Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
von diesem Fluch, ohne ihm zu schaden. Bei Kolaron … ich müsste ihm tausendmal ein Talent entreißen und wäre seinem Kern noch immer nicht nahe gekommen.«
»Wie war es möglich, dass Ihr seine Kreatur wurdet und doch Einlass in den Eulenturm gefunden habt?«, fragte ich jetzt nach. »Ich dachte, die Magie des Turms schützt davor … sie war es doch, die Asela hinderte. Wieso Euch nicht?«
»Es gibt eine einfache Erklärung. Kolaron war schlau. Er ließ es mich vergessen, und ich war damals auch kein Nekromant. In den ersten Jahren bebte er noch vor Furcht davor, Vater könnte ihn aufspüren, er beschränkte sich darauf, zu lernen und Dinge herauszufinden, ohne dass ich wusste, dass er mich ritt. Kurzum, ich brach meinen Eid nicht, verging mich nicht an Unschuldigen und glaubte mich selbst loyal. Also ließ der Turm mich ein. Der Zauber, den ich auf die Stücke des Tarn gelegt habe, gleicht dem Zwang, den Kolaron auf mich legte … nur verwende ich Magie, bei ihm ist es Talent.« Sie seufzte. »So blieb es über Jahrzehnte. Bis Vater Elsine kennenlernte. Elsine war alles, was Vater in einer Sera suchte. Auch wenn ihre Magie anders gelagert ist, war sie ihm an Macht ebenbürtig. Das Erbe der Alten ist stark in ihr, und sie besaß das Talent, sich in einen Drachen zu verwandeln, ein Vorgang, der meinen Vater unendlich faszinierte. Bis zum Schluss glaubte er daran, dass man es auch mit Magie erreichen könnte … ich weiß nicht, ob es ihm je gelang. Sie wurde von ihrem Volk als Göttin verehrt, und man kann sich darüber streiten, ob sie es nun war oder nicht, es ist nicht von Belang. Bei der Macht, die die beiden besaßen, war es müßig, darüber zu spekulieren.« Asela seufzte. »Ich wollte sie nicht mögen, als Vater sie nach Askir brachte. Es war für jeden eine Überraschung, keiner wusste davon, dass er eine neue Liebe gefunden hatte, er hielt auch das jahrelang geheim. Plötzlich war sie da und sollte meine Mutter ersetzen. Kindisch zwar, aber ich nahm es ihr übel und mochte sie von Anfang an nicht. Aber sie ließ mir keine Wahl.«
Asela sah zu mir hinüber. »Ihr habt sie nicht kennengelernt. Die Kaiserin Elsine, die ich kennenlernte, und die, der Ihr begegnet seid, haben nicht mehr viel miteinander gemein. Sie hatte etwas Kindliches, Leichtes, etwas Freies, das nicht nur Vater faszinierte. Sie war wie ein Sommerwind. Es war nicht möglich, sie nicht zu mögen oder gar zu lieben. Sie veränderte meinen Vater. Es war nur eine Kleinigkeit … sie brachte ihn zum Lachen. Bevor er sie nach Askir brachte, war mir nicht aufgefallen, wie selten Vater lachte. War sie in seiner Nähe, schien er immerzu zu lächeln. Bei den beiden hatte Astarte nicht nur ihr Horn über sie ausgeschüttet, sondern es ihnen noch rechts und links über die Ohren gezogen. In der Öffentlichkeit hielten sie sich zurück, doch wenn sie Zeit füreinander fanden …« Asela schüttelte den Kopf und lachte leise. »Es war unerträglich, wie verliebt die beiden ineinander waren. Jetzt bedenkt, dass bei diesen beiden die Gefahr bestand, dass, wenn sie für den anderen einen Stern vom Himmel holen wollten, sie das wahrscheinlich auch vermocht hätten. Sie spielten mit der Magie wie Kinder, die einander Murmeln schenkten. Ich mochte sie am Anfang nicht … aber zum Schluss liebte ich sie. Was jetzt noch von ihr übrig ist, ist der kleinste Teil von ihr. All das, was sie auszeichnete, ihre Großherzigkeit, die Leichtigkeit, die Freude an den kleinen Dingen … all das hat Kolaron ihr ausgebrannt. Sie war stärker als Asela, vor allem, nachdem es ihr gelang, sich in den Drachen zu verwandeln … diese Form enthält einen Funken Göttlichkeit. Genau das, wonach Kolaron gierte. Sie verwehrte sich ihm über die Jahrhunderte, hielt ihm stand. Aber was es sie gekostet hat, sieht man jetzt, vor allem, wenn man sie früher kannte.« Sie seufzte erneut. »Bei allem Unheil, das Kolaron in die Welt getragen hat, sind es immer die Seras, die am meisten unter ihm leiden. Es gab noch andere, die unter ihm litten, aber Asela und Elsine … ich glaube, sie sind seine größten Opfer.«
»Götter«, sagte Serafine leise und wischte sich die Feuchtigkeit aus den Augen. »Ich bin froh, dass wir wieder miteinander reden können, aber nicht darüber … es macht mich schwermütig, dabei hatte ich vorhin noch eine solch gute Laune. Wie kannst du nur mit diesen Erinnerungen leben?«
»Gar nicht«, gab Asela Antwort und bemühte sich um ein
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