Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
zusätzlich gekostet hatte. Ursprünglich hatten wir fünf Tage für die Reise angesetzt und zwei für den Aufbau des Tors, doch erst am Mittag des zehnten Tages sahen wir in der Entfernung das Hochplateau vor uns liegen.
»Wenigstens haben wir uns nicht verirrt«, meinte Blix erleichtert.
Da Asela mit uns reiste und die Richtung vorgab, hatte ich diese Gefahr als eher gering geschätzt.
Unser Ziel in der Entfernung zu sehen und es dann zu erreichen, waren zweierlei Ding, es brauchte noch einen weiteren Tag, bis wir die Rampe erreichten. Asela, Serafine, Blix und ich waren vorgeritten und sahen uns nun diesen Felsbruch zweifelnd an. Als Asela uns die Stelle im Kartenraum gezeigt hatte, mochte es noch möglich gewesen sein, diese zerklüfteten Felsen als Rampe zu sehen, doch jetzt, aus der Nähe …
»Nun weiß ich wenigstens, weshalb Ihr meine Lanze dabeihaben wolltet«, meinte Blix und schob seinen Helm in den Nacken, um den Felsbruch bis hinauf zum Rand des Plateaus hin zu begutachten. »Ihr sagtet ja, dass Ihr Ochsen zum Ziehen verwenden wolltet, doch jetzt befürchte ich, dass Ihr Bullen auf zwei Beinen meintet.«
»Es ist etwas steiler, als ich dachte«, gab die Eule zu und saß von ihrem Pferd ab. »Aber nichts, was wir nicht schaffen können.« Sie warf uns ein schnelles Lächeln zu. »Doch der Weltenstrom führt mit einem Strang von Erdmagie in der Nähe vorbei, das wird mir die Arbeit deutlich erleichtern. Schade, dass es hier kein Wasser gibt, sonst könnten wir mit Graustein glätten.«
Ich sah Serafine fragend an.
»Ein künstlicher Stein, aus Wasser, Sand, Asche und anderem gemischt«, erklärte sie. »Man kann das Gemisch gießen, und es erhärtet dann zu Stein. Auch die Mauern von Illian sind daraus gemacht.«
»Also ließ er nicht diese riesigen Blöcke durch die Luft schweben?«, fragte ich sie, und Asela, die das wohl noch gehört hatte, lachte schallend.
»Es würde ihn erstaunt den Kopf schütteln lassen, zu hören, dass Ihr ihm das zutraut«, lachte sie. Allein der Gedanke schien sie maßlos zu erheitern. »Habt Ihr nicht gesehen, wie groß manche dieser Blöcke sind? Sie wurden an dem Ort gegossen, wo sie heute noch liegen. Es war dennoch eine Leistung, die all sein Können und oft seine Magie erforderte … aber durch die Luft geflogen sind diese Steine nie.«
Irgendwie erleichterte mich das.
»Zudem sind die meisten dieser Blöcke hohl«, fuhr sie vergnügt fort.
Dass diese Mauern, die ich für so unbezwingbar gehalten hatte, hohl sein sollten, begeisterte mich nicht.
»Sie wurden mit Sand gefüllt, um die Wucht eines Aufpralls zu dämpfen, und mit Stahl verstrebt, um sogar etwas zu federn.«
Vielleicht sollte ich den Festungsbau einfach denen überlassen, die sich darauf verstanden.
Zunächst kletterte Asela diese »Rampe« mehrfach hoch und herunter, hüpfte wie eine Katze über Spalten in dem Stein, und einmal schwebte sie auch eine steile Wand entlang, um sich einen Riss genauer anzusehen.
»Sie ist mir unheimlich«, meinte Blix dazu, während in der Ferne die Wagen näher kamen. »Es sieht so selbstverständlich bei ihr aus.«
»Sie ist eine Eule«, antwortete Serafine nebenbei. »Für sie ist es selbstverständlich.«
»Nur, was macht sie da?«
»Was jeder Baumeister tut … sie sondiert den Grund.«
»So«, sagte die Eule, als sie etwas später zu uns zurückkehrte. Sie klopfte ihre Hände ab, als wären sie dreckig, obwohl sie den Stein nicht einmal berührt hatte. »Ich bin fast fertig.«
Blix und ich sahen uns gegenseitig zweifelnd an, es hatte sich an dem Felsbruch nichts verändert. Asela lachte, als sie den Blick bemerkte.
»Ich habe Bänder der Magie gelegt und vorbereitet«, meinte sie vergnügt. »Tretet zurück, ich will nicht, dass ein Stein herunterfällt und uns erschlägt.«
Folgsam traten wir zurück.
»Und jetzt?«, fragte ich.
Asela lachte und hob eine Hand … und vor unseren ungläubigen Augen schien sich der gesamte Bruch zu bewegen. Steine platzten ab und fielen herunter, an anderen Stellen stieg Staub auf, als der Stein sich miteinander rieb, Spalten schlossen sich, als sie den Fels zurechtrückte, an anderer Stelle hob und formte sich der Stein, wo er sich nicht senkte. So viel von diesem rötlichen, feinen Staub stieg auf, dass er sich wie eine Wolke über die Rampe erhob und uns die Sicht versperrte … nur unter unseren Füßen bebte der Boden noch nach.
Als sich der Staub senkte, stand die Rampe da. Breit und gerade, wie von
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