Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
wäre … und dies hat sich tausendfach bestätigt. Ohne ihren Rat und Beistand …« Die Kaiserin seufzte. »Ich wüsste weder ein noch aus. Wenn ich einer ehemaligen Nekromantin vertrauen kann, warum dann nicht auch einem Piraten?«
Serafine warf mir einen undeutbaren Blick zu. »Ich will nun nicht Havald an den Karren fahren«, meinte sie, »aber es gibt einen Unterschied. Asela reut, was sie getan hat, das ist deutlich zu erkennen. Unser Pirat hingegen weiß nicht, was Reue ist.«
Aus der Sicht des Feindes
39 Desina führte uns bis in den siebten Stock der Zitadelle, in einen großen Raum, den ich zuvor noch nie gesehen hatte. Hohe Fenster gingen zum Innenhof der Zitadelle, und Leuchtgloben schwebten über kunstvollen eisernen Schalen, um Licht zu spenden, wenn die Sonne nicht schien.
»Der Kartenraum«, erklärte Desina kurz, als sie die Tür aufstieß und ihre Kapuze zurückschob. »Er war lange ungenutzt, aber jetzt zeigt er seine Nützlichkeit. Wir hoffen zudem, dass man uns hier nicht belauschen kann. Asela hat noch zu tun, also erkläre ich Euch, was wir bis jetzt wissen.«
Sie trat an ein Regal heran und zog eine große Rolle heraus, die sie auf dem größten Tisch ausbreitete, den ich bis dahin je gesehen hatte, groß genug, dass man ein Haus darauf hätte bauen können. Sie klappte ein Gestänge aus, an dem sich eine große Linse befand, sowie eine Tafel, und als sie die Linse über die Karte führte, erschien auf der Tafel eine Vergrößerung des jeweiligen Kartenausschnitts, was hilfreich war, da der Tisch viel zu groß war, als dass man sich über die Karte hätte beugen können.
»Das blutige Land«, erklärte sie. »Wie Ihr seht, wissen wir jetzt ein wenig mehr … ein paar der weißen Flecke konnten wir aufdecken.« Sie schaute zu Serafine hin. »Es war nicht leicht, deinen Freund Prinz Imra zu überzeugen, aber sie haben uns gleich sechs Greifenreiter geschickt, sodass wir in der letzten Woche mehr über dieses Gebiet erfahren haben, als wir je wussten. Hinzu kam, dass auch die Elfen uns etwas über dieses Gebiet sagen konnten.« Sie schaute kurz zu mir hin, während sie eine Schublade am Tisch aufzog. »Auch sie nennen es das blutige Land … sie kennen sogar die Legende vom Verschlinger. Als ich nach unserer letzten Unterhaltung die Bardin Taride bat, für uns bei Prinz Imra Fürsprache einzulegen, und den Verschlinger erwähnte, wurde sie bleich wie Schnee.«
»Wir werden eine Möglichkeit finden, ihn zu bezwingen«, sagte ich und versuchte, überzeugt zu klingen.
Die Kaiserin bedachte mich mit einem langen Blick. »Das wollen wir alle hoffen.« Sie beugte sich vor und stellte kleine geschnitzte Festungstürme auf die Karte. »Brandenau, Limark, Braunfels und Wallstadt. Unsere vorgeschobenen Grenzfesten.« Weitere Figuren folgten. »Die Lanzen der fünften Legion, die Reiter hier mit dem schwarzen Eber im Wappen sind Hergrimms Reiterei.« Wieder beugte sie sich anmutig über die Karte, ein langes Bein ausgestreckt, um das Gleichgewicht zu halten, und verteilte sechs geschnitzte Burgruinen.
»Das sind alte Elfenstädte«, erklärte sie. »Welche davon diese Stadt der Abendröte ist, die mein Großvater suchte, wissen auch die Elfen nicht. Sie haben sie aus der Luft entdeckt und waren überrascht von der Ausdehnung, die diese Ruinenstädte haben. Die kleinste dieser Ruinenstädte ist etwa so groß wie Aldane.«
Wieder griff Desina in die Schublade.
»Hier«, sagte sie und stellte vier schwarze Soldaten auf. »Die siebzehnte, achtzehnte, zweiundzwanzigste und vierzigste Feindlegion.« Sie tippte mit dem Finger auf eine der Figuren. »Die siebzehnte und achtzehnte Legion lagern in einem Tal am Fuß der Säulen der Titanen, einem Pass der durch den Himmelsrücken, dieses Gebirge hier, in unbekannte Länder führt. Die zweiundzwanzigste und vierzigste Legion haben weiter nördlich ihr Lager aufgeschlagen, auf einem schnellen Pferd trennen gut zwei Tagesreisen diese beiden Lager voneinander. Die Legionen im Norden bedrohen Brandenau und Limark, die hier im Süden entsprechend Braunfels und Wallstadt. Kriegsfürst Arkin führt hier das Kommando, ein Kriegsfürst mit Namen Ensen führt die Legionen im Norden, aber es ist Arkin, der den Oberbefehl über die Südlande hat … und er ist auch derjenige, der die Leine des Verschlingers hält. Hier …«, sie stellte einen weiteren schwarzen Soldaten auf die Karte. »Die fünfzehnte und einunddreißigste Feindlegion, unter dem Befehl
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