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Das boese Blut der Donna Luna

Das boese Blut der Donna Luna

Titel: Das boese Blut der Donna Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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schließlich und wechselte das Thema. »Er kennt das Milieu in und um Genua wie seine Westentasche. Wer, wo, wie, wann, wie viel und warum.«
    »Valeria, ist der Polizeivize da?«, fragte Nelly.
    »Im Augenblick nicht, aber er sollte am frühen Nachmittag reinkommen«, antwortete sie. Valeria hatte ein ungutes Gefühl, ohne zu wissen, warum. Die Beschreibung des Leichenfundes hatte sie geschockt. Glücklicherweise passierten solche brutalen Verbrechen in Genua nicht so häufig.
    »Wenn das nur nicht der Beginn einer Serie ist«, rutschte es ihr heraus. Marco warf ihr einen vernichtenden Blick zu.
    »Und wieso sollte es? Wir haben doch zwei ›friedliche‹ Lösungen: unser Riesenbaby mit Vorstrafen oder eine Abrechnung im Prostituiertenmilieu. Also, beschrei es ja nicht!« Dabei griff er sich ungeniert an die Hoden, um Unglück abzuwehren. Valeria wurde rot und warf ihm einen beleidigten Blick zu.
    »Bis wann ist Dottor Volponi in Urlaub?«, fragte Nelly ungeduldig.
    »Der Polizeipräsident ist vor drei Tagen nach Elba gefahren, wir werden ihn also eine ganze Weile nicht sehen.«
    »Gerolamo?«
    »Idem. Ist gerade mit der ganzen Familie nach Sizilien abgerauscht. Du musst dich also mit mir begnügen, Nelly«, bemerkte Marco ironisch.
    »Eifersüchtig, was?«, stichelte die Kommissarin zurück.
    »Ich an Carlos Stelle, würde aufpassen wie ein Luchs«, witzelte ihr Vize. Er war kein bisschen eifersüchtig auf den Assistenten Gerolamo Privitera, der inzwischen zum Chefassistenten aufgestiegen war. Beruflich waren sie ein perfekt eingespieltes Dreiergespann.
    »Mal im Ernst, ich wäre froh, wenn er hier wäre. Der Typ hat’s einfach drauf.«
    »Ganz deiner Meinung. Außerdem denken drei Köpfe besser als zwei«, seufzte Nelly. »Schau bitte mal nach, ob Dottor Fattori im Büro ist«, sagte sie an Valeria gewandt. »Wenn ja, sag ihm, dass wir sofort mit ihm sprechen möchten.«
    Franco Fattori war da. Er saß in seinem geräumigen, mit Zettelkästen und Aktenordnern zugekramten Büro. Seit Jahren war der Chef der Sitte für das Ressort Prostitution zuständig und hatte wahrlich alle Hände voll zu tun. Überdurchschnittlich groß, hager und krumm, wie er war, mit seinem graumelierten Haar, das ihm bis über den Kragen fiel, mit hoher Stirn und dicker Brille hatte er eher etwas von einem Universitätsprofessor als von einem Polizisten. Er war ein wahrer Experte der neuen Prostitution, die einige Jahrzehnte schon das alte und relativ friedliche Milieu von einst aufmischte. Seit dem Auftauchen der Sexsklavinnen, wie die Zeitungen sie tituliert hatten, die sich sowieso nur für das Thema interessierten, wenn es ein Verbrechen oder eine Tränendrüsenstory gab nach dem Motto: »Zur Prostitution gezwungene Immigrantin wird von einem verliebten Freier gerettet, der ihren Zuhältern die Stirn bietet.« Ansonsten gingen die Dinge ihren Gang. Natürlich wurde den Frauen, die aus dem Milieu ausbrechen wollten, ein gewisser gesetzlicher Schutz gewährt, doch die Strafen ihrer Ausbeuter waren grausam und abschreckend genug. Viele der Mädchen waren außerdem gar nicht in der Lage, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen. Sie beherrschten die Sprache nicht, hatten keine Papiere, da sie ihnen von ihren Schindern abgenommen wurden, und setzten so gut wie nie einen Fuß vor die Tür ihrer Kerkerwohnungen. Verschiedene Vereinigungen versuchten, ihnen zu helfen, und rührige, beherzte Pfarrer engagierten sich höchstpersönlich.  Wie Don Silvano Traverso zum Beispiel.
    Nelly hatte sofort an ihn gedacht. Sie wollte ihn so bald wie möglich anrufen. Doch jetzt saßen sie und Marco vor Fattoris aktenübersätem Schreibtisch, auf dem ein brandneuer Computer thronte. Wortlos sahen sie zu, wie er die Aufnahmen begutachtete, die vor wenigen Stunden am Righi gemacht worden waren. Endlich sagte er etwas.
    »Senegalesin, würde ich sagen, könnte aber auch Nigerianerin, Sudanesin oder Ghanaerin sein. Seit im Sudan Krieg herrscht, sind viele davon hier angekommen, Flüchtlinge ohne Papiere, wahre Gespenster. Die Senegalesinnen und die aus Ghana kenne ich besser, wir haben auch schon einige Male ein paar Madames festgenommen, ein paar Netzwerke hochgehen lassen, aber die bilden sich sofort neu. Diese Frauen – denn häufig stecken Frauen hinter dem Business – sind gnadenlos. Sie terrorisieren die Mädchen, drohen ihnen mit Hexerei, mit Voodooritualen. Sie nehmen ihnen den Pass weg, wenn sie denn einen haben, und um ihn wiederzubekommen,

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