Das Bourne Imperium
Schwachstelle hatte, dann die, dass er in punkto Sex nicht gerade wählerisch war, aber angesichts der Tatsache, dass es heterosexuelle Aktivitäten waren und er Junggeselle, war das löblich, nicht zu verurteilen. Ein ›Spezialist‹ sagte Lin, dass Nelson dem Vernehmen nach den Rat erhalten hatte, sich ziemlich regelmäßig ärztlich untersuchen zu lassen. Das war kein Verbrechen.
Das Telefon klingelte; Lin griff nach dem Hörer. »Ja?«
»Der Observierte ist zur Peak-Tram gegangen und hat ein Taxi nach Wanchai genommen. Er ist jetzt in einem Café, es heißt The Monkey Tree. Ich bin bei ihm. Ich kann ihn sehen.«
»Das ist recht abgelegen und sehr überfüllt«, sagte der Major. »Hat sich jemand zu ihm gesetzt?«
»Nein, aber er hat einen Tisch für zwei verlangt.«
»Ich komme so schnell wie möglich. Wenn Sie weggehen müssen, werde ich über Radio mit Ihnen Kontakt halten. Sie fahren doch Wagen sieben, oder?«
»Wagen sieben, Sir … Warten Sie! Eine Frau geht auf seinen Tisch zu. Jetzt steht er auf.«
»Können Sie sie erkennen?«
»Es ist hier zu dunkel. Nein.«
»Geben Sie dem Kellner Geld. Er soll sich mit dem Bedienen Zeit lassen. Aber nicht zu auffällig, nur ein paar Minuten. Ich nehme den Notarztwagen mit der Sirene bis zur nächsten Kreuzung.«
»Catherine, ich verdanke Ihnen so viel und möchte Ihnen wirklich in jeder Weise behilflich sein. Aber ich muss mehr wissen, als Sie mir bisher gesagt haben.«
»Es gibt also eine Verbindung, nicht wahr? Havilland und Marie St. Jacques.«
»Das werde ich nicht bestätigen – das kann ich nicht bestätigen, weil ich nicht mit Havilland gesprochen habe.
Aber mit einem anderen Mann habe ich gesprochen, einem Mann, von dem ich eine Menge gehört habe und der einmal hier stationiert war – verdammt kluger Kopf –, und der klang ebenso verzweifelt wie Sie gestern Abend.«
»Kam Ihnen das gestern Abend so vor?« Catherine Staples strich sich über das von grauen Strähnen durchsetzte Haar. »Das war mir nicht bewusst.«
»Hey, jetzt kommen Sie. Es war nicht zu überhören. Sie klangen genau wie ich , als Sie mir die Fotos gaben.«
»Johnny, glauben Sie mir . Wir haben da vielleicht mit etwas zu tun, von dem wir beide die Finger lassen müssten. Etwas weit über unseren Köpfen, von dem wir – ich – nicht so viel wissen, als dass wir die richtige Entscheidung treffen könnten.«
»Ich muss eine Entscheidung treffen, Catherine.« Nelson blickte auf und sah sich nach dem Kellner um. »Wo bleiben diese verdammten Drinks?«
»Ich bin ja nicht gerade am Verdursten.«
»Aber ich. Ich schulde Ihnen alles, und ich mag Sie und ich weiß, dass Sie die Fotos nicht gegen mich verwenden würden, was es nur noch schlimmer macht …«
»Ich habe Ihnen alle Fotos gegeben, die ich hatte, und die Negative haben wir gemeinsam verbrannt.«
»Also habe ich echte Schulden bei Ihnen, können Sie das nicht verstehen? Herrgott, die Kleine war – was denn – zwölf Jahre alt?«
»Das haben Sie nicht gewusst. Sie standen unter Drogeneinfluss.«
»Ja, ein richtiger Passierschein ins Vergessen. Kein Aufstieg, kein Staatssekretär, höchstens noch eine Zukunft als Hauptdarsteller in Kinderpornos! Ein Albtraum!«
»Das ist jetzt vorbei, und Sie übertreiben. Ich möchte nur, dass Sie mir sagen, ob es eine Verbindung zwischen Havilland und Marie St. Jacques gibt, und ich glaube, das können Sie. Warum ist das so schwierig? Dann werde ich wissen, was zu tun ist.«
»Weil ich, wenn ich das tue, Havilland sagen muss, dass ich es Ihnen gesagt habe.«
»Dann geben Sie mir eine Stunde Zeit.«
»Warum?«
»Weil ich in meinem Safe im Konsulat doch noch ein paar Fotos habe«, log Catherine Staples.
Nelson fuhr in seinem Sessel zurück. »O Gott!«, stieß er wie benommen hervor. »Das glaube ich nicht!«
»Versuchen Sie zu verstehen, Johnny. Wir kämpfen jetzt mit harten Bandagen, und zwar, weil es im Interesse unserer Arbeitgeber liegt – unserer Länder, wenn Sie so wollen. Marie St. Jacques war eine Freundin von mir, ist eine Freundin – und ihr Leben war plötzlich nichts mehr wert – in den Augen selbstsüchtiger Männer, die eine Geheimoperation führten und denen sie und ihr Mann völlig gleichgültig waren. Sie haben sie beide benutzt und dann versucht, sie beide umzubringen ! Ich will Ihnen etwas sagen, Johnny. Ich verabscheue Ihre CIA und die so hochtrabend als Consular Operations bezeichneten Aktionen Ihres Außenministeriums. Ich
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