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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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gewisse Schlüsse gezogen.« Der Diplomat wandte sich McAllister zu; als er jetzt fortfuhr, war seine Autorität langsam wieder zu spüren. »Rufen Sie Lewis zurück, Edward. Sagen Sie ihm, er soll diesen Nelson anweisen, auf einen Anruf von Ihnen zu warten. Ich würde eine etwas weniger direkte Methode vorziehen, aber dafür haben wir keine Zeit. Ich möchte, dass Sie ihn ausfragen, ihn über alles und jedes ausfragen, das Ihnen einfällt. Ich werde mithören.«
    »Dann sind Sie also meiner Meinung«, sagte der Staatssekretär. »Irgendetwas stimmt nicht.«
    »Ja«, antwortete Havilland und sah dabei Lin an. »Der Major hat es erkannt und ich nicht. Ich würde es etwas anders formulieren, aber mich stört das jetzt auch. Die Frage ist nicht, warum Lewis mich angerufen hat, sondern, weshalb ein Attaché zu ihm ging. Was ist passiert – eine ungeheuer aufgeregte Frau sagt, ihr Mann sei verschwunden, will aber nicht zur Polizei gehen, das Konsulat nicht betreten. Normalerweise würde man eine solche Person als Verrückte abtun. Ganz sicher jedenfalls ist das auf den ersten Blick keine Angelegenheit, mit der man einen überarbeiteten Generalkonsul behelligt. Rufen Sie Lewis an.«
    »Selbstverständlich. Aber zuerst – ist mit dem kanadischen Hochkommissar alles glatt gegangen? Wird er uns unterstützen?«
    »Die Antwort auf Ihre erste Frage lautet nein, es ist nicht alles glatt gegangen. Was die zweite angeht – er hat keine Wahl.«
    »Ich verstehe nicht.«
    Havilland atmete tief und resigniert. »Er wird uns über Ottawa eine Liste sämtlicher Mitarbeiter seines Konsulats liefern, die in irgendeiner Weise einmal mit Marie St. Jacques
zu tun hatten – aber nur widerwillig. Man hat ihm das zwar aufgetragen, aber er hat sich doch recht gesträubt. Erstens hat er vor vier Jahren selbst ein zweitägiges Seminar mit ihr mitgemacht, und er meint, das Gleiche gelte wahrscheinlich für ein Viertel des Konsulats. Nicht dass sie sich an sie erinnern würde, wohl aber umgekehrt. Sie war ›außergewöhnlich‹, so hat er es formuliert. Außerdem sei sie eine Kanadierin, der von einer Bande von amerikanischen Arschlöchern – er hatte nicht die geringsten Hemmungen, dieses Wort zu gebrauchen – ziemlich übel mitgespielt worden sei, bei irgendeiner schwachsinnigen, kriminellen Operation – ja, das war seine Formulierung: schwachsinnig. Bei einer idiotischen Operation dieser Arschlöcher  – tatsächlich, er hat es wiederholt –, die nie befriedigend aufgeklärt worden sei.« Der Botschafter hielt kurz inne, lächelte und stieß dann einen Laut aus, den man als Lachen deuten konnte. »Es war alles sehr erfrischend. Er hat kein Blatt vor den Mund genommen, und seit dem Tod meiner lieben Frau hat niemand mehr so mit mir geredet. Ich könnte mehr davon vertragen.«
    »Aber Sie haben ihm doch gesagt, dass es zu ihrem eigenen Vorteil ist? Dass wir sie finden müssen, ehe ihr ein Schaden zugefügt wird.«
    »Ich gewann den deutlichen Eindruck, dass unser kanadischer Freund ernsthafte Zweifel an meinem Verstand hatte. Rufen Sie Lewis an. Der Himmel weiß, wann wir diese Liste bekommen. Unser Ahornblatt wird sie wahrscheinlich mit dem Zug von Ottawa nach Vancouver schicken lassen, und von dort aus auf einem langsamen Frachtdampfer nach Hongkong, wo sie in der Poststelle verloren gehen wird. Unterdessen haben wir einen Attaché, der sich sehr eigenartig verhält. Er springt über Zäune, wenn kein Mensch von ihm solche Sprünge verlangt.«
    »Ich kenne John Nelson, Sir«, sagte Lin. »Er ist ein intelligenter junger Mann und spricht ordentliches Chinesisch. Er ist recht populär.«
    »Er ist noch ganz was anderes, Major.«

     
    Nelson legte den Hörer auf. Auf seiner Stirn standen Schweißtröpfchen; er wischte sie mit dem Handrücken weg und war befriedigt, dass er in Anbetracht aller Umstände so gut gewesen war. Ganz besonders zufrieden war er damit, dass er die Stoßrichtung von McAllisters Fragen gegen den Frager selbst gerichtet hatte, wenn auch auf diplomatische Weise.
    Warum hielten Sie es für angebracht, zum Generalkonsul zu gehen? Mir scheint, Ihr Anruf gibt darauf die Antwort, Mr. McAllister. Ich hatte das Gefühl, dass etwas Außergewöhnliches geschehen war. Ich war der Meinung, der Konsul sollte das erfahren.
    Aber die Frau hat sich geweigert, zur Polizei zu gehen; sie lehnte es sogar ab, das Konsulatsgebäude zu betreten.
    Wie gesagt, es war außergewöhnlich, Sir. Sie war nervös und angespannt, aber nicht

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