Das Bourne Imperium
ist – das hatten wir eine Stunde nach dem Abgang des Corporals auf dem Schreibtisch, nachdem der zwanzig Minuten mit ein paar sehr verlegenen Typen von der Sicherheit verbracht hatte.«
»Und das, was Sie sagen sollen, ist nicht das, was Sie glauben.«
»Kein Kommentar«, sagte Nelson. »Das Haus in Victoria ist für die Bequemlichkeit und die Sicherheit reisender Regierungsbeamter und Vertreter amerikanischer Firmen gemietet worden, die im Territorium geschäftlich zu tun haben.«
»Quatsch. Insbesondere das Letztere. Seit wann trägt der Steuerzahler die Spesen für General Motors und ITT?«
»Washington setzt sich aktiv für eine Ausweitung des Handels ein. Das liegt auf der gleichen Linie wie unsere Politik der offenen Tür in Bezug auf die Volksrepublik. Das passt zusammen. Wir wollen die Dinge einfacher machen, zugänglicher, und diese Stadt hier ist bis zum Bersten überfüllt. Versuchen Sie doch mal, zwei Tage im Voraus ein Zimmer in einem ordentlichen Hotel zu bekommen.«
»Das klingt, als hätten Sie das auswendig gelernt.«
»Kein Kommentar. Ich habe Ihnen nur das gesagt, was man Ihnen sagen sollte, falls Sie auf das Thema kämen – und das haben Sie ja bestimmt auch vorgehabt.«
»Natürlich. Ich habe Freunde auf dem Peak, die gar nicht mehr mit ihrer Wohngegend zufrieden sind, seit dort so viele Ledernacken herumlungern.« Catherine nippte an ihrem Glas. »Und Havilland ist dort oben?«, fragte sie und stellte das Glas wieder auf den Tisch.
»Da würde ich fast jede Wette darauf eingehen.«
»Fast jede?«
»Unsere Pressedame – ihr Büro liegt unmittelbar neben dem meinen – wollte PR aus dem Botschafter herauskitzeln. Sie hat den Generalkonsul gefragt, in welchem Hotel er sei. Nein. Ob er dann privat untergebracht sei? Wieder nein. ›Wir müssen warten, bis er uns anruft, falls er das tut‹, sagte unser Boss. Sie hat sich an meiner Schulter ausgeweint, aber die Anweisung war klar. Ihn aufspüren kommt nicht infrage.«
»Er ist oben auf dem Peak«, schloss Catherine Staples leise aus dem Gehörten. »Er hat sich ein abgeschottetes Haus gebaut und eine Operation angeleiert.«
»Was etwas mit dieser Webb, dieser Marie St. Irgendwer Webb zu tun hat?«
»St. Jacques. Ja.«
»Wollen Sie mir etwas darüber sagen?«
»Jetzt nicht – das ist besser für Sie und für mich. Wenn ich Recht habe und jemand auf die Idee käme, dass man Ihnen Informationen gegeben hat, könnte es sein, dass man Sie ohne Pullover nach Reykjavik versetzt.«
»Aber Sie sagten doch, Sie wüssten nicht, worin die Verbindung bestünde und Sie wüssten es gern.«
»In dem Sinn, dass ich die Gründe dafür nicht verstehe, falls tatsächlich eine solche Verbindung existiert. Ich kenne nur eine Seite der Geschichte, und die ist voller Löcher. Ich könnte mich irren.« Wieder trank Catherine einen Schluck Whisky. »Hören Sie, Johnny«, fuhr sie dann fort, »das müssen Sie ganz allein entscheiden, und wenn Sie nein sagen, würde ich das verstehen. Ich muss wissen, ob Havillands Anwesenheit hier in Hongkong etwas mit einem Mann namens David Webb und seiner Frau Marie St. Jacques zu tun hat. Sie war vor ihrer Heirat Wirtschaftswissenschaftlerin in Ottawa.«
»Eine Kanadierin?«
»Ja. Lassen Sie sich erklären, warum ich es wissen muss – aber ich sage Ihnen nur so viel, dass Sie keine Schwierigkeiten bekommen können. Wenn die Verbindung besteht,
muss ich in der eingeschlagenen Richtung weitermachen. Wenn nicht, dann kann ich eine Wendung um hundertachtzig Grad machen und einen anderen Weg einschlagen. In letzterem Fall kann ich mich an die Öffentlichkeit wenden. Ich kann die Zeitungen, das Radio, das Fernsehen einsetzen, eben alles, womit man Nachrichten verbreitet, um ihren Mann herzuholen.«
»Was bedeutet, dass er im Augenblick im Regen steht«, unterbrach sie der Attaché. »Und Sie wissen, wo sie ist, aber andere wissen das nicht.«
»Wie ich schon sagte, Sie verstehen sehr schnell.«
»Aber im anderen Fall – wenn es doch eine Verbindung zu Havilland gibt, was Sie vermuten …«
»Kein Kommentar. Wenn ich Ihnen Antwort gäbe, würde ich Ihnen mehr sagen, als Sie wissen sollten.«
»Ich verstehe. Es ist also heikel. Lassen Sie mich nachdenken.« Nelson griff nach seinem Martini, stellte dann das Glas unangerührt wieder hin. »Wie wäre es mit einem anonymen Anruf, der bei mir angekommen ist?«
»Zum Beispiel?«
»Eine beunruhigte Kanadierin sucht nach Informationen über ihren verschwundenen
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