlich ab«, meinte Leandra kalt. »Wenn Zokora jetzt damit fertig ist, für dich den Barbier und Beulenstecher zu geben … können wir dann frühstücken? Wobei jetzt fraglich ist, ob ich den Appetit dazu noch habe!«
    »Es hat gejuckt«, verteidigte sich mein Freund. »Und da Zokora da war und …«
    Leandra hob die Hand.
    »Genug«, bat sie entnervt. »Genug davon, wenden wir uns anderen Dingen zu.«
    Das taten wir, denn das Frühstück sah verlockend aus. Durch das Tor war es möglich, Köstlichkeiten aus dem ganzen Kaiserreich auf den Tisch zu bringen, darunter vier Honigküchlein auf einem kleinen Silberteller. Ich streckte die Hand aus, doch Serafine war schneller, dann griff Leandra zu und auch Varosch, und als zudem Ragnar seine Pranke ausstreckte, zog ich ihm den Teller mit dem Küchlein unter den Fingern weg.
    Sieglinde lachte. »Immer noch so versessen auf diesen Kuchen?«
    Ich nickte. Antworten konnte ich nicht, ich hatte den Mund voll.
    »Hat sich noch etwas im Tempel ergeben?«, fragte Ragnar, dem es keine Mühe bereitete, mit vollem Mund zu sprechen.
    »Zwei meinten es mit ihrem Schwur nicht ernst«, seufzte Leandra. »Es ist ja nicht verwunderlich, dass sie es versuchten. Nur ließ sich der Priester nicht von ihnen in die Irre führen.«
    Ragnar nahm einen Schluck von seinem Bier. Er hielt es für überflüssig, etwas anderes zu trinken, seiner Meinung nach hatten die Götter den Menschen nicht das Bier gegeben, damit sie Milch und Wasser trinken sollten. Wenn es für einen Varländer einen unpassenden Zeitpunkt für Bier geben sollte, dann hatte ich zumindest davon noch nichts gehört. »Was geschah mit ihnen?«
    »Bruder Tarmus nahm ihnen die Beichte ab, geleitete sie zum Richtblock, und sie verloren ihren Kopf«, antwortete Leandra. »Ich war nicht anwesend, doch der Hauptmann der Wache berichtete mir, dass die Bevölkerung es ohne Murren aufnahm, es aber einige gab, welche die zwei beschimpften, weil sie einen falschen Treueschwur versucht hatten.«
    »Ich habe den Eindruck, dass deine Untertanen dir wohlgesonnen sind«, meinte jetzt Janos. »Ragnar und ich waren gestern Abend in der Taverne zum Stier, unten auf dem Marktplatz, und haben den Gesprächen dort gelauscht, während ihnen Ragnar beim Würfelspiel die Taschen geleert hat. Das jämmerliche Ende des Grafen trug viel dazu bei, dass sie jetzt hinter dir stehen … abgesehen davon, dass du ganz allein den toten Riesen, den Wyrm, vier Feindlegionen und diese Priester auf dem Berg besiegt hast. Wusstest du, dass du dabei gestorben bist und Königin Eleonoras Geist aus den Himmeln herabfuhr, um dich zu heilen?«
    »Wird wenigstens auch der Posaunenchor erwähnt, der zu hören war, als das geschah?«, fragte Sieglinde lachend.
    »Hhm,« meinte Ragnar mit einem breiten Grinsen. »Wir sollten dieses Gerücht unter die Leute bringen, es hat etwas.«
    »Lenere erwähnte etwas Ähnliches«, sagte Leandra. »Ich glaube, sie hat ihre Spione überall. Ich habe beschlossen, sie zum Kanzler zu machen.«
    Ich sah überrascht auf. »Was ist mit dem jungen Graf Orten? Er war, wenn ich mich recht entsinne, Eleonora ein guter Kanzler. Bist du nicht zufrieden mit ihm?«
    »Der junge Graf Orten war nicht mehr jung«, teilte mir Leandra mit.

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