Das Bourne Duell
tief ein. »Er war tot – Bourne galt als tot. Ich bin davon ausgegangen, dass wir ihn ein für alle Mal los sind.« Er zerknüllte das Foto und warf es in den Reißwolf. »Dann ist er also immer noch dort – so viel werden Sie ja wohl wissen, oder?«
»Ja, Sir.« Doll nickte. »Im Moment ist er auf Bali.«
»Wird er überwacht?«
»Rund um die Uhr. Er kann keinen Schritt tun, ohne dass wir’s mitbekommen.«
Danziger überlegte einen Augenblick. »Wer ist unser Mann fürs Grobe in Indonesien?«, fragte er schließlich.
Doll war auf diese Frage vorbereitet. »Coven. Aber Sir, wenn ich darauf hinweisen darf – in ihrem letzten schriftlichen Bericht aus Kairo hat Soraya Moore betont, dass Bourne großen Anteil daran hatte, dass die Katastrophe im Nordiran abgewendet werden konnte, die Black River fast verursacht hätte.«
»Wir wissen ja, dass Bourne über die gefährliche Fähigkeit verfügt, Frauen zu beeinflussen. Moore gehört
sicher auch dazu, darum wurde sie auch gefeuert.« Der DCI nickte. »Aktivieren Sie Coven, Mr. Doll.«
»Wird gemacht, Sir, aber er wird einige Zeit brauchen, um …«
»Haben wir jemanden näher dran?«, wandte Danziger ungeduldig ein.
Doll sah in seinen Unterlagen nach. »Wir haben ein Einsatzteam in Jakarta. Ich kann dafür sorgen, dass die Jungs in einer Stunde in einem Militärhubschrauber sitzen.«
»Tun Sie das, und schicken Sie Coven als Reserve hinterher«, befahl der DCI. »Der Befehl lautet, dass sie Bourne heimbringen sollen. Ich möchte ihn einer eingehenden … äh … Befragung unterziehen. Ich will alles wissen, seine ganzen Geheimnisse, wie er es anstellt, uns immer wieder zu entkommen, wie er ein ums andere Mal dem Tod entwischt.« Danzigers Augen funkelten boshaft. »Wenn wir mit ihm fertig sind, jagen wir ihm eine Kugel in den Kopf und sagen, dass es die Russen waren.«
ZWEI
Die lange Nacht von Bangalore ging dem Ende zu. Überall roch es nach dreckigen Abwässern, Krankheiten und menschlichem Schweiß. Man spürte regelrecht die allgegenwärtige Gewalt, die mühsam unterdrückte Wut, die vereitelten Wünsche und die Verzweiflung, und das blasse Licht der Morgendämmerung vermochte der Stadt auch keine Farbe zu verleihen.
Arkadin fand eine Arztpraxis, verschaffte sich Zutritt und nahm sich, was er brauchte: Nähfaden, Jodtinktur, sterile Wundauflagen, Verbandszeug und Antibiotika. Er streifte durch die nächtlichen Straßen und wusste, dass er die Blutung an seinem Oberschenkel irgendwie stillen musste. Die Wunde war nicht lebensbedrohend, aber tief, und er wollte nicht noch mehr Blut verlieren. Vor allem aber brauchte er einen Platz, wo er sich verstecken konnte. Oserow saß ihm im Nacken, und Arkadin verfluchte sich selbst dafür, dass er sich von seinem Feind auf dem falschen Fuß hatte erwischen lassen. Ihm war klar, dass der nächste Schritt entscheidend war; wenn er jetzt etwas Falsches tat, dann würde er das wahrscheinlich mit dem Leben bezahlen.
Da Maslow ihn nun einmal aufgespürt hatte, war klar, dass er seinen Kontaktpersonen hier in der Stadt nicht
länger vertrauen konnte. Damit blieb ihm nur noch ein Ausweg: der Ort, an dem er die absolute Kontrolle hatte. Unterwegs wählte er eine verschlüsselte Nummer, über die er mit seinen Vertrauensleuten verbunden wurde – Stepan, Luka, Pawel, Alik und auch Ismael Bey, der als sein Strohmann die Östliche Bruderschaft leitete, während Arkadin selbst im Hintergrund die alleinige Macht in den Händen hielt.
»Wir werden von Maslow und Oserow angegriffen, von der ganzen Kazanskaja«, teilte er jedem von ihnen ohne Umschweife mit. »Ab sofort befinden wir uns im Kriegszustand.«
Er hatte sie gut ausgebildet, sie stellten keine überflüssigen Fragen, sondern nahmen einfach nur den Befehl zur Kenntnis. Dann begannen sie sofort mit den Vorbereitungen, die Arkadin schon vor Monaten geplant hatte. Jeder seiner Hauptmänner hatte seine ganz bestimmte Aufgabe, jeder trug seinen Teil zu einer Operation bei, die sich buchstäblich über den ganzen Erdball erstreckte. Maslow wollte den Krieg, also würde er ihn bekommen, und das nicht nur an einer einzigen Front.
Arkadin schüttelte den Kopf und lachte grimmig. Dieser Augenblick hatte schon länger in der Luft gelegen, so unvermeidlich wie der nächste Atemzug. Jetzt, wo es endlich so weit war, fühlte er sich fast erleichtert. Er brauchte nicht mehr mit knirschenden Zähnen zu lächeln und Freundschaft zu heucheln, wo es nichts als erbitterte
Weitere Kostenlose Bücher