Das Bourne Imperium
erfahren. Das erwartet die Polizei von uns.«
»Verdammt, nehmen Sie die Hände weg!« Marie wand sich im Griff des jungen Mannes und trat zu, der Mann hinter ihr riss sie um, während der größere Junge ihre Beine packte und sie zwischen den seinen festklemmte. Jetzt konnte sie sich nicht mehr bewegen. Der erste Chinese riss ihr die Bluse und dann den Büstenhalter herunter, umfasste ihre Brüste mit beiden Händen. Sie schrie und schlug um sich und schrie wieder, bis einer der Chinesen sie schließlich ohrfeigte und ihr mit zwei Fingern die Kehle zudrückte, sodass sie keinen Ton mehr hervorbrachte, nur halb ersticktes Husten. Und da war wieder der Albtraum von Zürich – Vergewaltigung und Tod am Guisan-Kai.
Sie schleppten sie zu einem mit hohem Gras bestandenen Streifen Land, und der Junge hinter ihr hielt ihr die Hand über den Mund gedrückt, und dann den rechten Arm, schnitt ihr die Luft ab und hinderte sie am Schreien. Jetzt wurde sie auf den Boden geworfen, und einer der Angreifer drückte ihr den nackten Bauch aufs Gesicht, während der andere an ihr die Hosen herunterzog und ihr zwischen die Beine griff. Es war wieder Zürich, nur dass sie diesmal nicht in der kalten Schweizer Finsternis am Boden lag, sondern in der feuchten Hitze Asiens; und statt der Limmat war da ein anderer Fluss, viel breiter, viel verlassener; und statt einem Tier waren da zwei. Jetzt konnte sie den Körper des großen Chinesen auf sich spüren, der in seiner Panik
zustieß und wütend war, dass es ihm nicht gelang, in sie einzudringen. Sie schlug um sich, versuchte seinen Angriff abzuwehren. Einen Augenblick griff der Junge, der über ihrem Gesicht lag, unter seine Hose – einen Augenblick lang konnte Marie sich bewegen, und die Welt rings um sie wurde wahnsinnig! Sie grub die Zähne in das Fleisch über ihr, dass das Blut hervorquoll, spürte das Fleisch im Mund.
Schreie! Der Druck an ihren Armen ließ nach. Sie trat zu, als der junge Asiate sich beiseite wälzte und sich den Leib hielt; jetzt schmetterte sie ihr Knie in das frei liegende Glied über ihr und krallte nach dem schwitzenden Gesicht mit den wilden Augen über ihr, schrie jetzt selbst – brüllte, flehte, schrie, wie sie noch nie in ihrem Leben geschrien hatte. Sich noch immer die Hoden haltend, warf sich der Junge über sie, aber jetzt ging es ihm nicht mehr um Vergewaltigung, er wollte nur, dass sie still war. Erstickend hatte Marie das Gefühl, dass Dunkelheit sich um sie schloss – und dann hatte sie andere Stimmen in der Ferne gehört, erregte Stimmen, die näher kamen, und sie wusste, dass sie einen letzten Hilfeschrei ausstoßen musste. Sie bäumte sich verzweifelt auf, grub die Nägel in das verzerrte Gesicht über ihr und schaffte es, einen Augenblick lang ihren Mund freizumachen.
»Hier! Hier unten! Hier!«
Und plötzlich wimmelte es über ihr von Körpern; sie konnte Tritte und Schläge und wütende Schreie hören, aber nichts davon galt ihr. Und dann war die Dunkelheit gekommen, und ihre letzten Gedanken galten nur teilweise ihr selbst. David! David, um Gottes willen, wo bist du! Bleib am Leben, mein Liebster! Lass nicht zu, dass sie dich wieder um den Verstand bringen! Unter keinen Umständen darfst du das zulassen! Sie wollen mich auch in den Wahnsinn treiben, und ich werde das nicht zulassen! Warum tun die uns das an? O mein Gott, warum?
Sie war auf einer Pritsche in einem kleinen, fensterlosen Raum erwacht, und eine junge Chinesin, ein Mädchen noch, wischte ihr mit einem kühlen, parfümierten Tuch die Stirn ab. »Wo …?«, flüsterte Marie. »Wo ist das? Wo bin ich?«
Das Mädchen lächelte reizend, zuckte die Achseln und nickte einem Mann auf der anderen Seite der Pritsche zu, einem Chinesen, von dem Marie annahm, dass er Mitte der Dreißig war. Er trug Tropenkleidung und anstelle eines Hemdes ein weißes Guyabera. »Gestatten Sie mir, dass ich mich vorstelle«, sagte er in korrektem Englisch, wenn auch mit Akzent. »Mein Name ist Jitai, ich arbeite bei der Tuen-Mun-Zweigstelle der Hang-Chow-Bank. Sie befinden sich im Hinterzimmer eines Stoffgeschäftes, das einem Freund und Klienten von mir, Mr. Chang, gehört. Man hat Sie hierher gebracht und nach mir gerufen. Sie sind von zwei Halbstarken der Di-di Jing Cha überfallen worden. Das sind Hilfspolizisten. Es handelt sich dabei um eines dieser gut gemeinten Sozialprogramme, die zwar viele Vorteile haben, aber natürlich gibt es dabei gelegentlich auch faule Eier, wie ihr Amerikaner
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