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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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tut.«
    »Ebenso gut wie Delta – vielleicht besser. Sehen Sie, er hat kein Gewissen, überhaupt keines. Sie andererseits, so gewalttätig Sie auch waren, haben gelegentlich Mitgefühl gezeigt. Irgendetwas in Ihnen verlangte das. ›Verschont diesen Mann‹, haben Sie manchmal gesagt. ›Er ist ein Ehemann, ein Vater, ein Bruder. Macht ihn kampfunfähig, aber lasst ihn am Leben, sorgt dafür, dass er nicht zum Krüppel wird … Mein Geschöpf, Ihr Doppelgänger, würde das nie tun. Er ist immer auf die Endlösung aus – will sein Opfer sterben sehen.«
    »Was ist mit ihm passiert? Warum hat er in London so viele Menschen umgebracht? Bloßer Suff ist kein Grund, nicht nach allem, was er hinter sich hatte.«
    »Doch, wenn es eine Art zu leben ist, von der man sich nicht lösen kann.«
    »Man lässt die Waffe stecken, wenn man nicht bedroht wird. Sonst provoziert man die Bedrohung nur.«
    »Er hat keine Waffe benutzt. In jener Nacht in London waren es die bloßen Hände.«
    »Was?«

    »Er streifte durch die Straßen und suchte nach eingebildeten Feinden – so habe ich mir das aus seinem besoffenen Geschwätz zusammengereimt. ›Es war in ihren Augen!‹, schrie er. ›Man kann es ihnen immer an den Augen ablesen! Sie wissen, wer ich bin, was ich bin.‹ Ich sage Ihnen, Delta, es war ebenso erschreckend wie ermüdend, und er hat mir nie einen Namen genannt, mir nie einen Hinweis gegeben, bis auf den von Idi Amin, mit dem auch jeder andere betrunkene Glücksritter prahlen würde, um anzugeben. Die Briten in Hongkong einzuschalten, würde bedeuten, dass ich Farbe bekenne, und das kann ich nach allem, was war, auf keinen Fall tun. Das Ganze ist so frustrierend, also habe ich die Methoden von Medusa benutzt. Tu es selbst. Sie haben uns das beigebracht, Delta. Sie haben uns immer wieder gesagt – uns befohlen –, wir sollten von unserer Fantasie Gebrauch machen. Und das habe ich heute Nacht getan. Und es ist danebengegangen, wie es von einem alten Mann nicht anders zu erwarten war.«
    »Beantworten Sie meine Frage«, drängte Bourne. »Warum hat er diese Menschen in London umgebracht?«
    »Aus einem ebenso banalen wie sinnlosen Grund – und einem ach so vertrauten. Er hatte sich eine Abfuhr geholt, und diese Abfuhr konnte sein Ego nicht verkraften. Ich bezweifle, dass irgendwelche anderen Gefühlsregungen dahintersteckten. So wie bei all seinen anderen Neigungen ist für ihn auch sexuelle Aktivität nur etwas Animalisches; Zärtlichkeit hat dabei nichts verloren, dazu ist er gar nicht fähig. Mon dieu, wie Recht er hatte!«
    »Noch einmal. Was ist passiert?«
    »Er war verwundet von irgendeinem besonders brutalen Einsatz in Uganda zurückgekehrt und hatte erwartet, er könne mit einer Frau in London dort weitermachen, wo er aufgehört hatte – eine Dame aus allerbestem Stall, wie die Engländer sagen –, aber sie weigerte sich, ihn zu empfangen, und beauftragte bewaffnete Posten, ihr Haus in Chelsea zu bewachen, nachdem er sie angerufen hatte. Zwei von diesen Männern waren unter den sieben, die er in jener Nacht tötete. Sehen Sie, die Dame erklärte, er habe ein unkontrollierbares
Temperament und werde im Suff gewalttätig, was natürlich stimmte. Aber für mich war er genau der Richtige. Ich folgte ihm in Singapur aus einer zweifelhaften Bar und sah, wie er in einer Seitengasse zwei mordlustige Gangster fertigmachte – contrebandiers, die in dieser dreckigen Spelunke am Hafen mit Rauschgift Geld machten  –, und sah zu, wie er sie gegen die Mauer drückte und mit einer einzigen schnellen Handbewegung beiden die Kehle aufschlitzte und ihnen das Geld aus der Tasche zog. In dem Augenblick wusste ich, dass ich meinen Jason Bourne gefunden hatte. Ich ging langsam und lautlos auf ihn zu, mit ausgestreckter Hand, in der ich mehr Geld hielt, als er seinen Opfern weggenommen hatte. Wir kamen ins Gespräch. Das war der Anfang.«
    »So schuf Pygmalion seine Galatea, und der erste Auftrag, den Sie akzeptierten, wurde Aphrodite und gab ihm Leben. Bernard Shaw wäre begeistert von Ihnen, und ich könnte Sie umbringen.«
    »Wozu? Sie sind heute Nacht hierher gekommen, um ihn zu finden. Ich wollte ihn vernichten.«
    »Was auch zu Ihrer Geschichte gehört«, sagte David Webb und wandte den Blick von dem Franzosen ab und blickte zu der Bergkette hinüber, dachte an Maine und das Leben mit Marie, das so gewalttätig gestört worden war.
    »Sie Schwein !«, schrie er plötzlich. »Ich könnte Sie umbringen! Haben Sie

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