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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Wald, und d’Anjou, nicht mehr der Jüngste, hielt sich an den Baumstämmen und Zweigen fest, damit er leichter vorankam. Sie erreichten die Wiese und hörten die gedämpften Schreie des gefesselten Postens, als sie in das hohe Gras traten. Bourne schnitt die Knebel mit seinem Messer auf, und der Franzose bezahlte den Chinesen.
    »Zou ba!«, schrie d’Anjou. Der Mann floh in die Dunkelheit. »Das ist Abschaum. Alle sind sie Abschaum, aber wenn der Preis stimmt, sind sie zum Morden bereit und tauchen dann unter.«
    »Sie haben heute Abend versucht, ihn umzubringen, nicht wahr? Es war eine Falle.«

    »Ja. Ich habe geglaubt, dass ihn die Explosionen verletzt haben. Deshalb bin ich ihm nachgelaufen.«
    »Und ich habe geglaubt, er sei umgekehrt, um Sie von hinten anzugreifen.«
    »Ja, so hätten wir das bei Medusa gemacht …«
    »Deshalb habe ich Sie für ihn gehalten.« Und dann schrie Jason plötzlich wütend: »Was haben Sie getan ?«
    »Das gehört mit zu der Geschichte.«
    »Ich will sie hören. Jetzt! «
    »Ein paar hundert Meter links von hier ist ein flaches Stück«, sagte der Franzose und deutete in die Richtung. »Früher war es einmal eine Weide, aber in letzter Zeit hat man es als Hubschrauberlandeplatz benutzt, um sich hier mit dem Meuchelmörder zu treffen. Lassen Sie uns dorthin gehen und ausruhen – und reden. Nur für den Fall, dass die Überreste des Feuers jemanden vom Dorf anlocken.«
    »Das ist fünf Meilen entfernt.«
    »Trotzdem, wir sind in China.«
     
    Die Wolken hatten sich aufgelöst, der Nachtwind hatte sie verjagt; der Mond näherte sich dem Horizont, stand aber immer noch so hoch am Himmel, dass er die feinen Berge beschien. Die beiden so verschiedenen Männer von Medusa saßen auf dem Boden. Bourne zündete sich eine Zigarette an, während d’Anjou das Wort ergriff. »Erinnern Sie sich noch an das überfüllte Café in Paris, in dem wir uns nach dem Wahnsinn im Louvre unterhalten haben?«
    »Aber ja. Carlos hätte uns an jenem Nachmittag beinahe umgebracht.«
    »Fast wäre es Ihnen gelungen, den Schakal in die Falle zu locken.«
    »Aber es ist mir nicht gelungen. Was ist mit Paris, mit dem Café?«
    »Ich habe Ihnen damals gesagt, dass ich nach Asien zurückgehen würde. Nach Singapur oder Hongkong, vielleicht auch auf die Seychellen, habe ich, glaube ich, gesagt. Frankreich war für mich nie gut – und zu mir auch nicht. Nach Dien Bien Phu – alles was mir gehörte, war zerstört,
von unseren eigenen Truppen in die Luft gejagt – war es sinnlos, über Wiedergutmachung zu reden. Leeres Geschwätz von Männern mit leeren Köpfen. Deshalb habe ich mich Medusa angeschlossen. Die einzige Chance, mein Eigentum zurückzubekommen, lag in einem amerikanischen Sieg.«
    »Ich erinnere mich«, sagte Jason. »Was hat das mit heute Nacht zu tun?«
    »Ich bin also tatsächlich nach Asien zurückgekehrt. Da der Schakal mich gesehen hatte, musste ich dabei Umwege machen, und dadurch hatte ich Zeit zum Nachdenken. Ich musste über meine Lage nachdenken und die Möglichkeiten, die ich hatte. Da ich mich auf der Flucht befand, verfügte ich nicht über größere Mittel, aber ich war auch nicht gerade knapp bei Kasse. Ich ging das Risiko ein, an dem Nachmittag in das Geschäft in der Rue St. Honoré zurückzukehren, und habe, offen gestanden, jeden Sou gestohlen, dessen ich habhaft werden konnte. Ich kannte die Kombination des Safes, und der war zum Glück recht gut gefüllt. Das reichte aus, um vor Carlos ans andere Ende der Welt zu fliehen und dort viele Wochen ohne Sorgen leben zu können. Aber was sollte ich dann anfangen? Eines Tages würden die Mittel erschöpft sein, und das, was ich gelernt hatte – was in der zivilisierten Welt so nützlich war –, würde nicht ausreichen, um hier drüben im Herbst meines Lebens ein so angenehmes Leben zu führen wie das, um das man mich gebracht hatte. Aber ich war ja nicht umsonst eine Schlange am Haupt der Medusa gewesen. Ich entdeckte und entwickelte, weiß Gott, Talente, von denen ich mir hätte nie träumen lassen, dass ich über sie verfügte – und offen gestanden entdeckte ich auch, dass ich keine moralischen Skrupel hatte. Man hatte mir Unrecht getan, und das gab mir das Recht, anderen Unrecht zu tun. Fremde ohne Namen und ohne Gesicht hatten zahllose Male versucht, mich umzubringen, also konnte ich auch die Verantwortung für den Tod anderer Fremder ohne Gesicht und ohne Namen übernehmen. Ausgleichende Gerechtigkeit, nicht wahr? Das

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