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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sagt.«
    »Warum halten Sie mich für eine Amerikanerin?«
    »Ihre Sprache. Während Sie bewusstlos waren, sprachen Sie von einem Mann namens David. Ein lieber Freund ohne Zweifel. Sie wollen ihn finden.«
    »Was habe ich sonst noch gesagt?«
    »Eigentlich nichts. Was Sie sagten, war nicht sehr zusammenhängend.«
    »Ich kenne niemanden, der David heißt«, sagte Marie mit fester Stimme. »Nicht so gut. Das muss eines von den Delirien gewesen sein, die weit in die Vergangenheit reichen.«
    »Das ist unwichtig. Es kommt nur auf Ihr Wohlbefinden an. Uns erfüllt Scham und Sorge über das, was geschehen ist.«
    »Wo sind die beiden Saukerle?«
    »Man hat sie festgenommen und wird sie bestrafen.«
    »Ich hoffe nur, dass sie zehn Jahre Gefängnis bekommen.« Der Chinese runzelte die Stirn. »Dazu müsste man die Polizei einschalten – eine formelle Anklage, eine Anhörung vor einem Magistratsbeamten, viele Formalitäten.« Marie starrte den Bankier an. »Und wenn Sie das wollen, werde ich Sie jetzt zur Polizei begleiten und dort für Sie übersetzen, aber wir waren der Ansicht, dass wir erst hören
sollten, was Ihre Wünsche diesbezüglich sind. Sie haben so viel durchgemacht – und Sie sind ganz allein hier in Tuen Mun, aus Gründen, die nur Sie kennen.«
    »Nein, Mr. Jitai«, sagte Marie leise. »Ich möchte lieber keine Anklage erheben. Ich fühle mich jetzt wieder wohl, und ich bin nicht besonders rachsüchtig.«
    »Wir schon, Madame.«
    »Was meinen Sie?«
    »Die jungen Leute, die Sie angegriffen haben, werden unsere Schande in ihr Hochzeitsbett tragen und dort weniger leisten, als von ihnen erwartet wird.«
    »Ich verstehe. Sie sind jung …«
    »Wie wir erfahren haben, ist das heute Morgen nicht ihr erstes Vergehen dieser Art. Das ist schmutziges Pack, und sie sollen eine Lektion bekommen.«
    »Heute Morgen? O Gott, wie spät ist es? Wie lange bin ich schon hier?«
    Der Mann sah auf die Uhr. »Fast eine Stunde.«
    »Ich muss in die Wohnung zurück – und zwar sofort. Das ist wichtig.«
    »Die Frauen wollen Ihre Kleidung flicken. Es sind ausgezeichnete Näherinnen, und es wird nicht lange dauern. Aber sie waren der Meinung, Sie sollten nicht ohne Kleider aufwachen.«
    »Ich habe keine Zeit. Ich muss jetzt zurück. O Gott! Ich weiß nicht, wo es ist, und ich habe keine Adresse!«
    »Wir kennen das Gebäude, Madame. Eine große, attraktive weiße Frau allein in Tuen Mun fällt auf. So etwas spricht sich herum. Wir werden Sie sofort hinbringen.« Der Bankangestellte drehte sich um und sagte, zu einer halb geöffneten Tür hinter sich gewandt, etwas auf chinesisch, während Marie sich aufsetzte. Plötzlich bemerkte sie die Menschenansammlung, die hereinspähte. Sie stand auf – die Füße taten ihr immer noch weh – und stand einen Augenblick schwankend da, bis sie schließlich das Gleichgewicht gefunden hatte. Sie drückte ihre zerrissene Bluse zusammen.
    Die Tür ging auf, und zwei alte Frauen traten ein, jede hielt ein Kleidungsstück aus bunter Seide in der Hand. Das
erste war ein kimonoähnliches Kleidungsstück, das man ihr vorsichtig über den Kopf zog, sodass es ihre zerfetzte Bluse und den größten Teil der schmutzigen grünen Hose bedeckte. Das zweite war eine lange, breite Schärpe, die man ihr um die Hüfte wand und vorsichtig festband. Trotz ihres benommenen Zustandes konnte Marie erkennen, dass es sich um ausgesucht schönes Material handelte.
    »Kommen Sie, Madame«, sagte der Bankangestellte und berührte sie am Ellbogen. »Ich werde Sie begleiten.« Sie traten in das Stoffgeschäft hinaus, und Marie nickte und versuchte, den zahlreichen chinesischen Männern und Frauen zuzulächeln, die sich vor ihr verbeugten, die dunklen Augen von Trauer erfüllt.
    Sie war in das kleine Appartement zurückgekehrt, hatte die schöne Schärpe und den Kimono abgelegt und sich auf das Bett gelegt und versucht, dieser Sinnlosigkeit Sinn abzugewinnen. Sie vergrub das Gesicht im Kissen und bemühte sich, die schrecklichen Bilder des Morgens aus ihrem Kopf zu verdrängen, aber all das Hässliche ließ sich nicht einfach wegschieben. Stattdessen quoll jetzt der Schweiß aus ihr heraus, und je fester sie die Augen zusammenpresste, desto gewalttätiger wurden die Bilder und mischten sich in die schrecklichen Erinnerungen an Zürich, den Guisan-Kai, wo ihr ein Mann namens Jason Bourne das Leben gerettet hatte.
    Sie unterdrückte einen Schrei und sprang vom Bett auf, stand zitternd da. Dann ging sie in die winzige

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