Das Boese in uns
keine Probleme mehr mit dem Rücken, Smoky. Das Vicodin war um des Vicodins willen.«
»Wow!«, sagt Kirby. »Dann warst du ein echter Junkie, oder wie?«
»Ich hab meine kleinen weißen Pillen geliebt, stimmt. Glücklicherweise liebe ich meinen Zukünftigen mehr. Wo wir gerade davon reden ... wie weit sind wir mit den Hochzeitsvorbereitungen?«
»Alles im grünen Bereich«, sagt Kirby. »Deine Tochter hat bei den letzten Feinheiten geholfen. Brady hat versucht, uns eine Einladung an deine Eltern unterzuschieben, aber ich hab's bemerkt und sie aus dem Stapel genommen.«
»Danke.«
»Mit dem größten Vergnügen. Wie dem auch sei, alles ist vorbereitet. Du musst nur noch hier raus, ein paar Mal ins Fitnesscenter, vielleicht ein wenig unter die Sonnenbank ...«
»Ich gehe nicht unter die Sonnenbank«, sagt Callie. Ich bin froh, ein wenig von der alten Arroganz in ihrer Stimme zu hören. Ein gutes Zeichen.
»Wenn du aussehen willst wie 'ne Leiche, es ist schließlich deine Beerdigung ... ich meine, Hochzeit.«
»Alle Rothaarigen haben einen hellen Teint«, protestiert Callie.
»Es gibt einen Unterschied zwischen hellem Teint und Junkie-Weiß«, entgegnet Kirby.
»Ist es wirklich so schlimm?« Sie klingt unglücklich.
Kirby seufzt. »Du willst nur, dass ich nett zu dir bin, stimmt's? Nein, es ist nicht so schlimm. Ich versuche nur, dir das Leben schwer zu machen, Callie. In Wahrheit siehst du großartig aus, trotz deiner Anfälle und der Schwitzerei und dem vielen Gekotze, und ich hasse dich aufrichtig dafür.«
Callie lächelt. »Jetzt fühlst du dich schlecht, weil du es gesagt hast.« Sie streckt Kirby die Zunge heraus.
»Du doofe Zicke«, sagt Kirby.
Das Gespräch stockt. Callie starrt auf ihre Hände. Offensichtlich überlegt sie, wie sie etwas sagen kann, das ihr auf der Seele brennt.
»Hört genau zu«, sagt sie schließlich. »Ich sage es nur einmal. Ich danke euch beiden für das, was ihr getan habt. Alleine hätte ich es nicht geschafft.«
»Kein Problem«, erwidere ich.
»Null Problemo«, sagt Kirby. »Abgesehen davon hab ich gesehen, wie du auf die Knie gesunken bist und den Porzellangott angebetet hast.« Sie kichert. »Ich wünschte, ich hätte das filmen können.«
Callie schneidet eine Grimasse, und weiteres, gut gelauntes Gezicke folgt. Ich lausche nur mit halbem Ohr, lächle an den richtigen Stellen und denke an die Geheimnisse, die ich in meinem Innern verschlossen habe. Ich weiß, dass es bei Callie und Kirby nicht anders ist. Wir vertrauen uns nicht genug, um uns diese Geheimnisse zu beichten. Es gibt Dinge, die unsere Männer nie erfahren werden, ganz gleich, wie sehr wir sie lieben. Dinge, über die wir die meiste Zeit nicht einmal unter uns Frauen reden.
Doch es ist schön zu wissen, dass wir jemanden haben, zu dem wir gehen können, sollte diese Bürde zu groß werden. Dass es jemanden gibt, der unserem Flüstern und Weinen lauscht und unsere Geheimnisse mit ins Grab nimmt.
»Ich könnte mich daran gewöhnen, Baby. Was denkst du?«
»Einen Mann zu finden, der kochen kann, ist auf jeden Fall einfacher, als es selbst zu lernen«, pflichtet Bonnie mir bei.
Tommy bereitet ein italienisches Abendessen für uns vor. Die Fleischsoße lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen, und der Duft von selbst gemachtem Knoblauchbrot erfüllt das Zimmer.
»Meine Mutter hat mich gezwungen, kochen zu lernen!«, ruft er aus der Küche. »Sie meinte, für eine Frau zu kochen wäre ein todsicherer Weg, sie zu beeindrucken.«
»Kluge Frau, deine Mutter«, sage ich.
»Oh ja.«
»Wann wirst du sie uns vorstellen?«, fragt Bonnie.
Mein Blick streift Tommy. »Warum fragst du, Süße?«
Sie verdreht die Augen. »Hältst du mich für zurückgeblieben, Smoky? Ihr beiden zieht doch zusammen, oder?«
Ich blicke finster drein. »Wer hat dir das verraten? Callie? Kirby?«
Sie grinst. »Also wirklich. Du könntest ruhig ein bisschen mehr Vertrauen in meine Fähigkeiten haben.«
Ich kaue nervös auf dem Daumennagel. Tommy schweigt.
»Tut mir leid, Bonnie. Wir wollten es dir rechtzeitig sagen. Was hältst du davon?«
Das war mein letzter Einwand, meine letzte Sorge. Bonnie mag Tommy lieben, doch wir wohnen inzwischen seit zwei Jahren allein im Haus. Wir haben unser Leben zusammen neu aufgebaut.
Wir haben einander gebraucht. Ich habe mir Gedanken gemacht, wie Bonnie auf diese Veränderung reagieren könnte.
Sie kommt zu mir und nimmt meine Hand. Ihr Lächeln verrät mir alles, was ich wissen
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