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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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nicht im Gleichgewicht.
    Bourne packte das Gewehr und kroch aus dem Gras. Als er außer dem Säuseln des Waldes nichts hörte und auch nichts sah, richtete er sich auf und rannte zwischen die Bäume. Er arbeitete sich schnell und lautlos nach oben und hielt wie vorher jedes Mal an, wenn ein Vogel schrie oder Schwingen flatterten oder das Grillenkonzert verstummte. Er kroch diesmal nicht auf dem Bauch, sondern auf Knien und Ellbogen und hielt den Gewehrlauf fest, um die Waffe, wenn nötig, als Keule zu benutzen. Schießen würde er nicht, es sei denn, sein Leben hinge davon ab, er durfte die Leute am Feuer nicht warnen. Die Falle war jetzt am Zuschnappen, es war einzig und allein eine Frage der Geduld. Jetzt hatte er den höchsten Punkt des Waldes erreicht und glitt hinter einen Felsbrocken am Rand des Lagerplatzes. Lautlos legte er das Gewehr ab und zog die Pistole aus dem Gürtel, die der Führer ihm gegeben hatte. Er spähte um den Felsbrocken herum.
    Jetzt sah er, was er schon auf der Wiese erwartet hatte. Ein Soldat in Uniform mit einer Waffe an der Hüfte stand knappe sechs Meter links von dem Feuer. Es war, als wollte er gesehen, aber nicht erkannt werden. Nicht im Gleichgewicht. Der Mann sah auf die Uhr; das Warten hatte angefangen.
    Es dauerte fast eine Stunde. Der Soldat hatte in der Zeit fünf Zigaretten geraucht; Jason hatte sich nicht von der Stelle gerührt und nur verhalten geatmet. Und dann geschah es, langsam, ohne Fanfarenstoß, ein Auftritt ohne jegliche
Dramatik. Eine zweite Gestalt tauchte auf; ganz gemächlich kam sie aus den Schatten heraus, schob die Zweige auseinander und trat aus dem Wald heraus. Und dann zuckten ohne Warnung Blitze vom Nachthimmel und brannten sich in David Webbs Kopf, betäubten Jason Bournes Bewusstsein.
    Denn als der Mann in den Feuerschein trat, stöhnte Bourne auf und umkrampfte den Lauf der Pistole, um nicht zu schreien – oder zu töten. Er sah ein Gespenst seiner selbst, einen Geist aus der Vergangenheit, der jetzt wieder umging und Jagd auf ihn machte, auch wenn er im Augenblick selbst der Gejagte war. Das Gesicht war zugleich sein Gesicht und doch nicht das seine – vielleicht das Gesicht, wie es gewesen war, ehe die Chirurgen es zum Gesicht von Jason Bourne machten. Ebenso wie der schlanke, straffe Körper war auch das Gesicht jünger – jünger als der legendäre Mann, den er imitierte –, und in seiner Jugend lag Kraft, die Kraft eines Delta von Medusa. Es war unglaublich, da war selbst der vorsichtige, katzenhafte Gang, die locker schwingenden langen Arme, die sich so meisterhaft auf die Kunst des Tötens verstanden. Es war Delta, der Delta, von dem man ihm erzählt hatte, der Delta, der Kain geworden war und schließlich Jason Bourne. Er sah sich selbst und doch nicht sich selbst, und dennoch einen Killer. Einen Meuchelmörder.
    Ein Krachen in der Ferne durchbrach die Geräusche des Bergwaldes. Der Meuchelmörder blieb stehen, wirbelte dann vom Feuer weg und tauchte nach rechts, während der Soldat sich zu Boden fallen ließ. Eine ohrenbetäubende, hallende Gewehrsalve brach aus dem Wald; der Killer wälzte sich blitzschnell im Gras, und die Kugeln fetzten die Erde auf, während er das schützende Dickicht erreichte. Der chinesische Soldat hatte sich niedergekniet und feuerte wild in die Richtung des Meuchelmörders.
    Und dann eskalierte der ohrenbetäubende Schlachtlärm. Die Explosionen waren immens. Eine erste Granate zerstörte den Lagerplatz, dann folgte eine zweite, die Bäume entwurzelte. Die trockenen, vom Wind zerzausten Äste fingen
Feuer, und dann kam schließlich eine dritte Granate, die hoch in der Luft detonierte, mit ungeheurer Gewalt, an der Stelle, wo das Maschinengewehr gewesen war. Plötzlich waren überall Flammen, und Bourne schützte seine Augen, schob sich um den Felsbrocken herum, die Waffe in der Hand. Man hatte dem Killer eine Falle gestellt, und er war hineingelaufen! Der chinesische Soldat war tot, zerfetzt, die Waffe war ihm aus der Hand geflogen. Plötzlich kam eine Gestalt von links gerannt, in das Inferno hinein, das gerade noch ein Lagerfeuer gewesen war, und dann wirbelte sie herum, rannte quer durch die Flammen, entdeckte Jason und schoss auf ihn. Der Meuchelmörder war in den Wald gerannt in der Hoffnung, die töten zu können, die ihn töten wollten. Bourne fuhr herum, sprang zuerst nach rechts, dann nach links und ließ sich zu Boden fallen, ohne den laufenden Mann aus den Augen zu lassen. Dann richtete er sich

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