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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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in den Wald zurückgehen und es zählen? Ich habe eine kleine Taschenlampe.«
    »Man zweifelt nicht an dem Mann, der einen besiegt hat. Eine solche Ungehörigkeit wäre unwürdig.«
    »Das sind große Worte, aber hüten Sie sich davor, in Amsterdam einen Diamanten zu kaufen. Verschwinden Sie. Das hier ist mein Territorium.«
    »Und das hier ist meine Pistole«, sagte der Führer und zog eine Waffe aus dem Gürtel und reichte sie Bourne, während er mit der anderen Hand das Geld nahm. »Schießen Sie damit, wenn Sie müssen. Das Magazin ist voll – neun Schuss. Sie ist nicht registriert, lässt sich nicht zu mir zurückverfolgen. Das habe ich von dem Franzosen gelernt.«
    »Die haben Sie über die Grenze mitgebracht?«
    »Sie haben die Uhr gekauft, nicht ich. Ich hätte sie in einen Müllsack werfen können, aber dann habe ich sein Gesicht gesehen. Ich werde sie jetzt nicht brauchen.«
    »Danke. Aber das sollte ich Ihnen noch sagen – wenn Sie mich angelogen haben, werde ich Sie finden. Darauf können Sie sich verlassen.«
    »Dann wären es nicht meine Lügen, und Sie bekämen Ihr Geld zurück.«
    »Sie sind einmalig.«
    »Sie haben mich besiegt. Ich muss in allen Dingen ehrenwert sein.«
     
    Bourne kroch langsam, ganz langsam durch das stachlige hohe Gras, das voll Nesseln war, zog sich die Stacheln vom Hals und der Stirn und war froh, dass die Nylonjacke sie abstieß. Er wusste instinktiv etwas, was sein Führer nicht wusste, nämlich warum er den Chinesen nicht bei sich haben wollte. Eine Wiese mit hohem Gras war der beste Ort für Streifen; die Halme bewegten sich, wenn Eindringlinge durch sie krochen. Deshalb musste man die schwankenden Grashalme vom Boden aus beobachten und durfte sich nur dann bewegen, wenn eine Brise darüberstrich.
    Er sah den Waldrand, Bäume, die am Ende der Grasfläche
aufragten. Er richtete sich vorsichtig ein Stück weit auf und ließ sich dann schnell wieder fallen. Er blieb reglos liegen. Vor ihm, zu seiner Rechten, stand ein Mann am Wiesenrand; er hielt ein Gewehr in der Hand und beobachtete das Gras im Mondlicht, hielt nach Halmen Ausschau, die sich gegen die Brise bewegten. Ein Windstoß wehte von den Bergen herunter. Bourne nutzte ihn aus, kam bis auf drei Meter an den Mann heran. Zentimeter für Zentimeter kroch er auf den Wiesenrand zu; er bewegte sich jetzt parallel zu dem Mann, dessen Konzentration sich nach vorn, nicht auf die Seiten richtete. Jason hob den Kopf, um über die Grashalme wegsehen zu können. Der Mann blickte nach links. Jetzt!
    Bourne sprang auf und warf sich mit einem Satz auf den Mann. In seiner Panik schwang der Wächter instinktiv den Gewehrkolben herum, um den plötzlichen Angriff abzuwehren. Jason packte die Waffe am Lauf, riss sie herum, ließ sie dem Mann auf den ungeschützten Schädel krachen und rammte ihm gleichzeitig das Knie in den Brustkorb. Der Posten brach zusammen. Bourne zerrte ihn schnell ins hohe Gras, wo er unsichtbar war. Mit so wenig Bewegung wie möglich zog er dem Posten die Jacke herunter und riss ihm das Hemd vom Rücken, fetzte das Tuch in Streifen. Wenige Augenblicke später war der Mann so gefesselt, dass er mit jeder Bewegung die Fesseln noch straffer zog. Er hatte einen Knebel im Mund, festgebunden mit einem Ärmel um den Kopf.
    Normalerweise hätte Bourne, so wie in der Vergangenheit  – er wusste instinktiv, dass das in ähnlichen Situationen sein normales Vorgehen gewesen war –, keine Zeit verloren und wäre quer durch den Wald auf das Feuer zugerannt. Stattdessen musterte er den bewusstlosen Asiaten, der vor ihm lag; irgendetwas störte ihn … etwas passte nicht ins Bild. Zuallererst hatte er erwartet, einen Posten in chinesischer Armeeuniform vorzufinden, denn er erinnerte sich nur allzu deutlich an den Dienstwagen in Shenzen und den Mann darin. Aber nicht nur die fehlende Uniform störte ihn, auch die Kleider, die der Mann trug. Sie waren billig
und schmutzig und rochen nach ranzigen Speiseresten. Er bückte sich, drehte das Gesicht des Mannes herum, machte ihm den Mund auf; nur wenige Zähne, und die wenigen schwarz und faulig. Was für ein Posten war das, was für eine Streife? Das war ein Schläger – ohne Zweifel erfahren – , aber ein primitiver Verbrecher aus der Gosse Asiens, wo ein Menschenleben billig war. Und doch handelten die Männer bei dieser »Lagebesprechung« mit Zehntausenden von Dollar. Der Preis, den sie für ein Menschenleben bezahlten, war sehr hoch. Irgendetwas war hier tatsächlich

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